2011

ein Jahr danach..

Nun ist es schon ein Jahr her seit dem großen Beben mit all seinen Folgen.
Die Zeit vergeht rasend schnell und nur gelegentlich bemerkt man etwas davon.

Ich möchte jetzt keinen endlosen Post über die Folgen des Erdbebens schreiben, mich auch nicht über die nicht enden wollend grauenvolle Berichterstattung, die einige Medien an den Tag gelegt haben aufregen. Nein, ich mag mich auch nicht an der Sensationsgeilheit für noch dramatischere Schlagzeilen aufhalten.

Stattdessen möchte ich der Opfer gedenken.

All jene, die in der Flutwelle ihr Leben gelassen haben.

All jene, die zusehen mussten, wie Freunde und Familie ums Leben kamen.

All jene, die hilflos in der Ferne saßen.

All jene, die jemanden verloren haben.

Besonders auch an die Menschen denken, die nie ihre Angehörigen wiedergefunden haben, und an die Kinder, die nun ohne Eltern leben müssen.


Auflösung..

Hat eigentlich einer von euch die 3 Sachen auf dem Bild gefunden?

Ich habe ja eigentlich nur wild aus dem Flugzeug heraus fotografiert weil ich den Anblick so nett fand, aber später bemerkte ich dann die Kleinigkeiten.

Hier habe ich die drei mal für euch eingekringelt (in der Zeit in der ich mich jetzt schon ums lernen drücke…)

Fujisan ist ja fast unübersehbar in der oberen Mitte, der Tokyo Tower in der mittleren linken Hälfte und der Sky tree in der unteren Mitte.
Der Fluss, der sich so nett schlängelt, ist der Sumidagawa – und am schönsten (finde ich) von Asakusa aus zu betrachten. Der Sensoji liegt ganz in der Nähe des Flusses – und somit auch nicht unweit vom Skytree. Werde darüber demnächst noch was kleines schreiben..
*seufz* Ich möchte gerne eine Tüte „mehr Zeit“ kaufen…….


immer wieder gerne..

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wenn ich schon so freundlich gebeten werde..


Der Fluch der Flüge..

Um den Bericht über den Sommer abzuschließen – nach unserem Rundtrip ist nicht mehr allzuviel spannendes passiert. Wir sind noch einmal nach Chiba ins Krankenhaus gefahren und haben uns ansonsten dem Altag hingegeben bis ich wieder in den Flieger zurück steigen musste.

Es war ein angenehmer Flug – und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war es wohl einer der angenehmsten (den Flug mit Korean airlines ausgenommen – der eine davon war nicht zu toppen!)

Mit Flügen ist das bei mir nämlich immer so eine Sache. Hier scheine ausnamsweise ich das ausgeprägte Talent für Griffe ins Klo zu besitzen.

Mein erster Rückflug mit British airways fiel wegen des netten Isländischen Vulkans ins Wasser – ich musste zwei Wochen auf einen Ersatzflug warten. Ok, immerhin wurden Hotel und Fahrtickets bezahlt – und ich für den einen Flug in die Buisnessclass hochgestuft – aber trotzdem…

Der nächste Versuch – von Frankfurt mit Korean air. Auf dem Weg zum Flughafen wurde der Flieger leider von einem Blitz getroffen.. eigentlich war gegen 18:00 Abflugzeit, doch um kurz nach Mitternacht saßen wir immernoch und warteten. Kamen uns ein bisschen so vor wie in diesem Film mit Tom Hanks…
Nachdem man eigentlich schon aufgegeben hatte und uns zurück zum Gepäckband schickte, kam auf einmal doch noch die Durchsage zum Start der Maschine. Wieviele Menschen gehen in so einen Flieger rein? Jetzt stelle man sich vor, dass die ALLE nochmal durch Passkontrolle, Sicherheitskontrolle und Zoll müssen… Gleichzeitig… bei zwei geöffneten Schaltern….
Wir strandeten dann in Seoul, da wir natürlich sämtliche Anschlussflüge verpasst hatten. Eine Nacht im Luxushotel mit Vollpension über den Dächern der Stadt – garnicht mal so schlecht!
Und – qualitativ war der Flug mit Korean Air der Beste bisher! Die haben sogar USB Anschlüsse zum aufladen von elektrischen Geräten (Iphone?) und Wiedergabe seiner eigenen MP3 – plus – man konnte seine eigenen Kopfhörer ohne jegliche Probleme benutzen!
Das Essen war großartig und man konnte es sogar als „lecker“ bezeichnen. Eine Seltenheit!
Der Koreanische Zwischenstopp war also eigentlich garnicht so schlimm und der Rückflug verlief traumhaft! Wusstet ihr übrigens, dass es in Seoul ein Unterhaltungsprogramm für Reisende gibt? Traditionelle Musik, Kleidung, Tee.. und kostenloses Wifi – bzw. für die, die keinen Laptop dabei haben Massenweise frei nutzbare Netbooks und Internetterminals! Luxus pur!

Weiter mit der Edelweiß Airline – Volksmusik Beschallung und eine saftige Verspätung inklusive. Das Essen schlecht, der Service unfreundlich. Es gab verkohlte Crossaints an denen nicht nur ich mir die Finger verbrannt habe – denn es gab natürlich keine Servietten oder ähnliches dazu..

Zurück mit Austrian airlines – Essen weitestgehend ungenießbar, das Entertainment Programm in Endlosschleife ohne anwählbare Optionen – einzige Fluchtmöglichkeiten: Schlafen oder lesen.

Und nochmal British Airways – mit katastrophalem Service aber zumindest mit nur 1 1/2 Stunden Verspätung noch relativ pünktlich… der Rückflug verlief sogar ohne nennenswerte Verspätung. Fast schon ein Wunder. Gut, das Essen sollte man wirklich eher nicht zu sich nehmen.

So, und nun zur Winterkatastrophe schlecht hin.

Von Düsseldorf nach Paris lief alles glatt. Eine 3/4 Stunde zum Umsteigen reicht locker, dachte ich und stieg gut gelaunt aus dem Flugzeug aus.
Dumm wie ich feststellte, denn der Flughafen ist riesig!  Rennen war angesagt. Keuchend nach Luft schnappend kam ich bei den Pass- und Sicherheitskontrollen an, da bemerkte ich nur aus den Augenwinkeln heraus uniformierte und schwer bewaffnete Männer. Es dauerte keine 2 Minuten, da wurde das gesammte Terminal geräumt – wir wurden von den Männern mit vorgehaltenem MG nach hinten gedrängt. Alles nur auf Französisch und kein Wort Englisch. Sprich – keiner wusste was los war bis einer der anderen Touristen netterweise für uns übersetzt hat. Unbeaufsichtigtes Gepäck (wohlgemerkt HINTER dem Durchgang zur Sicherheitskontrolle). Eine Stunde lang blieb das Terminal gesperrt. Die Flüge fingen schon sämtlichst an auf der Anzeigetafel rot zu blinken und letzte Aufrufe zu machen – aber was sollten wir denn tun? Wir konnten ja nicht vorwärts! Panik stellte sich langsam ein. Dann wurde das Gate wieder frei gegeben und ALLES stürmte zu den Sicherheitskontrollen. Nachdem einige Leute ihrem Unmut Luft gemacht hatten, wurden die Passagiere der rot blinkenden Flüge nach vorne beordert um schnell zum Flieger zu kommen.

Wir waren also durch die Kontrollen durch, rannten sämtlichst zum Flieger, waren die Letzten, suchten unsere Plätze und dann ging es auch schon los. 1 Stunde Verspätung bisher – die ließe sich beim Flug aufholen meinte der Kapitän.

Wir rollten auf die Startbahn. Und rollten eine Runde. Noch eine Runde. Noch eine. Die ersten wunderten sich schon. Und dann rollten wir zurück ins Terminal. Ein Technischer Defekt! Yay! Man müsse auf die Handwerker warten, das könne eine Weile dauern. Zumindest stellten sie das entertainment Programm an. Eine Stunde später kamen die Handwerker endlich, überprüften fleißig 30Minuten lang alles, stellten fest, dass man ein Ersatzteil bräuchte. Das ganze sollte so um die 2 Stunden dauern. Ich fasse zusammen, bis dahin waren es schon 2 1/2 Stunden Verspätung und zwei angedrohte dazu – also 4 1/2.

Nach den 2 Stunden kam erneut eine Durchsage.Flugzeug irreperabel – wir müssen den Flieger wechseln – aber zuerst muss ein Ersatzflieger her. Alle raus aus dem Flugzeug und warten. Zumindest gab es irgendwann Essensgutscheine für ein Sandwich. Da es allerdings nur einen Laden gab im Terminal, der nichts davon wusste und plötzlich eine Horde von Menschen darauf zustürmten, bekamen nur die ersten 150 ungefähr etwas. Ich befand mich darunter, schleuste aber ein paar Familien noch dazwischen damit wenigstens die Kinder etwas Essbares und Trinken bekamen. Chaos. Verzweifelung. Schreiende, unglückliche Kinder. Gestresste Eltern.

Nach zwei weiteren Stunden stand dann endlich unser Ersatzflieger bereit. Das Einsteigen verlief recht unproblematisch und schnell – wir wollten schließlich alle nur noch sitzen und unsere Ruhe haben! Mit gut 7 Stunden Verspätung ging es dann endlich in die Luft.

Über das Essen brauchen wir da garnicht mehr zu sprechen. Katastrophe von vorne bis hinten. Genervte Stewardessen (dabei wurden die sogar vorher frisch eingetauscht) wo man nur hinblickte und selbst für das Bedürfnis nach nem Glas Wasser wurde man zusammengefaltet. Nein Danke! Da waren sich die meißten der Passagiere einig. Die anderen schliefen erschöpft. Schade, dass es die japanische Höflichkeit nur selten zulässt zu explodieren – hier wäre es zwischenzeitig sehr wohl angebracht gewesen.

Der Rückflug mit KLM war auch nicht so prickelnd – ich habe am Flughafen Narita noch nie zuvor ein solches Chaos erlebt! Zu dem Zeitpunkt als der Flug als Rot anfing zu blinken, waren höchstens erst 25% der Passagiere durch die Gepäckabgabe und noch nichtmal durch den Sicherheitscheck. Es ist doch immer wieder spannend…

Zumindest gab es dort dann aber „nur“ 2 Stunden Verspätung – die hatte ich eh schon einkalkuliert- und somit war alles Gut.

(Na? Wer findet in diesem Bild Fujisan, Tokyo Tower UND den Sky tree? – August 2011)

In diesem Sinne freue ich mich auf den nächsten Flug (irgendwann) und gehe jetzt erstmal die langsam frühlingshafteren Temperaturen mit den Kindern draußen genießen! cheers!


Kyoto – eine Sommermelodie

Da stehen wir nun im abendlichen Kyoto, haben uns auf dem Weg in unser Ryokan ordentlich verlaufen („das ist nicht weit vom Bahnhof weg Schatz, mach dir keine Sorgen ich weiß wo wir lang müssen“…….) und leichter Regen prasselt auf uns hernieder. Ist bei den Temperaturen um 30 grad jetzt auch nicht ganz so tragisch.

Nach ein paar Mal im Kreis laufen, schaffen wir es endlich das kleine und sehr versteckt liegende Hotel zu finden. Hier ist man international – und rechnet nicht damit, dass sie eine Langnase auf japanisch zublubbert. Man starrt mich an. „You speak english?“ Ah.. ja.. aber immer doch. Erleichterung. Bis, ja- bis mein Männe sich mit ihnen austauscht, sich zu mir wendet und trotzdem auf japanisch weiterredet. Die Kinnladen fallen auf den Tisch, man entschuldigt sich vielmals und nun ist Kommunikation auch kein Thema mehr.

Endlich eingecheckt, treibt uns der Hunger auch schon wieder nach draußen.

Natürlich nicht nur zum Essen, sondern auch um dem Maruyama Kougen einen Besuch abzustatten.
Regen. Jetzt auch nicht mehr angenehm leichter Regen, sondern prasselnde riesige Tropfen! Wir rennen also förmlich den Weg ins Zentrum, werden trotzdem klitschnass, und retten uns schließlich unter das Dach des Tempels in der Mitte des Parks. Außer uns keine Menschenseele da. Macht aber auch nichts, denn wir haben dadurch erst richtig Spaß! Wir wagen es sogar – und jetzt haltet euch fest – einen Regenschirm zu teilen! Händchenhalten inklusive. Meinetwegen darf es jetzt jeden Tag regnen.. hab ich nichts gegen.
Als schließlich meine Schuhe mit Wasser vollgelaufen sind, geben wir das nächtliche Sightseeing seufzend auf und begeben uns lieber in das gut temperierte Nakau (ein Kettenrestaurant) nebenan.
Böööser Fehler. Wer dort schonmal war, wird im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied davon singen können. Der Jingle der Kette brennt sich schon beim ersten hören tief ins Gehirn!

Auf dem Rückweg zum Ryokan noch ein bisschen Schaufenstershopping -und dann heißt es sich im Hauseigenen Onsen gegen merkwürdige Zeitgenossen zu verteidigen, den Yukata zurechtzurücken und schließlich ein wenig Kraft für den nächsten Tag zu sammeln.

Wir werden von strahlendem Sonnenschein begrüßt.
Mit einem Bus geht es ca. eine 3/4 Stunde aus der Stadt heraus. Hier ist alles ländlich und ruhig. Der Duft von Sommer liegt in der Luft.
Ich kann keinen Tempel weit und breit entdecken, aber mein Freund weiß (diesmal ausnahmsweise wirklich) den Weg zum Ziel – und so steigen wir einen schmalen geschlängelten Weg an einem Hügel hinauf.

Nach kurzer Zeit begegnen uns die ersten kleinen Fressbüdchen und wir wissen – bald sind wir am Ziel. Der Sanzen-in. Ein relativ großer Tempel, der aber auf Grund seiner Abgeschiedenheit meißt nur von japanischen Touristen aufgesucht wird. Dabei ist dieser Tempel jede Minute Fahrt wert!

Besonders beliebt ist es, auf der Außenfläche zu sitzen und Matcha mit Yokan zu genießen wärend man auf den sehr beruhigenden Tempelgarten blickt.

Wesentlich bekannter ist der Tempel jedoch durch ein paar kleine im Moos liegende Statuen.

Auf dem Rückweg ereilt uns wieder der heißgeliebte Nieselregen. Meine Freude über diese Abkühlung wird nur dadurch getrübt, dass ich andauernd Tropfen aus wahlweise meiner – oder Bfs Kamera wischen muss! Arrgh!

Wir passieren natürlich auch wieder die kleinen Fressbuden, wiederstehen aber, wollen uns zum weitergehen wenden, da schallt es uns hinterher „Laaadyyyy…heeee, Laaaadyyyy..“ Eine tiefen Männerstimme. „Lady! Watsch! Japaniiiis Reeeis! Berry Berry guuuuuto!“ Mein Gehirn sortiert noch diese seltsamen Laute während mein Freund neben mir schon vor lachen halb zusammenbricht.

Wir schleppen uns zurück zur Haltestelle, erwischen überraschender Weise sogar den Bus zurück und stürzen uns direkt auf das nächste Ziel – den Nanzen-ji.

Beeindruckend.

Sattgesehen geht es auf zum nächsten – und für uns sehr speziellen Tempel. Kyomizu-dera.

Bei Gelegenheit werde ich dazu noch mehr schreiben, aber für den Moment sei gesagt, dass dieser Tempel im Frühling während der Kirschblüte wesentlich schöner ist als in der Sommerhitze. Außerdem ist der Terrassenteil des Tempels „under construction“ und somit bleibt teilweise nur der Blick durch den Bauzaun.

Ein letzter, vom Namen her mir unbekannter Tempel mit schönem ruhigem Garten und wenigen Besuchern.

Unsere letzte Nacht in Kyoto verbringen wir damit, Shabu Shabu tabehoudai zu genießen! Eins meiner liebsten Gerichte in Japan – und in dem Restaurant besonders gut.

Den Weg zurück rollen wir dann eher, aber gut..man muss halt opfer bringen..

Der nächste Tag ist nicht so sonderlich spannend. Packen, sich im nächsten Zug auf den Weg nach Osaka begeben, einmal herzhaft in ein Okonomiyaki beißen (und den Rest beim Starbucks im Flughafen aufmümmeln) und schon sitzen wir im Flieger zurück nach Haneda..

P.s: „Sommermelodie“ rührt von einem Musikstück her, das wir auf unserer Reise im Sommer sehr häufig gemeinsam gehört haben..


Von Kobe, Valentinstag und was mir sonst noch so einfällt

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Bevor ich den Reisebericht fortführe, möchte ich euch, meinen lieben Lesern, einen schönen Valentinstag wünschen.

Denn ja, heute ist es mal wieder so weit. Verliebte schieben sich gegenseitig kleine Geschenke zu, gehen romantisch essen oder machen was auch immer ihnen grade einfällt. Natürlich suggerieren diverse Schaufenster in sämtlichen Städten, wie wichtig doch dieser Tag ist – und das man ihn (vor allem als Mann) auf keinen Fall verpassen sollte! Ja, es wird sogar die schon seit gut zwei Monaten vor sich hinstaubende Osterdeko zu diesem Zweck ein wenig zur Seite gerückt. Pink, Rosa und Rot dominieren. Herzchen überall. Vor allem Schmuckgeschäfte protzen gradezu mit überladener Deko und „Mahnschildern“ damit der Mann auch ja ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn er nicht SOFORT den Laden betritt und etwas unglaublich teurer (und unglaublich unnützes) dort kauft. Wie wäre es mit ein paar Blumen? In Pink? Und Pralinen? Auch in Pink?… achja, sowas sollten Männer nur als Beigabe zusätzlich schenken (Achtung- diese zwei Komponenten dürfen auf garkeinen Fall fehlen, liebe Männer!)

Frauen scheinen nicht ganz so sehr unter Druck zu stehen, aber natürlich spielt sich in den meißten weiblichen Gehirnen ähnliches ab. Was schenke ich nur meinem Angebeteten?! Von Jahr zu Jahr wird es schwerer etwas zu finden. Von Jahr zu Jahr steigen die Ansprüche. Natürlich nur im Hinblick darauf, was man geschenkt bekommt.

Es ist also ein gesellschaftlich wichtiger Tag. Aber warum eigentlich? Wie kamen wir vom 14. Februar -dem Tag des Verräters Judas, also nicht so sonderlich positiv – plötzlich auf das „Fest der Liebenden“? Und was hat eine römische Göttin damit zu tun?

Wie fast alles, ist es mal wieder eine „Erfindung“ der Katholischen Kirche – die einen alt gebräuchlichen Feiertag zu Ehren der Göttin Juno zum eigenen Vorteil nutzte. Ähnlich wie bei Ostern (dem eigentlichen Fest der Göttin Ostara) wurde dem Tag nun also die Bedeutung zu Teil, dem heiligen Valentin zu gedenken. Dieser hat zwar weder Geburtsdatum noch Todestag irgendwo verewigt, jedoch wagte er es – in Zeiten in denen der Christliche Glauben verboten war – Ehewillige Paare nach christlichen Sitten zu trauen. Also ordnete man ihm diesen Tag zu, verband das Ganze ein bisschen mit der Bedeutung der Juno (Göttin der Ehe und Geburt)- und schwupps, das Blumenopfer, dass jährlich der Göttin galt wurde nun nicht mehr unnütz in den Kirchen abgelegt, sondern seiner eigenen Angebeteten überreicht. Als Zeichen der Liebe. Und.. welche Frau fühlt sich nicht gerne als Göttin?

Der Valentinstag ward geschaffen – und irgendwann kam auch den Unternehmern der Gedanke, dass man das doch irgendwie kommerziell nutzen könne.

Wieder was gelernt.

Schauen wir nun einmal auf die andere Seite des großen Teiches, in unser Lieblingsland – Japan.

Dort wurde der Valentinstag sozusagen okkupiert (oder sollte man besser sagen – annektiert?) Und – wie so ziemlich alles- angepasst ääähm.. verbessert!

So schenken an diesem Tag nur die Damen der Herrenwelt etwas. Und nein, das bezieht sich nicht nur auf den eigenen Freund, Mann, was auch immer. Es geht schon im Kindergarten los – die kleinen Mädels beschenken ihre Kindergartenfreunde. Natürlich ist es da noch nichts so ernstes, jedoch ändert sich das in der Schule schnell. Die beliebten Jungs bekommen MASSEN an Schokolade. Die Nerds gehen meißt leer aus und sind somit der Häme der Klasse ausgesetzt. Auch gibt man beliebten Lehrern gelegentlich ein wenig Schokolade..

Wichtig ist es, was man für Schokolade schenkt. Ist es die billige aus dem Konbini um die Ecke, nennt man es gewöhnlich Giri-choco (frei übersetzt „Mitleids-Schokolade“ oder in gewissen Fällen „Höflichkeits-Schokolade“), die teureren aus dem Supermarkt und die liebevoll selbstgemachten gibt es nur für den wirklich Angehimmelten.

Ist man aus der Schule raus, so ist man dem Druck des Valentinstages aber erst so richtig ausgesetzt! Die Frauen – so sie denn arbeiten- MÜSSEN an ihre Chefs und evtl. sogar Kollegen Giri-Choco verteilen. Aus Höflichkeit. und vielleicht auch ein wenig Mitleid..
Da können schonmal ein paar hundert Euronen fällig werden. Hatte ich die Verpackung schon erwähnt? Desto kunstvoller und Farbkräftiger die Verpackung, desto wichtiger ist die beschenkte Person. Sollte man schon einen festen Partner haben, so wird man ihm also die Schokolade selber machen und hübsch kunstvoll in einem kräftigen Pink verpacken. So weit, so gut – nicht?

Für die Männer bedeutet der Valentinstag folgendes: Stress!

Bekommen sie keine Schokolade, gelten sie als Looser. Bekommen sie Schokolade, so müssen sie sich am White day revangieren. Und zwar zumindest doppelt so viel wie die Frau sich engagiert hat. Ist man verheiratet oder hat Freundin/was auch immer, so MUSS noch ein wertvolles kleines (?!) Geschenk dazu. Aber ihr Männer habt ja bis März Zeit zum überlegen. Und verpassen könnt ihr den Tag auch nicht. Außer ihr geht ab heute einfach nicht mehr aus dem Haus.

Kommerziell übertrifft Japan nämlich Deutschland um Längen. Der Valentinstag blinkt, dudelt, leuchtet, strahlt und schreit einem entgegen!

Und was macht man, wenn man in einer interkulturellen Fernbeziehung ist?

Richtig – man schreibt eine Karte und schickt am betreffenden Tag eine e-mail, denn die Schokolade und der Süßkram den man liebevoll zubereitet hat würde beim Versand eh schlecht werden. Hatten wir einmal, muss nicht nochmal. Und so genießen wir an diesem Tag unsere Ruhe (und sind ein bisschen netter zueinaner als sonst..)

Zusatz: Die Karte ist natürlich nicht pünktlich angekommen, wie sollte es auch anders sein…

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So, nun aber genug über den Tag der Liebenden – auf nach Kobe!

Da wir den Tag zum Großteil ja in Himeji vertrödelt haben, checken wir an dem Abend eigentlich nur noch in unser Hotel ein und machen uns auf die Suche nach etwas Essbarem.

Yakiniku soll es sein.

Wenn mein Freund ein Hobby hat, so ist es, auf seinem Smartphone eifrig in den Restaurant Apps zu wühlen, zu vergleichen – und mit unglaublich zielstrebiger Sicherheit einen griff ins Klo zu landen.

Meißtens.

Ich versuche mir dann immer einzureden, dass alles gut wird und wir dieses Mal zumindest keine viereckige ungesalzene und schwabbelige „original Italienische“ Pizza essen müssen.

Das Yakiniku entpuppt sich allerdings eher als – oh Gott, ich kann es noch nichtmal definieren – auf einer Metallplatte die über einer Gasflamme steht.
Ein Angestellter ist sichtlich genervt von meiner Anwesenheit (dies ist schließlich ein Nomiya „für Japaner“..) und klatscht einige Fleischlappen auf die Metallplatte. Mit viel Gemüse. Und einer undefinierbaren Sauce.
Uns wird mit vielen Worten – und für mich sogar nochmal pantomimisch unterlegt- erklärt, dass wir auf jeden Fall unsere Finger Stäbchen von der Platte zu lassen haben. Da darf nur, und ich betone NUR, das Personal dran.

Was aber tun, wenn das Fleisch langsam aber sicher einen leichten Braunkohlegeruch absondert?! Ich breche also die goldene Regel und wage es, das Fleisch zu wenden. Ich undankbares Ding.
Natürlich eilt sofort ein Angestellter vorbei (um mir auf die Finger zu hauen), aber mit Kopf schräg legen und durch die Zähne zischen bekommt er wohl ein wenig Angst vor mir und es ist auf einmal alles garnicht mehr so schlimm.
Bf muss grinsen.
Schmecken tut das ganze dann doch nicht so gut, daran ändert auch das Tabehoudai nichts, das wir ausgiebig nutzen bis wir platzen. Ich scheine den Mitarbeiter so verschüchtert zu haben, dass uns nur noch die Teller mit den Zutaten an den Tisch gestellt werden.
Vom Nachbartisch bekommen wir neidische Blicke – ich glaube die wollen ihr Braunkohle Fleisch auch lieber selbst wenden. Aber die haben halt keine Gaijin mit Steinkopf dabei. Pech gehabt. Vielleicht sollte ich mich zu solchen Zwecken mieten lassen?

Der nächste Tag.

Nja, das Wetter ist eher bescheiden und nur unsere gute Laune plus unglaubliche Motivation reicht Richtung unendlich. Fast.

Unser erster Weg führt uns zum Hafen und unterwegs stelle ich eher enttäuscht fest, dass Kobe jetzt nicht so die wahnsinnig schöne Stadt ist. Gut. Immernoch ein wenig schicker als Hiroshima, aber gut.

Am Hafen kann man dann verschiedene Uboote und kleine Schiffe bewundern, Statuen, komisch geformte Gebäude und ein Türmchen inklusive.

Oh, und Sightseeing Schiffe gibt es da auch. Die sehen auch garnicht kitschig aus. Nein. Überhaupt nicht! Und wir fahren auch keine Runde damit. Wiiiir doch nicht.

..und schwupps, befinde ich mich auf besagtem Schiff und wir schippern eine Runde durch die (zugegeben nicht ganz uninteressante) Gegend.

Wusstet ihr, dass Mitsubishi dort eine Bucht hat in der sie Uboote bauen? Und das Mitsubishi die einzigen in Japan sind, die das dürfen? und so eine Bucht haben? Ich lerne dazu. Langsam, aber ich lerne.

Für den Nachmittag haben wir schon Karten für den Shinkansen nach Kyoto reserviert und somit bleibt uns nach der Sightseeing Tour nur noch ein wenig Zeit um einen geeigneten Ort zum Mittagessen zu finden. Ich kann Bf überzeugen, dass wir einfach mal so durch Kobes Wimmelstraßen im Zentrum schängeln um Ausschau nach etwas Interessantem zu halten. Wir finden dann auch recht schnell etwas, denn was möchte man auf jeden Fall in Kobe essen? Jawoll! Kobe beef!

Unscheinbar hinter einer schwarzen Tür verborgen und im 6. Stock liegend (oder war es doch der 12.?) betreten wir einen Palast!
Riesige Tische mit einem noch größeren Teppan (Kochplatte) in der Mitte! ..und einem recht merkwürdigen System.
Wir werden an einen der riesen Tische manövriert. Gemeinsam mit einem weiteren Paar und einer keinen Familie. Ja, wir finden alle Platz an dem Tisch. Ein Koch mit Kochmütze erscheint, ölt die Platte ein und eine Kellnerin nimmt unsere Bestellung entgegen. Für mich ein kleines, für mein Männe ein großes. Alles natürlich als Mittagsset mit Suppe, Reis und Salat.
Den Preis ignoriere ich dann doch lieber.
Unser Koch holt also frittierte Knoblauchscheiben hervor, wirft uns einen fragenden Blick zu, wir nicken und er verteilt das Zeug auf der eingeölten Platte. Mit zwei Spateln wird alles gut durchgemengt und schließlich zu einem kleinen Turm genbaut auf die Seite geschoben. Dann kommt das, was wir kaum erwarten konnten. Das Fleisch! Ein kräftiges Rosa mit durchgehend fein weißer Mamorierung.
Es wird uns unter die Nase gehalten, wir nicken abermals zustimmend und schon landet es auf der heißen, mit Knoblauch eingeriebenen Platte. Nach ein bisschen Zischen und brutzeln, nimmt der Koch eine Wasserflasche, besprenkelt kurz das Fleisch, holt einen großen Glockendeckel hervon und lässt das Gemisch darunter verschwinden.

Wie roh hätten wir es denn gerne? Hmm.. Medium sollte es schon sein. Man sieht, wie er innerlich anfängt zu zählen. Ich zähle mit, werde aber von der Kelnerin abgelenkt, die nun unser Set versucht auf dem schmalen Tischstreifen unterzubringen. Wir disponieren die Tischordnung ein bisschen um, kuscheln uns enger aneinander und beobachten aus den Augenwinkeln wie der Koch die Haube hebt, mit einem Spachtel das Fleisch teilt und es sammt ein wenig des frittierten und gebratenen Knoblauchs auf einen Teller bugsiert. Es duftet. Andächtig starre ich meinen Teller an.

Zart rosanes Fleisch blickt mir entgegen und schreit „iss mich!!!“ Ich probiere also ein kleines Stück. Es schmilzt im Mund. Man braucht kaum zu kauen! Gott, wenn man einen Geschmacksorgasmus bekommen kann, dann wohl jetzt! (und nein, dass mit den 80 Bananen werde ich DEFINITIV nicht probieren, liebe Sasu!)
Wir beenden andächtig unsere Mahlzeit, nach Erhalt der Rechnung wedel ich meiner besseren Hälfte ein wenig Luft zu, damit er nicht umkippt – und leise verlassen wir das Restaurant. Glücklich. Satt. Befriedigt (was hier eine ganz neue Bedeutung bekommt..).

So trotten wir fröhlich wieder zum Hotel um unser Gepäck einzusammeln, als ich plötzlich feststelle das mein Regenschirm fehlt! Mein! Regenschirm! Ihr erinnert euch? DER Regenschirm, den ich auf Miyajima erstanden habe? Ja?
Ich gehe also den Tag nochmal durch und komme zu dem Schluss, dass ich ihn am Morgen in unserem Zimmer vergessen haben muss. Ich kann sogar genau sagen wo – nämlich auf dem überdimensionalen Schreibtischstuhl. Quer.

Wir geben also an der Rezeption eine Vermisstenmeldung heraus, das Reinigunsteam wird informiert und meldet zurück – kein Fund. Das kann nicht sein! Er muss doch dort sein?! Nochmal den Zimmerservice kontaktiert, man würde nochmal nachschauen. Kurze Zeit später – nichts gefunden. Ich beschreibe Bf nochmals genau, wo der Schirm liegt, er hat ja auch massenweise Fotos mit mir und Schirm, jetzt weiß also jeder auch gleich wie er aussieht.
Der Hotelmanager kommt, spricht mit dem Reinigungspersonal, mit meinem Freund, mit der Rezeption, schaut nochmal im Lager nach und beschließt, doch persönlich nochmal im Zimmer nachzuschauen. Bf begleitet ihn. Ich nicht. Mir ist in der Hitze nicht ganz so gut und bin froh, dass die Männer mich bitten doch kurz sitzen zu bleiben.
Nach ein paar Minuten öffnen sich die Fahrstuhltüren und mein freudestrahlender Freund hüpft mir entgegen. Mit Schirm in der Hand! Gerettet! Ich verbeuge mich artig mehrmals und ganz tief vor dem Manager und murmel auch gleich die erst vor kurzem gelernten Dankesformeln. Er ist begeistert und schenkt mir ein Bonbon. (Ein Bonbon?! Sollte ich das jetzt persönlich nehmen? Aber das Ding schmeckt..) und wir können endlich in Ruhe nach Kyoto aufbrechen.

So, und jetzt muss ich erstmal Fotos sortieren, denn – es ist nicht meine erste Kyoto Reise gewesen und ich überlege, wie ich die zwei vollkommen unterschiedlichen Reiseberichte miteinander kombinieren kann.. oder doch lieber zwei Berichte? Mal schauen..

Ich wünsche euch noch einen schönen Valentinstag! Mit vielen Blumen und Pralinen und ganz viel Liebe und so!

Alles Liebe,
Rose


Himeji – Willkommen auf der Baustelle

Zurück zur Sommerreise – von Kurashiki aus fuhren wir nach Himeji.

Allen Warnungen zum Trotz. Denn- von der wunderschönen Burg sieht man…. nichts.
Ok, zumindest fast nichts.
Das Außengelände kann man schon sehen. Und eine wunderschne weiße Plane mit einseitigem Aufdruck der die Burg zeigt gibt es auch. Wie es sich für Baustellen an japanischen Sehenswürdigkeiten eben gehört.

Vom Bahnhof aus schlängelt man sich durch eine beeindruckende Einkaufspassage und mein Frauen-shoppingherz kommt ins schwärmen. Wobei, eigentlich hasse ich shopping! Aber.. da ist ein Kimono shop – und ich brauche doch noch eine passende Haarspange für den Sommer Yukata von meiner Lütten! Dieses Jahr passt sie nämlich endlich in ihren kleinen Roten mit dem Häschenprint!

Ich schweife ab. Mein Kerl ist schon leicht genervt. Und hungrig. „Hunger ist schlimmer als alles andere“ beschloss es – und tingelt zurück zum Bahnhof.

Aber..aber… Kimonoshop? Burg???

Hilft alles nichts, er setzt sich durch und mein Interesse an allem anderen verfliegt sofort, als ich die Essens-ecke im Bahnhof entdecke.. Es gibt dort nämlich ALLES! Und das auch erstaunlicherweise noch bezahlbar! Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Frisches Tonkatsu, frisches Tempura, selbst zusammenstellbare Bentoboxen mit allen möglichen und unmöglichen Leckereien.. aber, der Mann an meiner Seite hat andere Pläne.

Takoyaki.

Und nein, nicht irgendwelche beliebigen! Das wäre ja auch zu einfach.. es müssen Spezielle sein. Nämlich welche, die nicht mit Tonnen von leckerer Sauce und Mayo ertänkt werden – stattdessen dippt man sie in eine dünne Suppe. Hmmmm.. ok, probieren kann man ja mal. Zu meiner Rettung odert der Herr noch einmal „normale“ Takoyaki und wir werden gebeten, uns doch bitte ungefähr 15 Minuten mit uns selbst zu beschäftigen weil die Dinger erst noch frisch gemacht werden müssen.

Ich schleiche also, eine lange Sabberspur hinterlassend, um die anderen Stände herum bis mein Mann mich ruft und wir zwei weiße Plastiktüten entgegen nehmen können. Nun bleibt nur noch die Frage wo wir essen wollen… Männliches Gehirn auf Hochtouren sage ich euch. Aber interessant ihm beim denken zuzuschauen. Er beschließt, in einem kleinen Park vor der Burg zu essen. Kluger Mann. Zwei Fliegen mit einer Klappe- denn wir wollen das Essen ja schließlich warm zu uns nehmen, und somit haben wir leider keine Zeit um uns in der Einkaufspassage großartig umzusehen. Er gewinnt. Aber ich habe ja schließlich auch Hunger..

Endlich an dem Platz angekommen, stellen wir fest, dass das Essen leider nur noch mäßig warm ist. (Nicht meine Schuld, ehrlich! Ich bin extra ganz schnell gelaufen und habe sogar auf Fotos verzichtet!) Wir packen also fix aus und ich überlasse ihm – gnädig wie ich bin – die Takoyaki Suppen Kombo.. um mich unbemerkt auf die normalen zu stürzen. Hach, ich liebe diese Dinger einfach irgendwie. Mag an den Tentakeln liegen. Hmmm.. Tentakel… ich schweife schon wieder ab. Während ich relativ schnell die kleinen Bällchen in meinen Mund befördere, macht mein Freund ein eher gequältes Gesicht und zwingt mich letzten Endes dazu die zweite Version zu probieren.

(all squishi und schmeckt irgendwie nach weichen Eierkuchen mit Tentakeln..)

Diese Dinger sind ganz und garnicht wie Takoyaki. So… ungewürzt… und die Suppe ist auch eher eine Plörre.. und diese doofen Bällchen lösen sich quasi darin auf. Es ist fast wie Mochi im Shabu Shabu zu essen…. (und dabei mag ich Mochi im Shabu shabu..) oder lecker fluffige Pfannekuchen in Suppe zu ertränken! (Flädlesuppe mit Oktopus quasi..)
Wir essen trotzdem brav auf, bringen es aber nicht übers Herz die Suppe ordnungsgemäß zu trinken und Bf macht sich Gedanken über die geeigbete Entsorgung des angefallenen Mülls plus Suppe. Irgendwie findet er eine Lösung und nun können wir auch endlich den Ausblick auf die Burg genießen. Nicht. Hatte ich die hübsch-hässliche Plane schon erwähnt?

Trotzdem wird uns am Eingang der volle Eintrittspreis abgenommen und man schleust uns duch ein Labyrint aus Planen und Baugerüsten. Schließlich landen wir irgendwie im Inneren der Burg, wo auf lustig bunten Schaubildchen das frühere Außen- und Innenleben dargestellt, sowie die gesammte Chronik der Restaurierung plus Zeitplan zu finden ist. Hochinteressant sage ich euch.

Ein paar obligatorische „wir waren hier“ Touristenbilder später sind wir auch schon wieder draußen. Ich glaube so schnell war ich noch durch keine Burg durch.

Und was lauert auf dem Rückweg? Die Einkaufspassage! Nur komischerweise scheine ich alles Interesse an irgendwelchen Einkäufen in der Burg zurückgelassen zu haben und mein Freund scheint es gefunden zu haben. Denn plötzlich ist er derjenige der „nur mal kurz anschauen“ gehen will…

Ich begnüge mich mit einem kleinen Schlüsselanhänger ala „süßes pummeliges Maskottchen schreit, dass ich hier war – mit ein bisschen blingbling“ und zerre meinen Kerl zurück zum Bahnhof wo wir uns auf den Weg nach Kobe machen…


Kurashiki

In der Edo-zeit war Kurashiki eine wichtige Handels- und Lagerstadt, heute ist sie eher bei Touristen bekannt und beliebt dank ihrer gut erhaltenen und ansprechenden alten Gebäude. Die typischen Lagerhäuser haben dabei meißt eine schwarze Grundfläche, die mit einem weißen Rautenmuster verziert wird. Oftmals ist aber auch die Fassade weiß und die schwarz/weiße Verzierung nur an einigen Stellen zu sehen.

Kommt man im heutigen Kurashiki an, wird man von einem modernen Bahnhof empfangen, der es einem so gänzlich schwer macht sich in der Nähe auch nur ansatzweise traditionelle Bauten vorzustellen – aber es ist wie so oft in Japan, der Schein trügt und wenn du um die nächste Ecke biegst bist du in einer vollkommen anderen Welt. Naja, fast zumindest.

Folgt man also der Hauptstraße der Stadz ein Stückchen, stellt man fest dass die Gebäude mit jedem Schritt traditioneller zu werden scheinen. Sieht man am Anfang noch „super kawaii mega fashion shopping stores“, so wandelt es sich immer mehr zu kleinen Handwerklich orientierten Läden die Schnitzkunst, Nähwaren und anderes anbieten.

Nun kommen wir zu dem Teil mit dem Abbiegen. Verlässt man an einer großen Kreuzung nämlich die Hauptstraße (ca. 10 Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt), so findet man sich inmitten traditioneller Gebäude wieder. Das Leben scheint langsamer zu fließen, auch wenn sich gewaltige Touristenströme durch die Gassen quetschen. Natürlich hat in alles traditionelle auch der Tourismus Einzug gehalten, und so bieten die meißten Läden doch entweder recht kitschige Sachen nebst dem üblichen Hello Kitty und co Kram an, oder auch direkt die Großfamilien Omiyage-packung (siehe Rose-deutsch).

Die berühmteste Süßigkeit der Stadt ist übrigens Kibi-dango (Kibi -> Hirse)

Wir blieben über Nacht in einem Hostel nahe des traditionellen Viertels – und wieder einmal ärgerte ich mich ein wenig darüber, keine Kamera für gute Nachtaufnahmen zu besitzen.. Ohne die ganzen Menschenmassen und Verkäufer, dir einem zum 2000. Mal ein Irrasshaaaaimassseeeeee entgegenbrüllen.


Fukuyama

Fukuyama ist ein kleines Städtchen in der Präfektur Hiroshima.

Ins Auge gesprungen ist es mir, da man vom Bahnhof aus schon die gut erhaltene Burg sehen kann. Und wirklich – die Burg ist nur einen Katzensprung vom Bahnhof entfernt!

Meine bessere Hälfte hatte für uns ein Hotel reserviert und unsere Überraschung war groß, als wir aus unserem Fenster blickten…

Da bekommt man doch morgens beim Aufstehen schon richtig gute Laune!

Leider hatten wir für den Ort selber keine Besichtigungszeit eingeplant, und so blieb mir nicht mehr, als Bf zu einer Besichtigung an unserem letzen Tat zu überreden bevor wir nach Kurashiki aufbrechen wollten.

In der Burg befindet sich ( wie in fast allen anderen auch…) ein kleines Museum über die Geschichte von Burg und Stadt. Fotos waren nicht erlaubt – bis auf zwei kleine Fleckchen bei denen man sich als Samurai, Ninja oder Geisha kleiden konnte um ein touristisches Andenken mit nach Hause zu nehmen.

Bf ist für soetwas nicht zu haben – somit verzichtete ich seufzend ebenfalls auf den Spaß und blickte neidisch zu dem Gaijinpärchen das sich fleißig austobte..

Zurück aus der Burg wollten wir im Hotel auschecken, aber der sehr freundliche Herr wollte uns viel eher die mehr als reichlich vorhandenen Sehenswürdigkeiten anpreisen. Wir lauschten also geduldig und dann fiel etwas interessantes. Ein Holocaust Museum mitten im Nirgendwo von Fukuyama.

Wir schmissen also unsere Zeitplanung ein wenig über den Haufen und machten uns auf den Weg.

Im Bummelzug saßen ein paar Obaachan und Schulmädels in ihren Uniformen. Der angesteuerte Bahnhof lag noch mehr mitten im Nirgendwo als gedacht. Das Beste – es gab ein elektronisches Gate für Suica Nutzer.. Nun ja.. nennen wir es ein freiwilliges Gate.. denn es war unbeaufsichtigt und einfach nur ein kleiner Kasten in der Landschaft. Noch nichtmal direkt an den Treppen vom Gleis, sondern etwas abseits und mit einem kleinen Dach darüber.

Hitze. Und keinen Plan wo es zum Museum geht.

Wir schlugen uns also unseren Weg durch die reichlich vorhandenen Felder, bemühten gelegentlich das Handy um auf der kleinen Karte nachzusehen in welche Richtung wir uns bewegen mussten, und genossen zum ersten Mal Ruhe und Landschaft ohne Stress.

 

Nach dieser Landschaftlich sehr schönen Wanderung gelangten wir endlich an unser Ziel. Das Fukuyama Holocaust education center.

 

Von außen ein dunkler Klotz mit ein paar Glasfronten. Wir betraten es recht unsicher, da nirgends eine Menschenseele zu sehen war. Doch kaum standen wir im Vorraum, sprang uns aus einem Nebenraum auch schon der Manager samt zweier weiblicher Helferinnen entgegen. Er konnte seine grenzenlose Freude über einen ausländischen Besucher kaum unterdrücken und so wurden wir unter tausenden von Entschuldigungen in einen dunklen Saal geschoben und zum hinsetzen höflichst gezwungen. Ich verstand nur noch Bahnhof in dem Gebrabbel aus Englisch und Japanisch, das dieser Mensch von sich gab, aber schließlich ließ er uns in dem dunklen Saal allein und als die Wand eine Leinwand preisgab, verstand auch ich, dass wir nun einen Film sehen würden. 20 Minuten lang.  Über die Geschichte des education centers.

Die Ausstellung an sich war für mich sehr interessant, da ich viel über das Thema weiß, die gängigen Museen hier in Deutschland zu dem Thema kenne und nun einmal die vollkommen andere Herangehensweise der Japaner betrachten konnte. Fokus des Centers liegt übrigens auf der Geschichte von Anne Frank, da der Begründer ein guter Freund von Annes Vater, Otto Frank, war. Daher befinden sich auch viele Originale im Museum, die hier in Deutschland gänzlich unbekannt sind – und auch Annes Stiefschwester (Eva Geiringer) kommt hier zu Wort.

Nachdem wir den Rundgang beendet hatten, setzten wir uns mit dem Manager zusammen und ich stand quasi für ein ausführliches Interview zur Verfügung. Nach einer Verewigung im Gästebuch und dem Austauschen der Visitenkarten mit dem Versprechen, sich baldigst miteinander in Kontakt zu setzen, verabschiedeten wir uns schließlich, spazierten nachdenklich und still den Weg zurück, saßen im leeren Zug und kamen schließlich wieder an unserem Hotel an..

Auf nach Kurashiki..


Tomo no Ura – auf den Spuren von Ponyo

Zurück zum Sommer..

Wer durch die fröhlich bunt chaotische Reihenfolge den Faden verloren hat, kann  hier  nochmal nachschauen.

Von Fukuyama aus ist Tomo no Ura nur 14km entfernt. Unsere Wahl fiel auf den kleinen Ort hauptsächlich deswegen, weil Miyazaki Hayao dort seine Inspiration für den Film Ponyo schöpfte , der 2008 in die Japanischen Kinos kam.

Tomo no Ura bietet eine schöne Landschaft und wunderbar erhaltene Gassen mit alten traditionellen Häusern. Man fühlt sich teilweise fast wie in Kyoto – nur mit weitaus weniger Touristen. Besonders ist der Hafen der Stadt, der in fast unveränderter Halbkreisform noch immer besteht. Ebenso bietet das Städtchen viele alte Tempel.

 

Unser recht eng gesteckter Zeitplan erlaubte es uns leider erst am frühen Abend in den Bus zu steigen, somit hatten wir dieses Mal keine Gelegenheit, die Tempel zu sehen. Dafür schipperten wir mit einem kleinen Bot einmal zu einer kleinen Insel vor dem Hafen, die offenbar eine Jugendherberge besaß – und wieder zurück.

 

In den engen Gassen nahe des Hafens konnte ich den Gedanken nicht abschütteln, dass dies der perfekte Ort für Fotoshootings wäre. Keine Getränkeautomaten, keine Hochglanzposter..

 

 

Nahe der Bushaltestelle..


Berg da.. Berg weg..

Ich habe ja nun schon öfter behauptet, dass Fujisan ein Meister der Tarnung ist.. hier der Beweis!

Berg weg…

~Aussicht vom Tanukiko Sommer 2010 ~

Berg da…

~ Aussicht vom Tanukiko Winter 2011/12 ~

Beide Bilder sind aus fast der gleichen Position aufgenommen worden, nur das erste wurde etwas herangezoomt. 2010 war das erste Mal, dass ich zum Tanukiko kam. Damals hatte ich noch nichtmal ansatzweise einen Schimmer in welcher Richtung Fujisan sich befindet und wie groß er ist.. ich hoffe wirklich, dass ich irgendwann einmal zur Zeit des Diamond Fuji dort sein kann – wenn nämlich die Sonne genasu über dem Berggipfel aufgeht….

P.s.: Unglaublich aber wahr – dies ist der 100. Blogpost! Ebenfalls wurde heute die magische Zahl von 20.000 Lesern geknackt! Ich möchte euch ganz herzlich dafür danken!


Vergesslich.. und eine kleine Neuerung

Bei all dem Gewusel um mich herum habe ich doch tatsächlich vergessen euch ein frohes neues Jahr zu wünschen!

Das möchte ich nun nachholen (gestern war ja schließlich auch das Chinesische Neujahrsfest..) und euch alles Gute für 2012 wünschen!

 

Und noch eine kleine Neuerung..

auf Grund mehrfacher Nachfrage habe ich nun einen Facebook Like-button in die Menüleiste eingefügt!

Unter den einzelnen Posts findet ihr trotzdem weiter wie gehabt den kleinen „share me“ button, über den ihr den entsprechenden Post mit allen möglichen Plattformen verbinden könnt.


Von Neujahr, Hatsumode und einer kleinen Reise zum Fujisan..

Hui.. jetzt komme ich hier aber ganz schön durcheinander mit den Sachen die ich eigentlich noch über den letzten Sommer schreiben wollte, und den Sachen die sich aktuell nur so überschlagen..

aber gut, das Wetter draußen sagt mir mit seinen 2 Grad, dass Winterliches momentan besser passt daher werden die letzten Sachen vom Sommer später folgen..

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Nach der Beerdigung kam Neujahr -und ging relativ leise auch wieder.

Neujahr in Japan ist anders. Gut, dass weiß man nun irgendwie schon so einigermaßen, aber wenn man selbst mitten drin steckt ist es nochmal etwas anderes.

Außerdem hat mein Freund an Neujahr Geburtstag, aber auch das ist hier keine allzu große Sache. Wir waren an Silvester schon weit vor Mitternacht im Bett. Der ursprünglich geplante mitternächtliche Schreinbesuch konnte ja auf Grund der Umstände nicht stattfinden und somit verschoben wir Hatsumode (das Neujahrsgebet) auf später und in einen Tempel da man dort keine Torii passieren muss.

In der Woche nach Neujahr sollte man viel Geduld bei einem Schrein- oder Tempelbesuch mitbringen, denn ganz Japan begibt sich in dieser Zeit dort hin.

Wir rangen uns zu einem Familienausflug durch zu einem recht bekannten Tempel ( Kasamori-ji) in Chiba. Das besondere, es ist der einzige Tempel in Japan, der durch Holzkonstruktionen auf allen vier Seiten auf einer Art Felsen sitzt – und er ist auch schon ewig alt (wurde irgendwann um 784erbaut). Der wohl berühmteste Tempel mit einer Holzkonstruktion (allerdings nur auf 2 Seiten) ist der Kiyomizudera in Kyoto. Das nur nebenbei..

Wir stellten uns in die endlose Schlage in der Kälte, trippelten eine gute Stunde lang im Schneckentempo vorwärts, wuschen unsere Hände im eisig kalten Tempelbrunnen und zu guter Letzt zogen wir auch noch brav unsere Schuhe aus um die steile Treppe zum Tempel zu erklimmen. Nochmal eine halbe Stunde bis wir endlich ins Heiligste schlurften. Eine kurze Einweisung wie gebetet werden soll. Hier benutzt man das 2-2-1-1 prinzip.. Zuerst wirft man eine 5 yen Münze in den bereitstehenden Kasten, dann folgt 2x klatschen, 2x verbeugen (einmal leicht und einmal tief) , beten, verbeugen (tief).

Alles ganz einfach, oder? Bis jetzt habe ich 6 oder 7 solcher Reihenfolgen in mein Hirn gebrannt, mal schauen was noch kommt…

Mit den Menschenmassen wieder nach draußen geschoben, noch ein paar Leckereien an den Fressbuden geknabbert, das obligatorische Omikuji gezogen (es ist kein gutes Jahr um zu heiraten oder Kinder zu bekommen~ aye~ und ich werde verlorene Sachen auch nicht wieder zurück bekommen..)

Weiter ging es zum Tokyo Deutsumura – dem deutschen Dorf in Tokyo (besser in Chiba…) wo jeden Winter die „Weihnachtliche“ Beleuchtung angeschmissen wird.. seht selbst..

Bf hatte ganz schön zu knabbern während der Tage um Neujahr.. das erste Mal ohne Vater. Das erste Mal ohne die Strukturen, die sich seit 8 Jahren eingeprägt haben. Das erste Mal ohne einen Besuch im Krankenhaus.

Ebenso seine Mutter und Schwester. Daher beschlossen wir, eine Kurzreise in Richtung Hakkone und Fujisan zu machen und die Gedanken wieder in andere Bahnen zu lenken.

Gesagt, getan – auf nach Hakkone. Unser erster Weg führte uns zum Museum des kleinen Prinzen. Ein recht interessantes Museum über das Leben des Antoine de Saint exupery – auch wenn ich immernoch finde, dass dieser eine überragende Ähnlichkeit mit Mr. Bean hat…

Danach fuhren wir ins Hotel, ein traditionelles Ryokan. Wir kamen recht spät an und es war schon fast Zeit fürs Abendessen. Zu viert teilten wir uns das Zimmer.. ein ein wenig komisches Gefühl. Ich wurde zwischen meinem Freund und seiner Schwester plaziert, Okaasan schlüpfte sogleich in den bereitliegenden Yukata. Ein Dienstmädchen (öhm.. naja, eigentlich geht das Personal da so um die 50 los….) klopfte an und fragte ob wir schon bereit zum Essen wären. Joa, waren wir wohl – und so fing sie an aufzutischen. Eine halbe Stunde. Und dann stand noch immer nicht alles. Ein richtig traditionelles Essen nach den strengen Regeln der japanischen Küche zusammengestellt.. Ein Traum..

(das war erst der Anfang…)

Nach dem Essen habe ich beim Onsen allerdings gekniffen… mit Okaasan und Schwester zusammen baden gehen war mir dann doch etwas..

Am nächsten Tag verließen wir das Hotel schon wieder und machten uns auf den Weg zum Hakkone open air art museum. Mit einer Seilbahn ging es einen Berg hinauf, den Berg halb wieder hinunter, wir landeten im 大涌谷 ( Owaku dani) und plötzlich stach mir der Geruch von faulen Eiern in die Nase.. die gelb qualmenden Dinger im Berg waren Schwefelquellen.. Roch nicht wirklich lecker, sah aber interessant aus. Wir kauften eine Tüte mit der hiesigen Spezialität „Kuro Tamago“ .. Schwarze Eier. Gelöste Sulfate und Eisenionen färben die Schale vom Ei schwarz ein, das Ei selber hat einen leicht schwefelig-salzigen Geschmack.  Ich begnügte mich dann doch lieber mit Yakidango

Weiter zum Museum..

Mit der letzten Seilbahn fuhren wir wieder zurück zum Auto und machten uns auf den Weg zum Fujisan.. genauer, zum Fuji Milk Land. Dort bezogen wir ein gemütliches Häuschen mit zwei Etagen und einem berauschenden Blick auf Fujisan. Es war zwar schon dunkel, aber aus unserem Schlafzimmerfenster hatten wir einen wundervollen Blick auf den Vulkan und einen berauschenden Sternenhimmel..

(Blick aus unserem Fenster)

Am nächsten Morgen erkundeten wir zunächst die Umgebung und fuhren dann zum Tanukiko. Das letzte Mal als wir dort waren, campten viele Familien am See und wir hatten leider keinen Blick auf Fujisan. Diesmal schlug uns die eisige Kälte um die Ohren. Trotzdem campte eine einzige mutige Familie am See und wir machten einen kleinen Spaziergang.

Es ist selten, Fujisan so perfekt und gänzlich ohne Wolken zu sehen. Leider war es zu windig um die Reflektion im Wasser sehen zu können, aber eine Menge Fotografen schienen genau auf den Augenblick zu warten.

Alles hüllte sich in das sanfte Rot der Abenddämmerung und nach einer gefühlten Million Bildern machten wir uns auf den Rückweg in unser Häuschen.

Mit ein wenig Zoff und Hektik checkten wir am nächsten Morgen schweren Herzens aus und begaben uns auf den Rückweg nach Chiba.

Zumidest so halb, denn unterwegs fuhren wir Shiraito no Taki an, einer Reihe von sehr bekannten Wasserfällen. Hier hat sich seit meinem letzten Besuch einiges verändert.. Das Erdbeben hat auch hier starke Spuren hinterlassen. Die Felsen sind zum Teil abgebröckelt und in den zusammenbetonierten Plattformen aus Kletterfelsen klaffen tiefe Risse. Nun ist fast alles mit Absperrgittern und Warnschildern versehen, auch die kleine Brücke die zu den Wasserfällen führt  hat Schaden genommen, ist allerdings noch begehbar..

Weiter ging es zu einer Fahrt rund um die  Seen am Fujisan

Zuletzt machten wir Halt in Oshino Hakkai (die 8 Quellen des Mt. Fuji).

Oshino Hakkai ist besonders für seine glasklaren Quellen und Teiche bekannt. Das Wasser schimmert in einem intensiven Blau und man kann selbst bei 8 Metern Tiefe noch jedes Detail am Grund sehen.

Die restlichen Tage verbrachten wir sehr ruhig in Chiba mit ein paar Ausflügen ans Meer.. und dann war unsere gemeinsame Zeit auch schon wieder vorbei..

Wir hatten in der ganzen Zeit zwar nicht wirklich die Gelegenheit für uns zu sein (gut, außer den 2 Stunden nach meiner Ankunft), aber trotzdem war die Zeit sehr intensiv. Viele Dinge empfand ich als Zerreißproben für unsere Beziehung, aber trotz aller Schwierigkeiten haben wir es zusammen durchgestanden und sind uns jetzt noch ein Stück näher als zuvor.. Wir werden sehen, was uns die Zukunft bringt..


Beerdigung auf Japanisch – Teil 2

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Einen Tag vor meiner Abreise erhielt ich die Nachricht, dass es so weit sei und ich mich auf die Beerdigung kurz vor Neujahr einstellen solle.

Noch nicht klar war zu dem Zeitpunkt, ob ich an der Beerdigung teilnehmen oder in der Wohnung bleiben würde. Ich selbst war mir auch nicht so ganz sicher was mir lieber wäre. Ich wollte niemandem ein unwohles Gefühl bereiten, denn die meißten Japaner fühlen sich nicht sonderlich wohl wenn eine weiße Langnase neben ihnen steht, vor allem bei Veranstaltungen, die mit einem komplizierten rituellen Verhalten verbunden sind, dass die meißten von ihnen noch nichteinmal selbst verstehen. Wie soll ich es dann also verstehen?

Auf meinem 23h Flug (der übrigens eine Katastrophe vom Feinsten war – aber dazu mehr in einem anderen Post) hatte ich genügend Zeit nachzudenken. Ich entschloss mich dazu, meinem Freund die Entscheidung zu überlassen. Er kennt seine Familie am besten.

Angekommen sammelte er mich am Flughafen auf und wir verkrümelten uns für zwei ungestörte Stunden in ein Hotel. Schon wieder 4 Monate vergangen seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten..

Das Zusammentreffen mit der Familie ließ sich dann auch schon nicht mehr länger hinausschieben. In den letzten Minuten die wir in Zweisamkeit hatten, bat er mich an der Beerdigung teilzunehmen und an seiner Seite zu bleiben.

Der Abend mit der Familie lief recht ruhig. Wir schliefen zu siebt (5 Erwachsene und zwei Kinder) in dem kleinen muckeligen Appartment der Schwester, was aber eigentlich garnicht so schlimm war wie es klingen mag. Die beiden Kids sind ordentlich gewachsen seit dem ich sie das letze Mal gesehen habe, die Kleine kann sogar schon eine beachtliche Anzahl an Wörtern von sich geben. Bevorzugt wenn sie irgendetwas haben möchte (wie mein pinkes Trinkglas) „Da? Daaaaa! Pinku! Daaaaaaa! Pinku! Da?“ Des weiteren steht Anpanman hoch im Kurs und es herrscht Angst vor Mickey Mouse.

Wir verließen die kuschelige Runde um zum Beerdigungsinstitut zu fahren. Es war schon kurz nach 22:00, aber bei 24h Öffnungszeit war das kein Problem. Gibt einem irgendwie ein sicheres Gefühl, rund um die Uhr trauern und besuchen zu können.

An diesem Abend konnten wir ihn aber leider nicht mehr sehen, da schon die Arbeiten zur Beerdigung begonnen hatten. Somit standen wir in einem geschmückten Raum mit kleinem Altar und ich wurde in die Abfolgen des Gebetes eingeführt. Räucherstäbchen entzünden, Klangschale anschlagen, verbeugen, beten, verbeugen. Nicht so schwer, aber es erforderte doch einiges an Konzentration – vor allem da an anderen Stellen andere Abfolgen gelten.

Wieder zurück, fielen wir recht schnell ins Bett.

Am Morgen gab es ein wenig Hektik, denn 8 Leute wollten durchs Bad geschleust werden, mussten Duschen, Zähneputzen, und zumindest 3 davon sich schminken. Mich inklusive natürlich. Letztendlich starteten wir dann doch pünktlich. Unterwegs wechselten mein Freund und ich in ein kleines Mietauto, damit die anderen noch Gäste vom Bahnhof einsammeln konnten.

So waren wir auch recht früh vor den anderen mir bekannten Familienmitgliedern da. Anwesend waren schon die Schwester und zwei Brüder von Bfs Mutter. Nach formaler Verbeugung und dem Üblichen, wurde ich in der zweiten Raumhälfte „abgestellt“ während mein Freund sich zu der Tee trinkenden Gesellschaft begab und die richtige formelle Vorstellung durchführte. Ich hatte da nichts zu suchen, da wir ja nicht verheiratet sind. Fühlte sich ein wenig isoliert an, aber dann kam gottseidank der Bruder von Bfs Vater, der mich schon irgendwoher kannte und herzlich mit mir sprach. Nach und nach trudelte der Rest der Familie ein. Aus „an seiner Seite bleiben“ wurde allerdings nicht allzuviel, da er der Chounan (älteste Sohn) der Familie ist, somit nun das Oberhaupt, und damit sämtliche Aufgaben übernehmen musste.

Der Bruder meines Freundes hatte seine Freundin ebenfalls mitgebracht, die sowohl ein wenig Englisch, als auch ein wenig Deutsch spricht und deutsche Philosophie studiert hat. Da wir in der Familie eine gesonderte Stellung haben (~ nicht verheiratet) blieben wir für den Großteil der Zeit zusammen und sie erklärte mir ein paar Hintergründe und Regeln, die ich bei dem höflichen japanischen Zeremonialgemurmel wohl auch beim 10. Mal nicht verstanden hätte. Sie nahm mich quasi an die Hand und dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Den Ablauf der Zeremonie an sich könnt ihr ja meinem letzten Post entnehmen. Ich habe versucht meinen Blick von außen ein wenig wiederzugeben, wobei ich natürlich in diesen Momenten mitten drin war – und das auch emotional.

Es ist einfach etwas komplett anderes als hier in Deutschland, wo doch eher distanziert mit dem Tod umgegangen wird. Geschlossene Särge und ein Grab auf dem Friedhof. Das ist in Japan halt einfach anders. Auch wenn das Begreifen des Todes damit ebenfalls nicht leichter wird. Gerade der Schritt vom letzten Mal sehen vor der Einäscherung um dann nach 90 Minuten vor ein paar Knochen und einem Gefäß voller Asche zu stehen..

Ein Todesfall zieht auch noch andere rituell-kulturelle Dinge mit sich. So wurden keine Neuhjahreskarten geschrieben und auch werden innerhalb von 49 Tagen keine Schreine besucht, da man Torii meiden soll (und Schreine nur durch eben solche betretbar sind…). Das hat damit zu tun, dass im Buddhismus in den 49 Tagen nach dem Tod alle 7 Tage ein „Gericht“ abgehalten wird, in dem der weitere Weg der Seele bestimmt wird. So sollte die Familie während dieser Phase beten und keine Schreine besuchen, da dies die zuständigen Götter verärgern – und somit eine Entscheidung zum negativen bewirken könne.

Mit anderen Worten, dass Neujahrsgebet im Schrein fällt ebenfalls aus. Aber es gibt ja auch noch Tempel.. dazu ebenfalls später mehr.

~Ich muss noch dazu sagen, dass es sich bei dieser Beerdigung um das Standardmodell handelt. Je nachdem wie gläubig die Familie ist (und wieviel der Geldbeutel hergibt) variiert das Ganze noch stark. Von daher ist auch dieser Einblick nur ein kleiner in eine unüberschaubar große Welt aus Traditionen, Ritualen und Religionen~


Beerdigung auf Japanisch..

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Abschied nehmen auf eine andere Art.

Ein zweigeteilter Raum, fröhlich schwatzende in schwarz gekleidete Menschen, die bei einer Tasse Tee am kleinen Tisch auf den Boden hocken.

Man kennt sich kaum, doch ist die Stimmung herzlich und warm.
Weitere Menschen betreten den Raum. Sie begrüßen die anderen mit einer respektvoll tiefen Verbeugung und einer Erklärung wer sie denn sind. Sie setzen sich nicht zu den anderen, sondern suchen den zweiten Teil des Raumes auf, in dem ein prunkvoller goldener Altar steht, fast ein bisschen wie in einem Tempel. Davor ein Sarg, bedeckt mit einem kostbaren Kimono, den Deckel geschlossen – jedoch zwei kleine Türchen am Kopfende geöffnet um das Gesicht sehen zu können.
Vor dem Sarg ein Tischchen mit Räucherstäbchen und einer Klangschale, zum Gebet bereitgestellt.

Mehr und mehr Menschen versammeln sich, bis schließlich verkündet wird das nun alle anwesend sind.

Der Deckel des Sarges wird entfernt, der Sarg selbst im vorderen Raum aufgebart. Ein Bild aus besseren Tagen wird aufgestellt und die Zeit den Abschied nehmens beginnt. Man lässt der engsten Familie den Vortritt. Lächelnd mit Tränen in den Augen wird der Kopf gestreichelt, die Wangen getätschelt, das wie schlafend wirkende Gesicht beschaut. Man berührt und trauert, man nimmt Abschied. Die Familie bleibt am Kopfende stehen, immernoch streichelnd und berührend gesellen sich nach und nach die anderen Gäste dazu.

Nach einer Stunde kommen die Mitarbeiter des Beerdigungsinstitutes mit Körben voller Blumen.
In der Verwandschaftsreihenfolge stellen sich nun die Gäste hintereinander auf. Zuerst Ehefrau, dann der älteste Sohn, weitere Geschwister, die Partner der Kinder,
Geschwister des Verstorbenen und so weiter.. Die Ehefrau und der älteste Sohn erhalten besondere Blumen, die sie neben dem Kopf im Sarg plazieren. Alle anderen erhalten kleinere Blumen. Rot, lila, weiß und ein paar wenige gelbe. Hat jeder eine Blüte neben den Kopf gelegt, so wird von allen gemeinsam auch der restliche Sarg in einem Blütenmeer ausgestattet.

Ein letztes Mal über den Kopf gestreichelt. Alle versammeln sich um den Sarg, der Deckel wird angereicht und jeder hält ihn. Es gibt eine kleine Ansprache, das übliche über Erlösung vom Leid und das finden der Ruhe. „Er schläft nun den ewigen Schlaf, lasst uns Gute Nacht sagen. お父さま、おやすみなさい.“
Man schließt den Deckel gemeinschaftlich, und lauscht der weiteren Ansprache, die im wesentlichen den weiteren Ablauf umfasst.

Die Gäste begeben sich in ihre Autos. die Ehefrau und der älteste Sohn fahren im schwarzen Fahrzeug mit dem Sarg mit.
Es geht zu einer Einäscherungsstätte. Brav hintereinander schlängelt sich die dunkle Schlange aus Autos der trauernden. Angekommen, trägt die Ehefrau ehrfürchtig das Bild vor dem Sarg her.

Nocheinmal werden die zwei Türchen am Kopfende geöffnet und ein weiterer Teil der Zeremonie beginnt.
Wieder streng nach Rangfolgen. Man tritt an den kleinen Altar vor dem Sarg, nimmt ein wenig von der bereitstehenden Räuchermischung, führt diese zur Stirn und danach streut man sie auf die glimmende Räucherkohle. Man schlägt einmal die Klangschale an, verbeugt sich, legt die Hände zusammen und betet. Dann tritt man zum Kopfende des Sarges, kann ein letztes Mal berühren.

Der Sarg wird geschlossen und die Trauernden in ein gläsernes Zimmer geführt. Es ist heiß. Durch die Wand aus Glas sieht man die Türen der Verbrennungskammern. Vor ihnen jeweilig ein Bild der Person.
Die engste Familie, also Ehefrau und Kinder, dürfen den Glasraum verlassen und direkt in den Raum mit den Kammern gehen. Sie bleiben auf der anderen Seite der Glaswand stehen.
Der Sarg wird in die Kammer geschoben und man verneigt sich gemeinschaftlich ein letztes Mal. Die engste Familie bekommt Beileid ausgesprochen und es wird sich viele Male wechselseitig verbeugt.
In dem Raum mit den Kammern sitzt ein Mönch, der unermüdlich seine Sutren murmelt, für die Verstorbenen betet.

Man navigiert die Gäste in einen schlichten Raum mit Tisch und Stühlen. Es steht Tee bereit und bei aufblühenden Gesprächen über Vergangenheit, Freude, Krankheit und Verlust vergehen die 90 Minuten Wartezeit sehr schnell.

Ehefrau und der älteste Sohn werden gerufen um die Knochen zu überprüfen, dann darf auch der Rest folgen.
In der nun bereits geläufigen Rangfolge stellt man sich in zweierpaaren auf und sieht sich einem Metalltisch gegenüber, auf dem sich Knochenfragmente und Bruchstücke befinden. Eine kleine weiß ausgeschlagene Kiste steht bereit. Man bekommt lange Essstäbchen und hat nun die Aufgabe, zu zweit einen Knochen mit den Stäbchen zu fassen und ihn sicher in die Kiste zu legen.
Haben alle diese Aufgabe erfüllt, begibt man sich wieder in den Warteraum bei noch mehr Tee und einem Bento, während die Urne mit Asche und Knochen gefüllt wird.

Der älteste Sohn bekommt die Aufgabe, die Urne zu tragen. Die Ehefrau trägt das Bild. So verlässt die Prozession das Gebäude und verstreut sich wieder in sämtliche Richtungen aus denen sie gekommen sind..

おやすみ、お父さん..


Eine schwere Reise..

So begebe ich mich wieder auf eine Reise. Nur, dass es diesmal weniger Reise als Abschied sein wird..

Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf, hauptsächlich aber ein seltsames Gemisch aus Trauer und Freude.

Ich möchte mich hiermit von einem wunderbaren Menschen verabschieden.


Onomichi

Zur Abwechslung zum allgemeinen Stress der Feiertage..

Onomichi.. eine hügelige  Stadt mit vielen Tempeln, ein paar Schreinen und noch ein paar Annehmlichkeiten mehr..

Da es zu Onomichi nicht ganz so viel zu berichten gibt (da kaum Hintergrundinfos), hier nur einige Bilder zum genießen..

Diese Diashow benötigt JavaScript.


Hiroshima, Hiroshima desu.. (der eigentliche Bericht)

Jaja, lange musstet ihr warten auf diesen Bericht – aber nun ist es endlich so weit!

Der Memorial day in Hiroshima am 6. August 2011 zum 66. Jahrestag der Katastrophe.

Wir sind absichtlich nicht zu der Zeremonie gefahren, sondern haben Hiroshima erst am 15. besucht und dafür am 6. an der Schweigeminute und den Gebeten von Chiba aus teilgenommen.

Für mich war es ein gefühlsmäßig sehr zweigespaltener Tag. Auf der einen Seite finde ich es wichtig, sich über diese Dinge zu informieren, auf der anderen Seite ist es sehr bedrückend.

Wir begannen am Hiroshima-jo, einer hölzernen Burg, die nach dem Krieg wieder nach altem Vorbild aufgebaut wurde. Im Park der Burg stehen besondere Bäume, Phönixbäume, die die Detonation der Atombombe überstanden. Zwar wurden sie von der Hitzewelle die von der Bombe ausging vollständig verkohlt, jedoch trieben sie im folgenden Frühling neue Blätter aus und brachten den Menschen ein Stückchen Hoffnung zurück. Sie gelten als Symbol des Lebens, Überlebens und den Wiederaufbau der gänzlich zerstörten Stadt.

Zu Fuß ging es weiter zur Atombombenkuppel.

Schon alleine die Ruinen löschten uns das Lächeln aus dem Gesicht. Ich konnte es nicht verstehen, wie sich (ausländische Touristen) gröhlend lachend davor in Pose bringen konnten. Fremdschämen auf höchster Stufe.

Rings herum kleine Gedenktafeln. Ein Hibakusha (Überlebender der Atombomben Abwürfe) saß unter einem Baum und erzählte seine Geschichte. Viele Japaner standen gerührt um ihn herum und lauschten andächtig. Es ist selten geworden, aber umso wichtiger. Wir sind vielleicht eine der letzten Gernerationen, die den Geschichten dieser Menschen lauschen können, die direkt von ihnen lernen können, die das Leid noch sehen und fühlen können. Für nachfolgende Generationen wird es nur noch in Geschichtsbüchern und Museen zu finden sein.

Wir liefen bedrückt durch belebte Einkaufsstraßen hindurch zu der eigentlichen Einschlagstelle der A-bombe. Früher stand dort ein Krankenhaus. Nun erinnert eine kleine Gedenktafel daran, was hier einst passierte.

Wir gingen das Stück zum Dom zurück und suchten das Denkmal der Kinder auf. Sadako Sasaki, das kleine Mädchen das durch das Falten von 1000 Kranichen zum Symbol der Friedensbewegung geworden ist, gab den Anlass zur Errichtung dieses Denkmals. Im Museum kann man einige ihrer Persönlichen Gegenstände und einige der von ihr gefalteten Kraniche sehen. Um die Statue mit der kleinen Friedensglocke herum stehen große Glaskästen gefüllt mit Origamikranichen die aus aller Welt ihre Wege hier her fanden. Auf dem Denkmal selbst befindet sich die Figur von Sadako, die einen Kranich in den Himmel hält.

Der Friedenspark

Neben den vielen Denkmälern und Statuen befinden sich im Friedenspark auch der Cenotaph und das Friedensmuseum von Hiroshima.

Der Cenotaph ist ein Betonnernes Denkmal in dessen inneren die Offizielle Liste der Opfer von Hiroshima ruht. Auf einer kleinen Tafel findet sich (natürlich auf Japanisch) die Inschrift „Let all the souls here rest in peace; for we shall not repeat the evil“. In dem kleinen Wasserlauf rings herum findet man die Übersetzungen in viele andere Sprachen.

Schaut man durch das Konstrukt des Cenotaphs hindurch, so blickt man in der Ferne auf die Atomkuppel. Hinter einem befindet sich dann das Gedenkmuseum.

Das Museum teilt sich in zwei Teile auf. Der erste Teil gibt einen generellen Einblick in Geschichte und Hintergründe des Atombomben Abwurfes, der zweite Teil beschäftigt sich mit den Einzelschicksalen der Menschen und stellt mit Hilfe vieler gespendeter Gegenstände die Situation und Geschichten dahinter dar.

Kleine blechernde Brotdosen, verkohlte Schuluniformen, ein verkohltes Dreirad.. Es ist nicht einfach, das alles zu ertragen und viele viele Male während unseres Aufenthaltes musste ich Tränen unterdrücken und wollte mich nur noch an meinem Mann festhalten.

Wir besuchten im Anschluss auch die anderen Museumshallen, die unter anderem auch gemalte Bilder der Hibakusha ausstellen und auch auf Themen wie Missionarsarbeiten eingehen. Es gab z.B. mehrere Deutsche Pastoren, die direkt nach der Katastrophe nach Hiroshima kamen, halfen wo sie nur konnten, und blieben.

Am Ausgang des Museums befindet sich eine Art Uhr, die die Tage seit dem Aufprall der Atombombe, sowie die Tage seit dem letzten Atomwaffentest anzeigt. Erschreckend zu wissen, dass es nicht allzuviele Tage waren..


Ein Feuerwerk auf Miyajima

Frühstück in Hiroshima.

„Schaaaatz? Kannst du zum Frühstück schon Udon essen? Du weißt doch, neben unserem Hotel.. und da duftet es so gut!!“

Natürlich konnte ich da nicht nein sagen.. So landete ich in einem kleinen Familienbetrieb, in dem ich dem Mann beim Udon machen zuschauen konnte. Faszinierend.

Gut gestärkt füllten wir im nächsten 7/11 unsere Wasser- und Teevorräte auf. Nicht unwichtig bei dem Wetter.. es war einfach nur heiß und die Luftfeuchtigkeit lag jenseits von Gut und Böse!

Der Weg zum Bahnhof zog sich endlos in die Länge, aber schließlich schafften wir es zum gemütlichen Bummelzug der sich langsam zu unserem Ziel schlängelte.

Miyajimaguchi.

Von dort aus gibt es mehrere Fährverbindungen auf die kleine etwa 20 km süd-westlich von Hiroshima gelegene Insel.

Seit Urzeiten als Heiliger Ort verehrt, waren weder Geburten noch Todesfälle gestattet um die Reinheit zu erhalten. Auch heute noch werden Verstorbene von der Insel nach Honshu gebracht und dort bestattet. Im Jahre 593 wurde der Hauptschrein erbaut, der noch heute (natürlich in restaurierter Form) die Insel ziert. Der Schrein selbst steht auf Holzpfählen im Wasser, was bei Flut den Effekt erzeugt, als würde er auf dem Wasser schwimmen. Das berühmte Wahrzeichen der Insel, das rote Torii, wurde 1875 erbaut. Bei Ebbe kann man es zu Fuß erreichen, bei Flut wird der gleiche Effekt erziehlt, der auch beim Schrein zu sehen ist. Das Torii mitsamt Schrein gehört übrigens zu den Top 3 der Japanischen Ansichten.

In der Mitte der Insel liegt der Misen-san. Die Legende besagt, dass der Mönch Kūkai den Berg als erster erklomm um dort zu meditieren und ein Feuer entzündete, dass ewiglich brennen sollte. Es gilt heutzutage als das Friedensfeuer und ist Ursprung der Flamme im Friedensgedenkpark von Hiroshima. Bewundern kann man auf dem Berg dieses Feuer noch immer in der Kiezu no Reika-dō, der Halle des nie verlöschenden Feuers.

In der jüngsten Vergangenheit hat sich der Berg vor allem zum Ausflugsziel für junge Paare gemausert. Dies ist durch Aktionen wie „Entzünden sie das Feuer der ewigen Liebe“ oder „backen sie gemeinsam Liebes-Momijimanju“ und vieles mehr ins Rollen gekommen. Dazu aber später mehr.

Wir schipperten nun also mit einer Fähre ans Ufer der Insel und fanden uns in einer dicht gedrängten Menschenmasse wieder. Jedes noch so kleine Fleckchen am Ufer war mit den berühmten blauen Planen abgedeckt, die einem entgegen schrien „Hier ist reserviert! Such dir nen anderen Platz!“ Warum? Nun, es war der Tag des großen jählich stattfindenden Feuerwerks.

Wir machten uns aber vorerst eher wenig Gedanken um einen netten Sitzplatz für später und begaben uns lieber auf Erkundungstour.

Da Ebbe herrschte, zog es uns als erstes zum Torii selbst. Raus aus den Schuhen und rein in den Schlamm! Es ist wirklich riesig! Wenn man darunter steht, fühlt man sich einfach nur winzig und unbedeutend.

Der Schrein sieht bei Ebbe eher unbedeutend aus, auch wenn die Holzkonstruktion die das ganze trägt, sehr eindrucksvoll ist! Wir schlichen erstmal außen drum herum und beschlossen dann, erst später hineinzugehen und lieber erstmal noch ein bisschen mehr Insel zu begutachten.

Durch die unzähligen kleinen Gassen führte uns unser Weg ein bisschen Abseits von der großen Masse zu einem kleinen Bach, den wir eine Weile dazu nutzen uns ein wenig abzukühlen. Der Touristenstrom bewegte sich schon langsam zu den Planen und somit beschlossen wir, dass es langsam Zeit wäre für den Schrein..

Nachdem wir uns sattgesehen hatten, zog es uns noch in eines der Restaurants um Anago und frische Kinako-Mochi zu essen.

Leider waren wir nach dem Essen ein wenig zu spät dran um noch einen einigermaßen guten Platz zu ergattern, somit kehrten wir zum Ufer des Bachlaufes zurück und beobachteten in der langsam einsetztenden Dunkelheit, wie das Wasser langsam immer weiter anstieg und arme Touristen von den frei herumstreunenden Rehen um ihr Essen (und ihre Touripläne) gebracht wurden..

Bf verschwand um ein paar Knabbereien aufzutreiben und ließ mich ein wenig verzweifelt allein zurück. Nach einer Stunde schließlich kam er vollkommen erschöpft zurück mit ein paar takoyaki und ein paar fritten. Die Wege waren so verstopft mit Menschen, dass sich endlos lange Schlangen bildeten die sich langsam durch die sitzenden Massen hindurchbewegten.

Endlich wieder vereint, dauerte es auch nur noch ein paar Minuten bis zum Beginn des großen Spektakels. Allerdings nicht ohne das sich der Start noch ein wenig verzögerte. Es schallte aus den Lautsprechern die Warnung, doch bitte umgehend den Strand zu verlassen wegen der steigenden Flut. Leider schien das eine Person nicht verstanden zu haben. Nochmals die Durchsage – diesmal etwas unhöflicher. 5 Minuten Stille. Eine quietschige Frauenstimme erklang und diesmal war die Warnung zielgerichtet. „Der Mann am Strand muss diesen umgehend verlassen!“ Keine Reaktion… erst bei der 4. Durchsage (dann auch auf englisch) war die Gefahr gebannt und das Feuerwerk startete.

Nach 5 Minuten Feuerwerk wurde der Opfer des Tsunamis gedacht und den Angehörigen in Sendai Beileid ausgesprochen. Es war eine sehr bewegende Ansprache und hier und da kullerten auch ein paar Tränen. Dann ging das Feuerwerk weiter. Nach weiteren 5 Minuten plötzlich eine unerwartete Unterbrechung. Schon wieder war irgend ein Trottel an den Strand gelaufen und dort nicht mehr weg zu bekommen. Als die Sicherheitsleute ihn dann endlich entfernt hatten, ging es weiter.

Am Ende hatte man das Gefühl, dass das Feuerwerk viel zu kurz – aber unglaublich schön war. Wir beschlossen, beim nächsten Mal ein wenig früher anzureisen und uns auch einen guten Platz zu sichern um mehr zu sehen, denn einen Großteil konnten wir dank Bäumen nicht sehen..

Um den Menschenmassen zu entgehen, blieben wir einfach noch ein wenig länger sitzen und genossen den Anblick des Vollmondes und des nun beleuchteten Torii.

Mit der letzten Fähre gondelten wir zurück aufs Festland, genemigten uns im gleichen Restaurant wie auch zum Frühstück noch eine Portion Udon und fielen recht geschafft ins Bett..


ありがとう!

Danke liebe Cori!

Ich wünsche euch allen eine schöne Adventszeit!


Der letzte Tag – und ein kleines Rätsel..

Beginnen wir mit dem Rätsel (Die Auflösung gibts zum Schluss..)

Gut, zugegeben eher etwas für die Frauenwelt, aber ich konnte nicht daran vorbei gehen!

Was ist das?

Nun zum letzten Tag dieser Reise..

Leider konnten wir unsere Luxushütte nicht allzulange genießen, denn Bf musste zurück zur Arbeit und somit verbrachten wir diesen letzten Tag mit einem kleinen Kulturprogramm.

Es verschlug uns zu einer recht berühmten Burgruine. Leider ist im nachhinein sowohl mir als auch Bf der Name entfallen… sollte es mir wieder einfallen, trage ich es natürlich hier nach!

Jedenfalls überredete ich Bf zu einer riesigen Schale Blaubeeren, die lokale Bauern vor dem Eingang neben allerlei anderen Leckereien verkauften. 300 yen für gut 500 gramm fand ich ganz ok, und sie waren wirklich wirklich lecker! Bf waren sie zu sauer – mehr für mich. Yay!

Die Grundmauern der Burg waren noch sehr gut erhalten, ebenso zwei große Tore die zum Haupthof führten. Auf einem Teil der Befestigungsmauern durfte man herumkrakseln und überall stand auf Schildern beschrieben, wie es früher einmal an dieser Stelle aussah. Leider gab es nur Japanische Beschreibungen, somit war das ganze für mich sehr zeitaufwendig zulesen und bis ich mal durch so ein Schild durch war, war Bf schon 10 weiter. Zwischendurch konnte man kleine Museumsräume bewundern in denen alter Schmuck, die typischen Rüstungen, Kochtöpfe, Alltagsgegenstände und Waffen ausgestellt waren. Auch alte Familienfotos und Bücher waren zu bestaunen.

(Ausblick von den Befestigungsmauern aus..)

Sattgesehen und mit schmerzenden Füßen begaben wir uns schweren Herzens wieder auf den Rückweg nach Sakuragicho..

Und nun noch des Rätsels Lösung (achtung Männer, Augen zu!): tadaaaaaaa


In den Bergen – Abschied von Utsukushigahara

Für diesen Tag strichen wir das Wort „Hektik“ weitestgehend aus unserem Wortschatz und machten uns (nach packen unserer Koffer und dem Auschecken) gemütlich auf zum Kurumayama. Warum wir so kreuz und quer durch die Gegend töffeln? Ganz einfache Antwort: Venus Line.

Die Venus Line ist eine Straße, die sich von Matsumoto nach Shirakabako durch die Landschaftlich sehr ansehlichen Berge schlängelt. Natürlich mit vielen interessanten Haltepunkten zwischendurch.

Der Kurumayama ist vor allem bei Touristen wegen seiner schönen Blumenwiesen berümt, aber wer sich abseits der Blumen den recht steilen Aufstiegspfad hinaufquält, wird mit einer berauschenden Aussicht belohnt!

Natürlich schlichen wir zuerst den ausgelatschten Pfad um die Blumen herum.. ich glaube es gibt ca. 3000 Fotos mit Blume und mir, nochmal die selbe Menge mit Blume und Bf.

Nachdem uns das zu langweilig wurde, begannen wir aus Spaß ebenfalls den Aufstieg. Viele Familien mit kleinen Kindern taten es uns gleich und die Kleinen, die immer Kilometerweit ihren Eltern vorraus waren, vertrieben sich die Zeit damit, kleine Steinhaufen zu bauen. Ich meine für diese Häufchen gibt es auch eine Religiöse Bedeutung, aber den Kindern machte es einfach Spaß – und es sah knuffig aus.

Als wir oben ankamen, zogen sich leider dicke Wolken um uns herum zusammen und verwährten uns den schönen Ausblick. Schade.

Mehr Vergnügen hatten wir dabei, einer Chinesischen Reisetruppe beim Gruppenbild zuzuschauen. Immer dann, wenn sich grade alle geordnet hatten und posierten, wehte der Wind eine dicke Wolke herbei die das Bild vernebelte..

Bf entdeckte eine Seilbahnstation und ob meiner Warnung, dass der Seilbahnpfad in eine gänzlich andere Richtung führte als die in der unser Parkplatz war, setzte er sich durch und wir gondelten den Berg wieder hinunter.

Tadaaa.. Bf schaute etwas verdutzt aus der Wäsche – das war nicht der Parkplatz an dem wir gestartet waren. Jupp. Das „habe ichs dir nicht gesagt?!“ habe ich mir vorsichtshalber verkniffen, denn er bewegte sich mit großen Schritten in eine Art Panikmodus. Also nichts wie auf zur Touristen info. Ich schaute mich währenddessen bei den Souvenierständen um, kaufte eine „Ringo chan“ Tasche mit Apfelbonbons un wartete geduldig bis das Geschnatter am Schalter weniger wurde. Immerhin hatte Bf wohl 6 Mitarbeiter beschäftigt mit unserem Problem. Die Lösung – man nehme einen Bus. Das nächste Problem – der letzte Bus für diesen Tag fuhr genau….. jetzt! Ein schneller Anruf beim Fahrer, die Beine in die Hand genommen und zur Bushaltestelle gehechtet. Gottseidank war diese direkt vor dem Gebäude und somit hielt sich die Verzögerung für den Bus im Rahmen. Endlich wieder an unserem Parkplatz angekommen ließen wir uns nur noch ins Auto fallen.

Der weitere Verlauf der Venus Line führte uns nach Shirakabako, wo wir uns jedoch weniger lang aufhalten wollten. Vorbei am Touristenmekka der Freizeitparks dort, fuhren wir schnurstracks zum See, spazierten eine Weile daran entlang, bestaunten einige Angler und machten uns schließlich auf zur Weiterfahrt in Richtung Yatsugatake.

In der Dunkelheit kamen wir an. Ein majestätisch anmutender Park. Eigentlich wollten wir nur in ein kleines Holzhäuschen ziehen. Ihr wisst schon, Natur und so – für die letzte Nacht sollte es die „Luxus“ Ausführung sein mit eigenem kleinen Rotenburo auf dem Balkon. Wie auch immer, wir haben uns in dieser riesigen Parkanlage verlaufen. Es fing an zu regnen. Natürlich lagen unsere Regenschirme im Auto, wie sollte es auch anders sein. Durchnässt, frierend, müde und einfach nur angeschlagen fanden wir schließlich die Rezeption in der sich ausschließlich Menschen in Abendkleidung und Anzügen befanden. Nach ein paar Mal vergewissern, dass wir hier auch wirklich richtig waren, wurde uns auch von einem mitleidigen Blick begleitet unser Schlüssel ausgehändigt, dazu eine Karte die in etwa die Größe und Straßenvernetzung von Matsumoto aufwies, und noch eine Bedienungsanleitung für was weiß ich nicht was. Ein rosa Kringel um unser Haus und schon trotteten wir im Regen wieder zurück zu unserem Fahrzeug.

Au Backe.. ich navigierte uns vorsichtig zu unserer Hütte. Jede zweite Straße eine Sackgasse, jede dritte eine Einbahnstraße. Nach 20 Minuten erreichten wir endlich unser Ziel! Die Hütte war wirklich Luxus! Innen mit zwei riesigen Tatamizimmern, einer Abstellkammer, einem europäischen Schlafzimmer und einem gemütlichen Wohnzimmer, dazu noch ein zweigeteilter Balkon. Die eine Hälfte mit Tisch und Stühlen ausgestattet, die andere mit Rotenburo! Juhuuuu!

Aber mein Männe hatte anderes im Sinn, als sich zu entspannen. Der knurrende Magen wollte gefüllt werden und irgendeine Stadt war in „nur“ einer halben Stunde entfernung zu finden, daher wieder ins Auto und navigieren.

Stockfinster. Berg hoch, Berg runter, Berg hoch.. ein kleines Dorf.. Berg hoch, Berg runter.. plötzlich in der Dunkelheit zwei blitzende Augen. Ein Fuchs spazierte seelenruhig am Straßenrand entlang. Ein paar Kilometer weiter, ich konnte grade noch kreischen und Bf zu einer Vollbremsung animieren. Erst ein Wildschwein, dann viele kleine Frischlinge. Aufgeregtes Gegrunze um unser Auto herum. Bf musste ich erstmal wieder beruhigen.. Weiter auf dem Weg. Was könnte denn noch so über die Straße hüpfen, überlegte ich mir, als Bf schon die nächste Vollbremsung absolvierte. Rehe! Natürlich! Warum hatte ich nicht gleich daran gedacht..  Von da an fuhren wir nur noch im Schritttempo weiter, voll konzentriert auf jegliche Bewegung am Straßenrand. Aber es kam nichts mehr – gottseidank!

Endlich in der großen Stadt angekommen, fühlten wir uns ein wenig in die Leuchtente Reklamewelt hineingestoßen und der Fluschtreflex bettelte darum, wieder in die ruhige, schöne Natur zurück zu dürfen. Aber der Hunger zwang uns zum bleiben und nach ewigem Hin und Her entschied der Herr sich für Hanbaaga und hielt an einem allseits beliebten Familyrestaurant.

Das Essen war ok, aber bitte liebe Leute, versucht nie, und ich betone nochmals NIE! Fanta Meron zu trinken! Es schmeckt wie es aussieht. Giftig grün nach Chemie Honigmelone. Nicht lecker.

Zurück in unserer Hütte waren wir einfach nur noch fertig. Einmal Onsen, dann BF schwupps vor die Flimmerkiste geklemmt (Fußball) und auf der Couch eingeschlafen bis mein Männe mich geweckt und ins Bettchen geschubst hat.


Sieben..

Heute ist ein besonderer Tag..

…denn vor 7 Jahren erblickte mein Sohn das Licht der Welt.

Ein Umbruch in meinem Leben der zwar nicht immer leicht war, aber dafür jeden Moment meines Seins auf jene wundervolle Weise bereichert hat, wie es nur Kinder tun können.

Aus diesem kleinen, immer strahlenden Baby ist mittlerweile ein großer blond gelockter Junge geworden, der ganz genau weiß was er will..

Wieder einmal wird mir bewusst, wie schnell die Zeit an uns vorbeizieht..


Eine Hütte in Utsukushigahara…

Dafür, dass es eigentlich Hochsommer war, waren die Temperaturen doch recht frisch. Die Nacht in der Holzhütte war unter den dicken Futondecken aber kein Problem.

Nach einem ausgiebigen Bad im Onsen, einem zusammengewurschleltem Frühstück aus unseren Reiseresten uund kurzer Durchsicht unserer Koffer stellten wir fest, dass unsere Klamotten dringend eine Reinigung nötig hatten.

 

 

Kein Problem, hatten wir auf der nächtlichen Rundfahrt am Vorabend doch einen knuffigen Waschsalon nahe Matsumoto entdeckt.

Also nix mit „wir bleiben entspannt auf unserem Berg und genießen die Zweisamkeit“ nein.. Planänderung.. wenn wir schon so nah an der Burg sind, kann man ja auch ein, zwei Stündchen dort verbringen! Fix ins Auto (mitsamt der Wäsche) und auf zur Waschstube! Da ich soetwas bisher noch nicht genutzt habe, stand ich zuerst recht ratlos in der Gegend und habe versucht mir einen Reim auf das ganze zu machen. Sage und schreibe 7 verschiedene Maschinenmodelle zur Auswahl. Kaltwäsche, Heißwäsche, ohne Trockner, mit Trockner, für Futons, nur Schleudern, nur Trocknen.. Aye. Verstanden. Zumindest war Bf genauso verwirrt wie ich. Wir wechselten instinktiv unsere Unteraltung auf Englisch, damit die vielen Japanischen Hausmütterchen um uns herum nicht allzuviel von unseren Flüchen mitbekamen. Endlich die richtige Maschine für unsere Bedürfnisse gefunden, ein wenig Waschmittel gekauft, festgestellt, dass die gewählte Maschine selbst Waschmittel zufügt, geärgert, uns aus den 300 zur Verfügung stehenden Programmen eins ausgesucht, das Geld eingeworfen (500 yen) und das letze Knöpfchen gedrückt. Puh.. schweiß weggewischt und die sich drehende Trommel stolz bewundert!

Was bin ich froh, dass wir in unserem Appartment nur einen Waschtrockner mit einfacher Bedienung haben!

Weiter im Programm. Der Magen knurrte. Besser gesagt, Bfs Magen knurrte. Er musste essen, und zwar sofort. Das schlaue Handy wurde bemüht und schon befanden wir uns auf unserem Weg zu einem Restaurant. Glücklicherweise direkt neben der Nawate Doori – der Froschstraße nahe der Burg. Ich konnte es kaum glauben, auch dort war mein Männe noch nicht gewesen! Für mich war es das mittlerweile dritte Mal…

Das essen.. manchmal hasse ich japanische Reiseempfehlungen..

Erstmal mussten wir extrem lange warten. Auf dem Präsentierteller des Raumes platziert. Dann, endlich einen Tisch ergattert, studierten wir die doch recht eingeschränkte Speisekarte. Klang zunächst garnichtmal so schlecht, als allerdings das Essen dann kam verflog die aufgebaute Vorfreude. Die Portionen waren – am recht astronomischen Preis gemessen – winzig.

Aus Mitleid mit Bf gab ich ihm fast meine komplette Portion und begnügte mich mit ein paar Brotscheiben, die eigentlich zu seinem Gericht gehörten.

(Nein, es existieren von diesem Essen keine Bilder.. uns war die Lust auf Fotos irgendwie vergangen..)

Endlich wieder draußen in der Hitze schlenderten wir zur Burg.

 

Ein paar schnelle Erinnerungsfotos, eine kleine Schlammschlacht mit einer Inaka-chickse und dann entschlossen wir uns spontan dazu, dass wir die nächsten Tage selber kochen wollen in unserer Hütte – somit suchten wir den großen Supermarkt direkt gegenüber des Bahnhofs auf. Leute, glaubt mir.. Matsumoto mit dem Auto ist kein Spaß….

Nach dem Einkauf zurück zum Waschsalon um unsere mittlerweile fertige Wäsche einzusammeln.

Leider können die Maschinen dort noch nicht selbstständig Bügeln und zusammenlegen, aber egal, bin ja ein braves Frauchen.

Zurück in unserer Hütte eine kleine Pause eingelegt, danach ins Auto gesprungen, und durch die Serpentinen der Berge zum Ushibuseyama hinauf.

Eigentlich ein schönes Fleckchen Erde, aber wir wollten noch mehr sehen – somit dauerte unser Spazierganz über einen der Wanderwege nur eine knappe Stunde.

( leider sieht man nur links und oben mittig einen ganz kleinen Teil der Straße die wir gefahren sind ;))

Weiter zum Utsukushigaharakougen art museum. Leider schon geschlossen da wir zu spät ankamen, aber eine Plattform vor dem Museum ermöglichte uns einen wunderschönen Ausblick auf einen kleinen Teil der Bergwelt Japans.

Zur Anmietung unserer kleinen Hütte gab es übrigens Gutscheine für einen lokalen kleinen Onsen dazu. Diese wollten wir natürlich nicht ungenutzt lassen, uns so verließen wir den schönen Ausblick, um uns auf einem engen Serpentinenweg (mal wieder ohne Ausweich- oder Wendemöglichkeit) zum begehrten Heißwasser zu nähern.

Nur Obaachan und ein paar Bauarbeiter. Kaum betrat ich den Frauenbereich, stürzten sich die drei anwesenden Obaachan auf mich um mir zu erklären welche der drei Becken denn am besten sind und was man vom Rotenburo aus nettes sehen kann. Ich musste mich erstmal an ihren heftigen Dialekt gewöhnen, aber nach ein paar Minuten mit geduldigen Erklärungen ihrerseits ging es ganz gut.

Einziger Haken an der Sache – dort wurden keinerlei Seife oder sonstiges zur Verfügung gestellt. Yay. Egal, nur nen Grund mehr den kleinen Onsen auf unserem Campingplatz erneut aufzusuchen.

Entspannt also zurückgetuckelt, die zweite Runde Baden angehängt und zum Abschluss gemeinsam gekocht, das Gehirn mit Hilfe des Fernsehers ausgeschaltet und in die Federn gekuschelt.

(„Pssssst.. nicht verschrecken! Nur selten kann man eine Rose -von ihr unbemerkt- in ihrem natürlichen Umfeld (der Küche) fotografieren..“ O-Ton Bf beim durchsehen der Bilder……)

Oyasumi.