Frühling in Japan

Do you Kyoto?

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Yes, I do!

So. Hier ist er. Der lang vor mir hergeschobene 3. Teil.

Aber eigentlich gibt es dazu nicht so viel zu sagen – außer, dass es uns nach Arashiyama (einem Randbezirk von Kyoto) gezogen hat.

Dort kann man die Kogetsukyou – eine endlos lange Brücke- bewundern, oder durch den Sagano Bamuswald spazieren, oder alles zusammen und noch ein paar wirklich hübsche Tempel besuchen.

Wir waren zu einem Zeitpunkt dort, als die Kirschblüten wie Schneeflocken von den Bäumen segelten. Volle Blüte ist zwar schön, aber fallende Blüten sind ebenfalls sehenswert!

So, genug gequatscht – hier sind die Bilder!


Kyoto die Zweite – unter Kirschblüten

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Mein erstes Mal Kyoto ist jetzt schon ne ganze Weile her – und dann auch noch in einer der schönsten Zwei Jahreszeiten (und JA! Kirschblüten sind eine EIGENE JAHRESZEIT!)

Die Stadt an sich ist eigentlich ganz hübsch (ich glaube solche Ausdrücke können nur von Frauen kommen..), aber im Sommer empfand ich sie weitestgehend als recht uninteressante und trockene Wüste. Einzig die Tempel ein wenig außerhalb und mit viel Grün ließen einen die Sommerhitze ein wenig vergessen.

Im Frühling dagegen war die ganze Stadt wie im Rausch. Überall Deko, bei Abend beleuchtete Kirschbäume, kleine Feste, große Feste, Konzerte, Hanami und diese unglaubliche Blütenpracht!

Nach unserer Ankunft verschlägt es uns ersteinmal in den Kyomizudera. Die Sonne knallt gnadenlos auf uns herab und wir quälen uns den engen Weg zum Tempel hinauf. Wenn man den Kopf in den Nacken legt, kann man sogar die Spitze der Pagode hervorragen sehen! Aber irgendwie kann ich mich nicht so recht begeistern, denn wir schwimmen in einer riesigen Menschenmasse. Eigentlich könnte ich auf dem gesammten Weg die Beine anziehen und würde trotzdem oben angekommen. Schlimmer als Tokyos Rushhour – nur in zwei Richtungen. Ich gebe mir also Mühe nicht zerquetscht zu werden und meinen Kerl nicht aus den Augen zu verlieren. Garnicht so einfach. Und dann sind da noch so unglaublich viele Gaijin! Ich habe Angst..

Tatsächlich ist es so, dass die meißten längerfristigen Japan Reisenden ein gewisses Terretorialverhalten aufweisen. Ein anderer Gaijin würde das Gleichgewicht stören. Daher auch der berühmt berüchtigte Gaijin-beam. Mehr dazu irgendwann mal in der Kategorie „du weißt, dass du zu lange in Japan warst, wenn..“

Die Menschenmassen schieben uns immer weiter. Durch das Eintrittstor hindurch, an den Kassen entlang zum Eingang, durch den Rundgang und schließlich wieder zum Ausgang und den Berg hinunter. Wir können uns Rettungsinsel mäßig gelegentlich an die Seite retten und ein paar Fotos machen, ab und zu findet sich auch mal ein Fleckchen ohne Kirschblüte (spürbar daran, dass sich dort keine Menschenmassen versammeln).

Wir entdecken noch ein kleines Schild, das uns darauf hinweist, dass die Öffnungszeiten Abends verlängert wurden wärend der Kirschblüte. Zur Kenntnis genommen – und weiter gehts.

Jetzt tapern wir den Philosophers walk (哲学の道/Tetsugaku no Michi) entlang um zum 1. – noch mehr Kirschblüten zu sehen, und 2. – zum Ginkakuji und Kinkakuji zugelangen.

Der Ginkakuji (Silberner Tempel) ist ein schöner dunkler Holztempel, der seinen silbernen Glanz schon vor langer Zeit verloren hat.Bei der Restauration in 2008, entschied man sich dagegen den Lack wieder herzustellen, der dem Tempel einst seine silberne Erscheinung gab, und so sieht man heute nur den Ursprünglichen Tempel, so, wie ihn sein Erbauer Ashikaga Yoshimasa (足利 義政) zuletzt vor seinem Tod gesehen hatte.
Selbst ohne die Lackierung strahlt der Tempel noch immer eine unglaubliche Kraft und Ruhe aus.

Im Gegensatz zum Silbernen Tempel, protzt der Kinkakuji (goldener Tempel) gradezu mit seinem Glanz! Das strahlende Gold reflektiert sich in Lichtspielen im Wasser des davor gelegenen Sees. Ich kann mir den Gedanken nicht verkneifen „was wäre, wenn so ein Tempel hier in Deutschland stehen würde?“ Ich glaube nicht, dass er lange golden bleiben würde….

Weiter zum Ryoan-ji (竜安寺)
bekannt vor allem für seinen riesigen Steingarten.
Das Interessante – es befinden sich 15 große Steine in dem Steingarten in einer speziellen Anordnung. Von einer Art Veranda aus kann man den Garten bewundern, jedoch ist es unmöglich alle Steine von einer Position aus zu sehen. Eine Legende sagt, dass erst wenn man Erleuchtung gefunden hat, man alle 15 Steine gleichzeitig erblicken kann. Wir bleiben allerdings nur kurz beim Steingarten, bewundern ihn angemessen und gehen dann ein kleines Stückchen weiter- heraus aus der Menschenmasse. Eigentlich gehen wir nur um eine Ecke und setzten uns dort auf die Veranda, aber plötzlich sind wir dort allein. Es gibt fast nichts schöneres, als ganz in Ruhe und unbeobachtet zu zweit auf der Veranda eines Japanischen Gartens zu sitzen und die Stille zu genießen. Für einen Moment gibt es keine Menschenmassen mehr, keinen Stress, keine Sorgen..

Genug geträumt. Zurück in die Stadt. Es ist schon leicht dunkel und Gion zieht uns irgendwie magisch an. Man fühlt sich dort wie in einem anderen Zeitalter. Vor allem, wenn gelegentlich eine Maiko an einem vorrüber huscht. Macht euch nichts vor, solange ihr nicht „berry berry wohlhabend“ seid, werdet ihr keine Geisha zu Gesicht bekommen!


Ein kleines Stück abseits der Hauptstraße Gions finden sich viele Ryokan der obersten Klasse. Eine Nacht kann hier schonmal mehrere 1000€ pro Person kosten, Essen exclusive. Dafür hängt vor der Eingangsschiebetür ein eigens angefertigtes Holzschild mit dem eingravierten Namen der momentan anwesenden Gäste.
Schaut man sich die Gesellschaft näher an, wird man ausschließlich gepflegte Männer des älteren Kalibers, und ihre Frauen im formellen edlen Kimono sehen.
Solch eine Lokalität in Jeans zu betreten.. ich möchte mir die Folgen garnicht ausmalen! Quasi „instant“ beschließe ich – hier möchte ich irgendwann einmal auch eine Nacht verbringen! Eine einzige Nacht!

Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zum Maruyama kouen. Es ist mittlerweile dunkel – und hier befindet sich der älteste Kirschbaum Japans – er steht grade in voller Blüte und wird von sehr sehr vielen Scheinwerfern angeleuchet!
Der ganze Park gleicht derweil einem riesigen Rummel. Überall Fressbuden, die einen mit den leckersten Sachen locken, auf jedem freien cm blaue Plastikplanen für die Hanami-willigen – und ÜBERALL Hanami-willige, die schon ein, zwei oder 10 Gläschen zu viel haben! Gottseidank gibt es nach dem obligatorischen „Wir waren hier“ Foto noch ein paar Ecken im Park die nicht von vollkommen durchgeknallten und halbnackten Japanern bevölkert sind. Ich habe DINGE gesehen..

Wärend ich noch im Halbschock weile, schleift mich mein Männe schon wieder aus dem Park heraus, durch die halbe Stadt, den Berg hinauf und schließlich wieder zum Kyomizudera, der nun nicht wieder zu erkennen ist!
Der rote Tempel strahlt Majestetisch in der Dunkelheit, das zarte Rosa der Kirschblüten wird von Scheinwerfern unterstrichen, überall leuchten alte Laternen und auf der anderen Seite des Tempels wird eine Gruppe Birken weiß angestrahlt. Ein gespenstisch faszinierender Anblick.

Bevor wir einen Rundgang wagen, werden wir schon von einem durchs Megaphon brüllendem Tempel typen (in Shorts und mit Stirnband..ein unverzichtbares Accessoire..) in eine Schlange beordert. Das Event gibts nur wärend der Kirschblüte – also ab dafür.
Ich habe keinen Plan was grade um mich herum passiert und ich kann verdammt nochmal die Schilder nicht lesen! Arrgh!
An irgendeinem Punkt werde ich dazu gebracht, meine Schuhe auszuziehen und in eine weiße Plastiktüte zu stopfen.
Ein ängstlicher Blick zu meiner besseren Hälfte – er schaut fast genau so aus der Wäsche.. sehr beruhigend.
Wir landen in einem dunklen Höhleneingang aus dem man hysterisches Kichern vernehmen kann. Ich lande hinter einer kleinen sehr zerbrechlich aussehenden Dame, die sich ebenso ängstlich (wie ich mich fühle) an ein Seil am Rand klammert.
Warum habe ich das Seil bisher nicht gesehen?!
Ich klammere mich also auch daran fest. Mein Mann steht hinter mir.. sehr beruhigend..
Die Schlange beginnt vorwärts zu schlurfen. Quasi Ferse an Fußspitze schieben wir uns vorwärts in die Höle. Meine Füße ertasten eine Treppe. Fuuu.., wollen die dass wir uns hier drinnen das Genick brechen?! Kann mal bitte einer den Lichtschalter anmachen? Nein? Es ist stockduster. Man kann noch nichtmal seine Hand sehen. Ich halte Fersenkontakt zu der Dame vor mir – und jetzt verstehe ich auch, warum mein Kerl HINTER mir geht… schlauer Mann…
Plötzlich werde ich in meine Vorläuferin gepresst. Die Schlange scheint zum erliegen gekommen zu sein – nur hat das keiner den Leuten hinten gesagt.. so werden wir munter immer weiter ineinander geschoben. Gruppenkuscheln. Nicht, dass mich das stören würde.. immerhin ist hier anscheinend die „no touch in public“ Regel außer Gefecht – kann schließlich eh keiner was sehen.
Die Schlange bewegt sich wieder. Aha, point of interest – irgendwas Leuchtendes. Wir schieben uns daran vorbei, stolpern ein paar Treppenstufen hinauf und stehen wieder in der kalten Abendluft. WTF war das?!
Ein böse grinsender Megaphon Mann sieht wohl meine Verwirrung, denn er fühlt sich verpflichtet, mich mit folgendem Satz aufzumuntern – „Hat es Ihnen in Buddhas Gedärmen gefallen?“ Äääääähm.. WIEBITTE???? Gosh.. wobei.. so schlimm war es garnicht.. aber wenn ich mir vorstelle, das Seil war..THEMENWECHSEL!

Unser zweiter Tag gehört fast gänzlich dem Fushimi Inari-Taisha (伏見稲荷大社), denn es braucht einiges an Zeit will man auch nur einen Teil dieses faszinierenden Schreins sehen.

(yesssss.. walked all this..)

Tausende knallroter Torii reihen sich fein säuberlich die Hügel hinauf, teilen sich, führen zu kleineren Schreinen, Fridöfen und Denkmälern, werden wieder dichter, werden größer, kleiner, und schließlich kommt man auf dem ein oder anderen Weg auch wieder nach unten.

Wenn man sich nicht vollkommen im Meer der Torii verliert.

Ein kurzer Abstecher zum Tōfuku-ji (東福寺), der nicht so sehr Touristen überlaufen ist, wie die meißten anderen. Außer uns nur 3 andere Besucher. Akzeptabel. Netter Tempel.

Die Sanjusangendo (三十三間堂) lieget Bahnhofsnah, aber auch dahin verschlägt es uns – wir sind ja noch nicht genug gelaufen und der Tag ist noch „jung“ *hust*

In der schlichten Halle mit den unglaublich vielen Schiebetüren verbergen sich 1001 Statuen der Göttin Kannon. 500 zu jeder Seite einer großen Kannon Statue. Jede einzelne Statue von Hand zu unterschiedlichen Zeiten und von unterschiedlichen Künstlern hergestellt. Sie sehen auf den ersten Blick alle gleich aus, schaut man jedoch etwas genauer, so erkennt man feine Unterschiede wie z.B. die Blickrichtung. Vor den Kannon Statuen befinden sich noch 28 Wächter Statuen und die Götter Raijin und Fujin (Donner und Wind).
Ansonsten gibt es hier nicht so viel zu sehen – ist aber trotzdem einen Ausflug definitiv wert.

Ein letzter Tempel für den Tag.. Oh Gott, ich habe den Namen vergessen! Muss morgen mal meine bessere Hälfte fragen.. er weiß es bestimmt noch. Naja, egal, wir schlendern also im Tempelgarten ein wenig herum als plötzlich der Klang einer Panflöte uns verwirrt. Nicht so nen Peruanisches Dauergedudel, sondern überraachend hörbar.
DingDingDing.. Jackpot! Wir haben den Garten genau zu dem Zeitpunkt betreten, als am anderen Ende ein Konzert des berühmtesten Panflötenmusikers von ganz Japan *insert random famous japanese name which – of course- I forgot..shame on me..* stattfindet!

Kirschblüten, romantische Musik.. ziemlich kitschig.. aber irgendwie nett. Wären da nicht die 3 Millionen anderer Paare, die genau das gleiche zu denken scheinen.

(Zum letzten Jahrestag gab es danach übrigens die CD von diesem Typen~)

Den Abend ließen wir in Gion bei einem „culture program“ ausklingen. Sehr interessant, aber eher was für Touristen (also mich? hmm..) 10 Minuten highspeed Tee Zeremonie, ein paar tanzende Maikos, Bunraku, traditionelle Tänze und noch traditionellere Komik.. hach..

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So, jetzt ist es schon spät und ich will ins Bett! Der Rest kommt im nächsten Post. Bilder bekomme ich grad auch nicht alle hochgeladen ~ scheint wohl nicht so mein Tag zu sein.. gnarf.

Warum muss Kyoto auch so extrem viele nette Sehenswürdigkeiten haben?!


Friseur mal anders..

 

Die ersten Tage der Semesterferien sind überstanden, der Haushalt wieder unter kontrolle, die letzte Waschmaschine rattert grad vor sich hin, draußen regnet es, die Kinder schlafen längst – und da ist sie wieder.
Diese enorme Antriebslosigkeit.
Somit setze ich mich auf mein winziges Ikea Sofa, das auf den Namen „Klobo“ hört (und dem Namen alle Ehre macht..) und blättere die zehntausend Fotos durch, die sich in den letzten Jahren angestaut haben.

In meinem Kopf schwirren so viele Gedanken und Erfahrungen über die ich hier schreiben möchte, aber ich finde keinen Anfang.

Über Hina Matsuri haben auch schon fast alle Blogger etwas geschrieben, daher muss ich das nicht auch noch tun. Aber was dann? Mehr über Kyoto? Doch endlich zu Shinshu? Hokkaido? Aomori? Kirschblüten?

Nein, ich denke ich werde heute über etwas sehr alltägliches schreiben. Einen Ausflug zum Frisör.

 

Was tun, wenn man unfreiwillig zwei Wochen länger als geplant auf einer Insel knapp 10.000 km von zu Hause weg festsitzt und DRINGEND ne neue Haarfarbe braucht weil Lila/rot und blonder Ansatz so garnicht zueinander passen wollen?

Ja, man beschließt zum Frisör zu gehen.
Im Vorfeld mache ich mich also ein bisschen schlau. Japanische Haare sind anders als Europäische.. aha… man sollte deshalb lieber einen Frisör wählen, der schonmal mit Gaijinhaar Kontakt hatte.. ok.
In diversen Foren lese ich also nach und fühle mich heillos überfordert. Ist unter den 60.000 Frisören denn keiner mit Ausländer Erfahrungen?
Aber Google und ich sind ja ganz dicke, und so fällt mir plötzlich ein Erfahrungsbericht in die Hände über einen Salon dessen Meister ein paar Jahre in Amerika praktiziert hat. Eine kurze email und einen Anruf später stand mein Termin für den nächsten Tag.

Auf nach Akasaka. Dummheit siegt wie so oft.. und ich verlaufe mich! Nach 3x im Kreis und einer schriftlichen Wegbeschreibung die mir zwei nette Polizisten in ihrer Kouban netterweis aufmalen (natürlich nur mit Kanji..) komme ich immer noch nicht weiter.
Zumindest treffe ich in meiner Verzweifelung auf einen netten alten Herrn, der sogar wahrnimmt dass ich willig bin auf Japanisch zu kommunizieren, bis er plötzlich auf astreines Deutsch ohne jeglichen Akzent wechselt?! Hallo?? Ich bin hier mitten in der Pampa von Japan, Ojiichan ist schon weit über 70 – aber spricht perfektes deutsch? Es stellt sich heraus, dass er als Arzt nach dem Krieg für 11 Monate in Deutschland stationiert war, er sprachbegabt ist -und er zwar seitdem die Sprache nicht mehr gesprochen hat, aber sie immernoch beherrscht. Das unterschreibe ich sofort.
Er begleitet mich ein Stück und schickt mich schließlich in eine Postfiliale, denn dort bekommt man Straßenkarten und sinnvolle Wegbeschreibungen!
Tatsächlich malt die nette Dame in dem süßen Kostümchen mit dem knuffigen Hut auf dem Kopf eine grüne und eine rosa Linie auf die Karte, macht noch ein paar Kringel, lächelt mich an und ignoriert die Fragezeichen die dick und fett über meinem Kopf schweben. Na klasse. Kanji sind ja schon die Hölle, aber wenn sie dazu noch im Winzlingsformat auf eine kleine DinA4 Karte in schlechter Qualität gedruckt sind, macht es das nicht grade besser! Ich suche das nächste Straßenschild, halte weitere unschuldige Passanten an und stelle fest – die wohnen hier zwar, aber die können mir höchstens sagen wie ich zum nächsten Konbini um die Ecke komme. Selbst den Straßennamen der Straße auf der wir stehen, können sie mir nicht auf der Karte zeigen. Gnarf! Ich stiefel also wieder drauf los, in der Hoffnung etwas verwertbares zu finden das mich auf den rechten Weg schickt.
Siehe da, plötzlich scheine ich Glück zu haben und erkenne doch tatsächlich ein Straßenschild! Da Kartenlesen an sich kein Problem für mich darstellt (und ja liebe Männer, ich muss die Karte nicht mit der Laufrichtung drehen…) finde ich endlich den Weg zum Salon. Gott, ich komme sogar pünktlich! Man gut das ich morgens schon das Gefühl hatte, dass irgendetwas schief gehen würde und deshalb sehr früh losgefahren bin..

Ich betrete den Salon durch einen Fahrstuhl, eine quirlige kleine Frau springt mir entgegen, fragt mich aus und stubst mich sanft in Richtung Stuhl. Außer mir sind noch zwei andere Kundinnen anwesend. Beides Japanerinnen. Ein Mann springt mir entgegen. Leute, kein Scherz. Frisöre sehen irgendwie überall auf der Welt gleich schwul aus! Hat so ein bisschen was wie eine japanische Version von Harald Glöckler und hört auf den Namen DAN. Nach einem kurzen Smalltalk und einer recht verzweifelten Lagebesprechung (nein, es gibt in Japan kein Lila/rot als Haarfarbe!) beschließen wir erstmal, dass die Haare kürzer werden sollen. Von „über Popo lang“ auf „irgendwas so um Schulterlänge rum“.
Aber erstmal waschen. Habe ich zwar heute morgen schon gemacht, aber hey, es gehört zum Programm!

Die quirlige Japanerin stubst mich sanft zum Becken, legt mir einen Kittel um, rollt ein Handtuch unter meinem Nacken zusammen und legt los. Das Wasser ist angenehm warm und eine ausführliche Kopfmassage ist inklusive. Kein Haareziehen, kein herumziepen. Alles ist ganz sanft und entspannend. Man will, dass die Kunden sich wohlfühlen. Miki – so ihr Name- erklärt mir, dass sie speziell Shampo und Spühlung für europäisches Haar verwendet, dass rein Biologisch mit natürlichen ätherischen Ölen angereichert ist. Es duftet. Bestimmt eine halbe Stunde lang liege ich im halb Dämmerzustand da und lasse mich verwöhnen. Zum Schluss wärmt sie einen Waschlappen, massiert meine Schläfen, Ohren und auch meinen Nacken. Gott, meine Beine sind Wackelpudding so gut fühlt sich das an!

In totaler Entspannung wanke ich zum Frisörstuhl wo Aya – eine weitere Mitarbeiterin- schon auf mich wartet. Sie ist für den Grundschnitt zuständig und verzweifelt erstmal an meinem langen Haar. Nach und nach schafft sie es dann aber doch, es auf eine akzeptable Länge zu bringen und den letzen Schliff übernimmt der Chef persönlich. JEDE! EINZELNE! HAARSTRÄHNE! wird in liebevoller Kleinstarbeit bearbeitet! Er schwitzt. Ich dämmere vor mich hin.
Endlich hat er seine Arbeit vollbracht, wenden wir uns wieder dem eigentlichen Problem zu – der Haarfarbe. Wir einigen uns auf ein dunkleres Braun und mit vereinten Kräften legen nun alle los. Plötzlich spüre ich etwas ungewohntes. Irgendwas an meinen Ohren! Ich blicke in den Spiegel vor mir, und da haben die mir tatsächlich so Badekäppchen für die Ohren übergestülpt! Oh mein Gott, Ohrkondome! Ungewohnt ekelhaftes Gefühl finde ich und möchte die Dinger am liebsten sofort abnehmen, aber ich werde sanft daran gehindert und zur Wiedergutmachung bekomme ich das Wifi Passwort und darf munter auf meinem Iphone das Net durchforsten. So überbrücke ich dann auch die Wartezeit in der die Farbe sich in meinen Kopf frisst einwirkt. 3! Farbschalen saugen meine Haare in sich hinein. Seit meiner Ankunft sind schon über 3h vergangen. Das Ausspühlen verläuft genauso wie das waschen vorher…. nur dauert es noch länger und es wird noch mehr massiert. Ich bin im Himmel! Zum Schluss wird noch ein bisschen geföhnt, Dan zeigt mir wie ich „einen schönen Schwung und ein paar Löckchen“ in die neue Frisur hineinföhne – und nach 5 1/2 Stunden verlasse ich glücklich den Laden. Wer braucht schon Wellnessfarmen für mehrere 100€ am Tag, wenn man für 50€ und ein paar kaputte DAS Frisör-Erlebnispaket schlechthin bekommt – und hinterher auch noch besser aussieht?!

Fazit- wer mal einen halben Tag Entspannung vom stressigen Japan (Reise-) Alltag haben möchte oder einfach einen bad-hair-day hat, der sollte unbedingt mal zum japanischen Frisör gehen!

Nebenbei – Akasaka ist ein Prima Ort um sich zu velaufen spazieren zu gehen! Ein bisschen Hügelich zwar, aber es gibt überraschend viel Grün und viele nette Kleinigkeiten zu entdecken!

So, jetzt muss ich aber weiter der Semesterferien-Lethargie fröhnen.. und am nächsten Post basteln – auf das hier wieder mehr Regelmäßigkeit einkehrt..

 

 


Der Fluch der Flüge..

Um den Bericht über den Sommer abzuschließen – nach unserem Rundtrip ist nicht mehr allzuviel spannendes passiert. Wir sind noch einmal nach Chiba ins Krankenhaus gefahren und haben uns ansonsten dem Altag hingegeben bis ich wieder in den Flieger zurück steigen musste.

Es war ein angenehmer Flug – und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war es wohl einer der angenehmsten (den Flug mit Korean airlines ausgenommen – der eine davon war nicht zu toppen!)

Mit Flügen ist das bei mir nämlich immer so eine Sache. Hier scheine ausnamsweise ich das ausgeprägte Talent für Griffe ins Klo zu besitzen.

Mein erster Rückflug mit British airways fiel wegen des netten Isländischen Vulkans ins Wasser – ich musste zwei Wochen auf einen Ersatzflug warten. Ok, immerhin wurden Hotel und Fahrtickets bezahlt – und ich für den einen Flug in die Buisnessclass hochgestuft – aber trotzdem…

Der nächste Versuch – von Frankfurt mit Korean air. Auf dem Weg zum Flughafen wurde der Flieger leider von einem Blitz getroffen.. eigentlich war gegen 18:00 Abflugzeit, doch um kurz nach Mitternacht saßen wir immernoch und warteten. Kamen uns ein bisschen so vor wie in diesem Film mit Tom Hanks…
Nachdem man eigentlich schon aufgegeben hatte und uns zurück zum Gepäckband schickte, kam auf einmal doch noch die Durchsage zum Start der Maschine. Wieviele Menschen gehen in so einen Flieger rein? Jetzt stelle man sich vor, dass die ALLE nochmal durch Passkontrolle, Sicherheitskontrolle und Zoll müssen… Gleichzeitig… bei zwei geöffneten Schaltern….
Wir strandeten dann in Seoul, da wir natürlich sämtliche Anschlussflüge verpasst hatten. Eine Nacht im Luxushotel mit Vollpension über den Dächern der Stadt – garnicht mal so schlecht!
Und – qualitativ war der Flug mit Korean Air der Beste bisher! Die haben sogar USB Anschlüsse zum aufladen von elektrischen Geräten (Iphone?) und Wiedergabe seiner eigenen MP3 – plus – man konnte seine eigenen Kopfhörer ohne jegliche Probleme benutzen!
Das Essen war großartig und man konnte es sogar als „lecker“ bezeichnen. Eine Seltenheit!
Der Koreanische Zwischenstopp war also eigentlich garnicht so schlimm und der Rückflug verlief traumhaft! Wusstet ihr übrigens, dass es in Seoul ein Unterhaltungsprogramm für Reisende gibt? Traditionelle Musik, Kleidung, Tee.. und kostenloses Wifi – bzw. für die, die keinen Laptop dabei haben Massenweise frei nutzbare Netbooks und Internetterminals! Luxus pur!

Weiter mit der Edelweiß Airline – Volksmusik Beschallung und eine saftige Verspätung inklusive. Das Essen schlecht, der Service unfreundlich. Es gab verkohlte Crossaints an denen nicht nur ich mir die Finger verbrannt habe – denn es gab natürlich keine Servietten oder ähnliches dazu..

Zurück mit Austrian airlines – Essen weitestgehend ungenießbar, das Entertainment Programm in Endlosschleife ohne anwählbare Optionen – einzige Fluchtmöglichkeiten: Schlafen oder lesen.

Und nochmal British Airways – mit katastrophalem Service aber zumindest mit nur 1 1/2 Stunden Verspätung noch relativ pünktlich… der Rückflug verlief sogar ohne nennenswerte Verspätung. Fast schon ein Wunder. Gut, das Essen sollte man wirklich eher nicht zu sich nehmen.

So, und nun zur Winterkatastrophe schlecht hin.

Von Düsseldorf nach Paris lief alles glatt. Eine 3/4 Stunde zum Umsteigen reicht locker, dachte ich und stieg gut gelaunt aus dem Flugzeug aus.
Dumm wie ich feststellte, denn der Flughafen ist riesig!  Rennen war angesagt. Keuchend nach Luft schnappend kam ich bei den Pass- und Sicherheitskontrollen an, da bemerkte ich nur aus den Augenwinkeln heraus uniformierte und schwer bewaffnete Männer. Es dauerte keine 2 Minuten, da wurde das gesammte Terminal geräumt – wir wurden von den Männern mit vorgehaltenem MG nach hinten gedrängt. Alles nur auf Französisch und kein Wort Englisch. Sprich – keiner wusste was los war bis einer der anderen Touristen netterweise für uns übersetzt hat. Unbeaufsichtigtes Gepäck (wohlgemerkt HINTER dem Durchgang zur Sicherheitskontrolle). Eine Stunde lang blieb das Terminal gesperrt. Die Flüge fingen schon sämtlichst an auf der Anzeigetafel rot zu blinken und letzte Aufrufe zu machen – aber was sollten wir denn tun? Wir konnten ja nicht vorwärts! Panik stellte sich langsam ein. Dann wurde das Gate wieder frei gegeben und ALLES stürmte zu den Sicherheitskontrollen. Nachdem einige Leute ihrem Unmut Luft gemacht hatten, wurden die Passagiere der rot blinkenden Flüge nach vorne beordert um schnell zum Flieger zu kommen.

Wir waren also durch die Kontrollen durch, rannten sämtlichst zum Flieger, waren die Letzten, suchten unsere Plätze und dann ging es auch schon los. 1 Stunde Verspätung bisher – die ließe sich beim Flug aufholen meinte der Kapitän.

Wir rollten auf die Startbahn. Und rollten eine Runde. Noch eine Runde. Noch eine. Die ersten wunderten sich schon. Und dann rollten wir zurück ins Terminal. Ein Technischer Defekt! Yay! Man müsse auf die Handwerker warten, das könne eine Weile dauern. Zumindest stellten sie das entertainment Programm an. Eine Stunde später kamen die Handwerker endlich, überprüften fleißig 30Minuten lang alles, stellten fest, dass man ein Ersatzteil bräuchte. Das ganze sollte so um die 2 Stunden dauern. Ich fasse zusammen, bis dahin waren es schon 2 1/2 Stunden Verspätung und zwei angedrohte dazu – also 4 1/2.

Nach den 2 Stunden kam erneut eine Durchsage.Flugzeug irreperabel – wir müssen den Flieger wechseln – aber zuerst muss ein Ersatzflieger her. Alle raus aus dem Flugzeug und warten. Zumindest gab es irgendwann Essensgutscheine für ein Sandwich. Da es allerdings nur einen Laden gab im Terminal, der nichts davon wusste und plötzlich eine Horde von Menschen darauf zustürmten, bekamen nur die ersten 150 ungefähr etwas. Ich befand mich darunter, schleuste aber ein paar Familien noch dazwischen damit wenigstens die Kinder etwas Essbares und Trinken bekamen. Chaos. Verzweifelung. Schreiende, unglückliche Kinder. Gestresste Eltern.

Nach zwei weiteren Stunden stand dann endlich unser Ersatzflieger bereit. Das Einsteigen verlief recht unproblematisch und schnell – wir wollten schließlich alle nur noch sitzen und unsere Ruhe haben! Mit gut 7 Stunden Verspätung ging es dann endlich in die Luft.

Über das Essen brauchen wir da garnicht mehr zu sprechen. Katastrophe von vorne bis hinten. Genervte Stewardessen (dabei wurden die sogar vorher frisch eingetauscht) wo man nur hinblickte und selbst für das Bedürfnis nach nem Glas Wasser wurde man zusammengefaltet. Nein Danke! Da waren sich die meißten der Passagiere einig. Die anderen schliefen erschöpft. Schade, dass es die japanische Höflichkeit nur selten zulässt zu explodieren – hier wäre es zwischenzeitig sehr wohl angebracht gewesen.

Der Rückflug mit KLM war auch nicht so prickelnd – ich habe am Flughafen Narita noch nie zuvor ein solches Chaos erlebt! Zu dem Zeitpunkt als der Flug als Rot anfing zu blinken, waren höchstens erst 25% der Passagiere durch die Gepäckabgabe und noch nichtmal durch den Sicherheitscheck. Es ist doch immer wieder spannend…

Zumindest gab es dort dann aber „nur“ 2 Stunden Verspätung – die hatte ich eh schon einkalkuliert- und somit war alles Gut.

(Na? Wer findet in diesem Bild Fujisan, Tokyo Tower UND den Sky tree? – August 2011)

In diesem Sinne freue ich mich auf den nächsten Flug (irgendwann) und gehe jetzt erstmal die langsam frühlingshafteren Temperaturen mit den Kindern draußen genießen! cheers!


Die wundervolle Welt der Gaijin..

Diese Nacht war schlaflos. 1 1/2 l Kaffee im Kreislauf waren wohl nicht besonders behilflich, Kinder und der ätzende Nachbar mit seinem Köter haben auch ihren Teil dazu beigetragen. Bf hat ausnahmsweise nicht geschrieben. Ich mache mir so langsam sorgen – aber es ist sein einziger freier Tag für die nächsten 3 Wochen und somit habe ich nicht vor, ihn aus dem Bett zu klingeln.

Oder erwartet er gerade das von mir?

Während ich nun so schlaflos vor mich hingrübelte, fiel mir wieder ein worüber ich eigentlich schon länger schreiben wollte.

Als ich meine erste Reise nach Japan antrat, war mein Japanisch noch nicht so berauschend. Gut, jetzt ist es noch immer nicht viel besser, aber..

Mit Bf machte ich mich auf den Weg nach Kyoto. Dort angekommen mussten wir die Strecke zum Hotel in der Subway zurücklegen und dort ergab sich folgendes: Eine Gruppe junger Japanerinnen schaute immer wieder zu uns herüber und steckte die Köpfe zusammen. Das veranlasste Bf  dazu, immer mehr Sicherheitsabstand zu mir zu halten und das Getuschel der Gruppe wuchs an. Bf wurde rot, unsere Unterhaltung immer spärlicher und schließlich sank er in sich zusammen um vorzugeben zu schlafen (Ja mein Schatz, ich weiß das das nur gestellt war.. so doof bin ich nicht. Weiß doch wie du schlafend ausschaust!) . Nachdem wir ausgestiegen waren, klärte mich Bf dann auf. Die Mädels hatten tatsächlich über uns gesprochen. Genauer- über mich.

Was tuscheln so Mädels denn über mich wollte ich natürlich wissen. Bf lief wieder leicht rot an.

„mmh..*nuschelnuschel* … it seems they envy you.“

Wie bitte was? Mich beneiden? Warum?

„Your skin is so white and they said you have such a noble face.“

…Danke? Und da wären wir wieder beim Thema Minderwertigkeitskomplex..

Ein anderer Ort, eine andere Jahreszeit – nämlich im Sommer beim Hotelfrühstück an einem der Seen des Fujisan.

Ein niedliches kleines Hotel mit einem Besitzer, der perfektes Englisch vorzuweisen hat. Somit für mich kein Grund Japanisch zu sprechen. Das Frühstück ist Europäisch, es gibt selbstgebackene Brötchen, frische Marmelade, Würstchen, Eier und Speck. Zugegeben – eine merkwürdige Kombination, aber sehr gut. Ich schweife ab..

Ich bin das einzige „weiße“ Alien dort und man freut sich überdurchschnittlich. Ich werde buchstäblich auf den Präsentierteller-platz gesetzt!

Am Tisch zu meiner Rechten sitzt ein altes Ehepaar, das verstohlen und verwundert zu uns blickt. Quer nach Rechts durch den Raum sitzt ein chinesisches Ehepaar dessen Unterhaltungen ich mit einer gewissen Faszination verfolgte (die paar Jahre Chinesisch studium haben sich echt bezahlt gemacht..) und schließlich mir gegenüber -quasi hinter Bf- sitzt ein jüngeres Japanisches Paar mit kleinem Sohn der wohl ein wenig über ein Jahr alt sein müsste.

Alle essen, nur der kleine Junge hat besseres zu tun. Er spielt unter dem Tisch, an der Tür, wuselt durch den Raum und hält seinen Vater ordentlich auf Trab bis – ja.. bis er mich entdeckt.

Große Augen.

Schnell versteckt er sich hinter Papa. Alle anwesenden lachen kurz, konzentrieren sich dann aber wieder auf ihr Essen.

Er wird mutiger, klettert auf Papas Schoß und starrt mich weiter mit offenem Mund an. Kurzer Anpfiff von der Mutter und der Mund geht zu.

Kind wuselt weiter durch den Raum, immer wieder verstohlene Blicke zu mir werfend. Irgendwann scheint dann etwas klick gemacht zu haben, denn der Kleine rennt auf unseren Tisch zu, bremst abrupt ab und bleibt mit offenem Mund vor mir stehen. Große dunkelbraune Kulleraugen.

Mama und Papa schauen kurz entsetzt, werden rot, fallen in das Lachen mit ein das mittlerweile den gesammten Raum erfüllt und entschuldigen sich mit „Tut uns leid, er hat noch nie so eine wunderhübsche Frau gesehen und es ist das erste Mal das er auf eine Gaijin trifft“. Alle anderen stimmen mit ein „Ja, das ist wohl wahr. Hübsche Frau.“ Das ganze natürlich auf Japanisch und an Bf und den Besitzer gewendet, denn ich bin ja eine Gaijin und verstehe sie nicht.

Aber mal ehrlich, wenn man solche Komplimente bekommt vergisst man ganz schnell das man übervorteilt wurde und lacht einfach mit 🙂

Als wir gingen konnte ich mir allerdings ein kleines „Dankeschön für dasKompliment“ nicht verkneifen…

Ein weniger erfreuliches Ereignis, das ich in dieser Form in Japan so noch nicht erlebt habe, hatte ich vor ein paar Wochen als ich im Book Off von Shin-yokohama nach einer bestimmten Abteilung suchte.

Book Offs sind mir generell zu groß und unübersichtlich, da ich mich an den ganzen Kanji noch nicht so gut orientieren kann. Da ich nicht viel Zeit zum suchen hatte, fragte ich eine Angestellte, die grade im Eingangsbereich dabei war Bücher zu sortieren.

Während sie sich zu mir umdreht, setzt sie an zu einem „Einen wunderwunderschönen Guten Tag, womit kann ich ihnen…“ und dann sieht sie mich. Oh mein Gott! Eine Ausländerin!

Ihren geschockten Gesichtsausdruck ignorierend, frage ich sehr höflich nach dem Standort der Handarbeitshefte für Schnittmuster und co. Ich muss die Frage wiederholen. Etwas schlecht gelaunt bittet sie mich, ihr zu folgen. Auf Englisch. Nun gut denke ich mir, folgen wir ihr mal. 4. Etage. Auf jeder Etage sorgt sie dafür, dass jeder mich anstarrt. Super. Endlich bei den begehrten Heften angekommen danke ich ihr natürlich vielmals, verbeuge mich artig und oft und wende mich schließlich den Heften zu. Was macht die herzensgute Frau? Sie geht zu ihrem Kollegen, der genau EINE Regalreihe weiter steht und beklagt sich bei ihm über die unverschämte Ausländerin, die nach komischen Sachen fragt die die böse Ausländerin doch eh nicht verstehen kann. Wie kann es überhaupt sein, dass eine Gaijin ihren Weg in den Laden findet?! So eine Frechheit aber auch! Und sie hofft, dass sie so eine wie mich nie wieder bedienen muss.

Danke liebe Verkäuferin. Ich habe so ziemlich alles verstanden was du gesagt hast. Scheinst ja ziemlich dicke mit deinem Kollegen zu sein, wenn du dir so das Herz von der Seele redest bei ihm.

Übrigens, liebe Verkäuferin, ich war zwei Tage später nochmal da. Nicht, weil ich deinen super Service vermisst habe. Nein. Einfach nur, weil es keine Gottverdammte andere greifbare Alternative gab! Und soll ich dir nochwas erzählen? Der nette Kollege mit dem du dich unterhalten hast, der war auch da. Und möchtest du noch was wissen? Er hat mich nicht nur zu den Büchern gebracht, die ich an dem Tag gesucht habe, sondern hat auch verstanden das ich ihn verstehe, hat mich beraten und mir sogar noch einen extra Tipp gegeben bzw. mir die anderen Bücher der Autorin gebracht nach der ich gesucht hatte.

Ich gebe zu, alles nicht so schlimm. Aber das was mich auf die Palme gebracht hat, war nicht so sehr ihre ablehnende Haltung – die zeigen viele Japaner unterschwellig- aber das sie so über mich gesprochen hat, hat mich dann doch etwas entsetzt. Vor allem, weil ich nicht im Touri-schlabberlook rumgelaufem bin, sondern im Buisness Outfit!

Was gibt es sonst noch..

Ich habe letzte Nacht den Reisebericht fertiggestellt und werde ihn wohl morgen posten. Außerdem habe ich Yahoo auctions für mich entdeckt… da werde ich wohl das ein oder andere Minütchen noch vorsitzen und die bling-bling Sachen ansabbern die ich eh nicht gebrauchen kann. Aber so nen neuer 3Ds.. natürlich nur zum lernen und so..

Heute währe eigentlich der Düsseldorfer Japantag. Eigentlich. Denn er wurde verschoben. Ich mag den Japantag eigentlich nicht so besonders, da er zu sehr kommerziell ausgebaut wurde – und wer möchte schon gerne 6€ für 3 kleine Takoyaki ausgeben? Das hielt die Menschenmassen jedoch bisher nicht vom kommen ab und ich bin gespannt, wie es heute in der Stadt aussieht. Viele Leute hatten ja schon Flüge/Zugtickets und Hotels gebucht und somit befürchte ich fast, dass es trotzdem überlaufen sein wird. Egal, ich brauche neues Miso und Tofu für dieses Wochenende, somit komme ich nicht drum herum.

Uff, jetzt habe ich in einen einzigen Beitrag fast alle Kategorien reingequetscht! Ich bin begeistert – und wünsche euch einen schönen Samstag (:


Bilder vom Tag rund um Tsukiji

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Ein Tag mit Sato-san

(25.04.2011)

Der Tag begann früh für mich, denn von Shinyokohama nach Shinbashi braucht es eine Weile. Also bin ich mal wieder vor Bf aus dem Bett gehüpft, der das auch gleich mit rumschmollen kommentiert hat.

Gekonnt das Frühstücksbuffet ignoriert und schnell zum Zug gehechtet- Zug knapp verpasst.

Schön, das ich in Japan bin und dieser Zug alle 5 Minuten fährt..

Verlässt man den Shinbashi Bahnhof, steht man vor einer großen Lokomotive – ein idealer Treffpunkt. Dort wollten Sato-san und ich uns treffen. Mit meinen 5 min. Verspätung begegneten wir uns dann auch ein wenig später. Er – voll ausgerüstet für die Tour. Unzählige Stadtpläne, ein Kompass, eine Trinkflaschenhalterung für seinen Rucksack usw… unschwer zu verkennen, wir bewegten uns als Touristen.

Unsere Tour startete -nach dem Verzehr einer Packung Mitarashi Dango- in Richtung Ginza.

Auf meinen bisherigen Reisen nach Japan hatte ich einige Stadtviertel von Tokyo mehr oder minder bewusst ignoriert. Ginza gehörte dazu. Mich hat eigentlich nicht so viel gereizt zwischen Gucchi und Prada Läden spazieren zu gehen und reichen Leuten beim Geld ausgeben zuzusehen, aber ich muss zugeben, Ginza hat seinen ganz eigenen Charme und ein Bummel dort lohnt sich.

Überrascht nahmen wir an einer Kreuzung eine Unmenge von Polizisten wahr, auf den Nebenstraßen das gleiche Bild, und zahlreiche Fernsehteams. Wir waren an der Tepco Zentrale angelangt.

Durch Fukushima steht Tepco enorm in der Kritik und es gibt scheinbar auch etliche Drohungen, die eine verstärkte Bewachung/Beschützung notwendig machen. Auch in einem so „friedlichen“ Land wie Japan ist Vorsicht besser als Nachsicht. Fotos waren nicht gestattet und wir zogen weiter in Richtung Tsukiji, dem großen Fischmarkt.

Die Thunfischversteigerung und auch das Show-zerlegen hatten wir verpasst, was aber nicht sonderlich schlimm war da wir das eh nicht sehen wollten.  Viel interessanter fand ich dagegen das Marktgelände mit unzähligen kleinen Ständen, Shops und Restaurants auf engstem Raum.

Frischer Fisch, lebende Muscheln, Krebse und anderes Getier, getrockneter Fisch in allen Variationen, Algen, Gewürze, Okashi.. alles was das Herz begehrt. Ich habe mich nur ein wenig geärgert, das unser Hotelzimmer keine Kochniesche hat, denn der Lachs sah unwiederstehlich lecker aus und war – wenn man deutsche Preise für Fisch gewöhnt ist – sehr günstig.

Naja, im Sommer werde ich dann wohl zum Fischeinkauf losziehen. Jetzt weiß ich ja wo man ihn bekommt.

Nachdem wir uns durch die Stände gekämpft hatten, führte uns der Weg zum Nahegelegenen Tempel, wobei ich mich eigentlich nicht dazu durchringen kann das Tempel zu nennen. Ein riesiger Betonkomplex der im inneren irgendwie eine Mischung aus Kirche/Tempel/sonstwas ist, aber so garnicht in meine Vorstellung passen wollte.

Dementsprechend kurz viel der Besuch aus und die meisten anderen besucher schienen die doch recht bequemen Stühle eher als gute Schlafstätte anzusehen. Das ergab dann folgendes Bild:

Hochkonzentriert aussehende Frau – wegnickender Ehemann. (*Kopf nach hinten und vorne wackel*)

Zurück zum Fischmarkt um etwas Essbares zu finden. Ein kleines Seitenrestaurant (eigentlich eher eine Theke mit 6 Hockern und einer Durchreiche durch die man den zwei Köchen bei der Arbeit zuschauen konnte um dann von ihnen direkt das Essen gereicht zu bekommen) lockte mit lecker aussehendem Sashimi-don und günstigen Preisen. Für umgerechnet 5€ gab es eine riesige Schüssel mit Reis, Lachs und Thunfisch Sashimi plus Ikura, eine Misosuppe mit frischen Muscheln, Tee und Wasser. Für mich war es das erste Mal, das ich Ikura gegessen habe. Die prallen orangenen Kugeln kosteten mich einiges an Überwindung, aber ich gestehe, nachdem die ersten in meinem Mund geplatzt sind, bin ich ihnen erlegen. Kühl und süßlich, genau mein Ding. Auch das Sashimi war von guter Qualität und zerschmolz im Mund.

Nach der Stärkung führte uns der Weg weiter zum Hamarikyo Onshi Teien, einem ruhigen Landschaftsgarten inmitten der Hochhäuser von Tsukiji.

Bevor wir den Garten erreichten, stoppten wir noch an einem kleinen Tempel und ich zog das erste Mal Mikuji.

Mikuji sind kleine Papierstreifen mit Wahrsagungen. In meinem Fall war es ein kleines Papierbündel, das zwei Komponenten beinhaltete. Einmal das „gewöhnliche“ Omikuji und zusätzlich noch einen kleinen Glücksbringer, der ebenfalls Whrsagungszwecken dient.

Man kann von großem Glück bis großem Fluch alles ziehen und für gewöhnlich knotet man – sollte die Wahrsagung negativ ausfallen- die Omikuji an einen Baum oder Stangen, die vor dem Tempel bereitgestellt werden um das schlechte daran zu hindern sich an einen zu binden.

Ich hatte wohl einen guten Tag, denn ich zog „Dai-kichi“ -das große Glück –  und „Maneki Neko“ – Eine kleine goldene Katze, die mir von nun an Geld und Glück in mein Portmonait winken soll. Eine der besten Kombinationen wie mir von mehreren Seiten versichert wurde 🙂

Nun aber auf zum Hamarikyu. Der Eintritt ist mit 500yen gleich einem Tempelbesuch und lohnt sich auf jeden Fall. Es gibt kostenlose Audioguides am Eingang in allen erdenklichen Sprachen, dazu eine nette Erklärung der besten Routen durch den Park von den freundlichen und immer lächelnden Mitarbeitern. Sato-san und ich hatten nicht wirklich Lust uns an eine Festgeschriebene Route zu halten, nahmen die Audioguides zögernd entgegen und begannen unseren spaziergang durch diese volkommen andere Welt. Tradition trifft auf Moderne. Dieser Mix übt so viel Charme und Anziehung aus, das man garnicht mehr gehen möchte. Es ist ein unglaublich ruhiger Platz inmitten des hektischen Großstadtlebens, inmitten der Hochhäuser.

Wir gönnten uns eine Pause im Teehaus bei einer Schale Matcha und handgemachten Wagashi (traditionelle Süßigkeiten die zum Tee gereicht werden) und genossen die Aussicht. Das Teehaus liegt an einem kleinen See, relativ mittig im Park und man hat aus den Räumen heraus eine wundervolle Sicht auf den See, den Park und im Hintergrund die Hochhäuser.

Gerne währe ich länger geblieben, aber unser Tagesziel sah noch den Tokyo Tower vor. Somit spazierten wir dem Sonnenuntergang entgegen zum Tokyotower und dem davor gelegenen Tempel.

Letztes Jahr hatte ich ja schon mehrfach über den Tempel mit seinen unzähligen Jizo Statuen geschrieben, aber ihn nun in die Farben des Sonnenuntergangs getaucht zu sehen, faszinierte mich.

Im Dunkeln erreichten wir schließlich den Tokyotower und beschlossen, nicht hinaufzufahren sondern vom Boden aus ein paar Fotos zu machen und dann weiter in Richtung Rainbowbridge – Odaiba zu wandern.

Unterwegs stoppten wir noch an einem meiner Lieblings- Schnellrestaurants – Yoshinoya. Gyudon, Tonshiru (eine Art Gemüsesuppe mit Fleischeinlage), Salat, gebratener Lachs und kalter Tofu mit Soyasauce für den kleinen Geldbeutel.

Die Rainbow bridge. Ich wusste bisher nicht, dass man darauf auch spazieren gehen kann, aber es geht- und wir haben es getan. Eine beeindruckende Sicht über Tokyo bay und ein netter Abendspaziergang nach Odaiba. Leider mag meine Kamera Nachtaufnahmen nicht sonderlich – also warte ich noch auf die Fotos von Sato-san…

Da es mittlerweile schon nach 21:00 war und ich Bf versprochen hatte „früh“ wieder daheim zu sein, verzichtete ich darauf Odaiba weiter zu erkunden und setzte mich in den nächsten Zug in Richtung Zuhause..

Fast gleichzeitig mit Bf kam ich im Hotel an und dann stand ich vor der Reiseplanung Holland/Belgien. Nur noch 5 Tage und noch kein Hotel geschweige denn Mietwagen gebucht.. Es war schon 23:00.. mein Tag endete schließlich um 2:00. Bf schnarchte schon friedlich vor sich hin („of course I will help you with booking, but please let me take a short rest first….“), ich hatte endlich alle Hotels gebucht und auch einen netten Mietwagen gefunden.


chiba

Samstag Morgen haben wir uns auf den Weg nach Chiba gemacht.

Eigentlich wollten wir ausschlafen, aber aus uns unerfindlichen Gründen waren wir beide schon um 5:00 wach und schafften es somit auch mal zum Hotel eigenen Frühstück ^^

Naja, über die Qualität des Buffets habe ich an anderer Stelle schonmal berichtet.. es hat sich nicht sonderlich viel geändert.

In Ruhe unsere Sachen zusammen gepackt und uns auf den Weg zum Dormitory von bf gemacht. Wunderschönstes Wetter, allerdings ein klein wenig windig. Egal, die Sonne hat es wett gemacht – bis wir den Bahnhof verlassen hatten. Kaum unter freiem Himmel, fing es an in strömen zu gießen! Regenschirm aus dem Rucksack gekramt, aufgespannt – Sonnenschein. gnarf.

Nachdem sich dieses einige male weiderholt hatte, pendelte es sich auf Dauerregen ein 😦

Pitschnass und ziemlich entnervt, aber auch extremst nervös nahmen wir dann den Bus Yokohama -> Sodegaura.

Die 40 Minuten der Busfahrt waren für mich eine Mischung aus Nervosität und Übelkeit, obwohl bf versuchte mich zu beruhigen.

Am Busterminal angekommen, erwartete uns schon bfs Mutter. Eine kleine quirlige Frau mit fröhlichem Gesicht. Sie schien beeindruckt von mir zu sein.. Bf hatte ihr nicht verraten, dass ich ein bisschen Japanisch sehr wohl verstehen kann.. so wurde mein Kopf immer mehr rot. Irgendwann hat sie es dann mitbekommen und wir sind beide in Lachen ausgebrochen.

Ich weiß nicht warum, aber auf Japaner üben Gaijin die mit Stäbchen umgehen können eine ungeheure Faszination aus.

Nun weiß ich zumindest, dass ich besser und ordentlicher esse als bf, der immer unglaublich rumschmaddert ^^

Auch ungewöhnlich ist, dass es im Japanischen Speiserepertoire kaum etwas gibt, das ich nicht mag. Mal von Natto abgesehen.

Nach dem Essen kam der Teil der Reise, der mir am meißten Sorgen bereitet hatte. Wir fuhren ins Krankenhaus zu bfs Vater, der seit einigen Jahren schwer krank ist und nur selten das Krankenhaus verlassen darf.

Ich mag Krankenhäuser nicht, aber in diesem gab es zumindest nicht diesen typischen Geruch.

Bfs Vater ist etwas größer als ich, was mich sehr überraschte. Er schien sehr erfreut mich endlich zu sehen. Schon seit über einem halben Jahr hatte er auf diesen Tag gewartet. Ich mochte ihn von seiner Ausstrahlung her sofort – und später erzählte mir bf dann, das sein Vater mich wohl auch sehr gerne mag und begeistert von mir ist.

Es gab viel zu erzählen und auszutauschen und natürlich viele Fragen über mich. Aber es war ein sehr schöner Abend und wir versprachen, am nächsten Tag wiederzukommen.

Übernachtet haben wir im Apartment von bfs Bruder, der zu dem Zeitpunkt noch auf der Arbeit war und die Nacht im Elternhaus (3 minuten zu Fuß) verbrachte.

Angekommen, fanden wir zwei kleine Briefe auf dem Tisch. Die Freundin des Bruders hatte sie für uns geschrieben. So lieb..

Am nächsten Morgen klingelte in aller Frühe der Wecker – um 8:00 stand schließlich schon der Bruder auf der Matte.

Ein bildhünscher Japaner. Etwas schüchtern, aber eine angenehme Ausstrahlung. Nun kenne ich also auch Nr. 3 der Familie – es fehlt nur noch die unauffindbare Nr. 4^^

Bf ist der älteste Sohn der Familie. Seinen nächst jüngeren Bruder (Nr.2) habe ich letztes Jahr auf Hokkaido kennengelernt und nun Sohn Nr.3. Die jüngste der Familie (Nr.4) ist irgendwo mit Freunden unterwegs und nicht erreichbar, möchte mich wohl aber auch gerne treffen^^

Mit Bruder und Mutter fuhren wir zusammen in einen nahegelegenen Park. Auf der Fahrt gab es hausgemachte Onigiri mit Tarako gefüllt. Kein Vergleich zu den Conbini Dingern die ich sonst in mich hineinstopfe! Wahnsinnig lecker!

Der Spaziergang durch den Park war etwas besonderes für mich, denn hier war bf aufgewachsen und hatte als Kind hier oft gespielt. Ich hatte die Gelegenheit mich mit Mutter und Bruder ein wenig zu unterhalten und genoss das schöne Wetter mit Sonnenbrand Garantie. Nach einem kleinen aufstieg konnten wir vom Park aus sogar Fujisan sehen! Und ein paar letzte Kirschblüten tummelten sich auch um uns herum.

Nach dem Besuch im Park ging es gemeinsam zum Krankenhaus zurück und wir wurden schon sehnsüchtig erwartet. Viele Gruppenfotos später verließen wir Bfs Vater wieder und fuhren zu einem kleinen Restaurant in dem es Yakiniku gab. Es war sensationell heiß in dem Restaurant, aber das ertragen der Hitze lohnte sich – es war sehr lecker und machte viel Spaß.

Bf musste für manche Sachen als übersetzer herhalten und hat sich unterm Tisch eine gefangen..

Ich: *zu übersetzender Text*

Er: häääh? could you speak more loudly and slowly?

Ich: (lauter) *zu übersetzender Text*

Er: eeeh???

Ich: *seufz*

Er: (auf Japanisch, an Mutter+Bruder gewandt in seeehr vorwurfsvollem Ton) She is always speaking soooo fast and quiet I never can understand her. Always. Sooo much.

Ich: I understood what you said! *unterm Tisch gegens Bein klatsch*

Mutter und Bruder lagen am Boden vor lachen und er schaute verdutzt aus der Wäsche.

Würde er mal mehr Japanisch mit mir sprechen, wüsste er was ich verstehen kann und was nicht ^^

Auf zu einer Fahrt entlang Chibas Küste.

Ich mag das Meer unglaublich gerne und in Chiba gibt es wunderschöne Strände, aber heute war das Glück nicht auf unserer Seite.. Samstag der Regen, Sonntag der Wind. Starker Wind. So stark, dass man sich fallen lassen konnte ohne umzufallen – glaubt mir, ich habe es mehr als einmal probiert 😉

Nachdem ich fast von einem Felsen geweht worden währe, beschlossen wir das Meer doch lieber vom Auto aus zu sehen.

Der Wind war so stark, dass der Sand von den Stränden in Wirbeln über die Straßen tanzte!

Später sammelten wir dann Bfs Schwester ein, die grade von einem Treffen mit Freunden zurückkam.

Zusammen ging es nochmal ins Krankenhaus und es wurde noch lange gequatscht, viele Fotos gemacht und viel gelacht.

Nach dem Besuch fuhren wir zusammen zum Nabe essen und danach stellten bf und ich fest, dass wir den letzen Bus verpasst hatten 😦

btw, Bfs Mutter hat auf 80% der Fotos die Augen zu XD

Kein Problem, Bfs Bruder sprang als Fahrer ein und kutschierte uns zurück nach Shinyokohama.

Es war ein anstrengendes, aber wunderschönes Wochenende und ich bin froh, dass ich Bfs Eltern und Geschwister kennenlernen durfte.

Soweit dazu – Fotos stelle ich gleich als Diashow ein 😉

p.s.: natürlich habe ich an diesem Wochenende noch viel mehr gemacht, aber ich denke das einiges einfach zu persönlich ist um es zu teilen. Ich schreibe hier ja schon über sehr persönliche Dinge – aber manches geht einfach noch darüber hinaus..


gelandet.. oder spannende Dinge, die man unbedingt machen sollte nach über 48 h Schlafentzug.. Teil 2

In Shinyokohama angekommen, begaben wir uns auf die Suche nach unserem Hotel. Mist. Das Ding war zu und man brauchte nen passcode um überhaupt reinzukommen.. was macht also mein lieber bf? Er drückt den Notfallknopf!

Unser Gepäck verstaut, stellte ich fest nun über 48h durchgehend auf den Beinen zu sein und das ich dann doch mal irgendwann gerne ein wenig Schlaf hätte. Aber check in für das Hotel war offiziell erst um 15:00, somit folgte ich dem Tagesplan meines Bf´s. Dieser sah vor, in einem nicht allzuweit entferntem Möbelhaus nach Futons zu schauen, Yodobashi Camera (ein riesiger Elektro Markt bei dem alle Mediamärkte, Saturns und wie sie nicht alle heißen vor Neide erblassen würden), die zuständige Führerscheinstelle für einen internationalen Lappen aufzusuchen und zu guter letzt noch etwas essbares aufzunehmen.

Geplant, getan. Das Möbelhaus fand ich toll. Dort gab es alles, was ich in Deutschland vergeblich suche für wenig Geld! Meine Futons werden ca. 3000 yen kosten – also weniger als 30€!

Danach auf zu Yodobashi Camera.. Tut euch einen Gefallen – geht niemals, und ich betone nochmal NIEMALS! mit einem Japaner einen Fotoapperat kaufen!! Mein bf hat den armen Verkäufer fast zwei Stunden gequält, sich immer wieder zu mir umgedreht mit dem „soll ich den kaufen“ Blick, während ich vor langer Weile und Müdigkeit gestorben bin. Wohlgemerkt, er hat sich nicht über 200 Fotodinger beraten lassen, sondern nur zu einem einzigen Apperat! Als ich dann absolut genervt so Dinge wie Auslösezeit und Serienbildfunktion in den Raum geworfen habe, war der Verkäufer nur noch mehr angespornt uns alles vorzuführen und da ich gefragt hatte, musste ich selbstverständlich auch zuschauen und alles abnicken. Doofe Idee. Nach dem letzten „bitte bitte  darf ich die kaufen“ Blickes meines bf´s, habe ich dann endlich zugestimmt mit dem Zusatzt „wenn du die jetzt nicht kaufst, dann drehe ich hier am Rad“ ging es dann auch recht schnell. Für Japanische Verhältnisse. Schnell. Es folgte also die 20 Minütige Diskussion über einen Ersatzakku, eine Schutzfolie für das Display und noch irgendwas wo ich dann aber abgeschaltet habe und mich lieber den Reisesteckern zuwendete, die da so herrlich im Weg rumleuchteten und bei denen mir bewusst wurde, dass ich meinen vergessen hatte 😦

Zwei gefühlte ewigkeiten später stand dann der gute Herr an der Kasse zum bezahlen. Grade als ich die chance witterte, dass wir jetzt endlich los können, zerstörte er diesen Gedanken mit der Aussage, er bräuchte noch eine Tasche für die Kamera!

Hier meine zweite Empfehlung – lasst NIEMALS einen Japaner eine Kameratasche in eurer Gegenwart kaufen!!

2 Stunden später.. ich krebste nur noch so vor mich hin. Eine Tasche hatte er immernoch nicht gefunden.. meine Geduld neigte sich dem Ende. Endlich- eine Tasche! Schnell zusammen mit einem neuen Reisestecker für mich bezahlt und freudestrahlend aus dem Laden raus.

Auf zur Führerschein Stelle! 15 Minuten mit dem Zug hin. 30 Minuten laufen, weil bf es nicht schafft, die Karte auf seinem Iphone richtig zu lesen. Angekommen. Es erwartete uns eine endlos lange Schlange an Menschen! Nachdem ich mir ein Plätzchen im Warteraum ergattert hatte, feststellen musste, das ich die einzige Ausländerin im Raum war und mich alle anstarrten, mein bf sich auf machte um sich anzustellen und mir auffiel, dass ich nichts, rein garnichts zur Beschäftigung dabei hatte, begann der Stundenlange Kampf mit der Langeweile.

Einziger Lichtblick während mein Kopf immer wieder wegknickte und meine Augen anfingen sich zu wehren, war ein Vater mit kleinem Baby (ca. 4-5 Monate alt), der sich einfach zu rührend um die kleine kümmerte. Es war einfach nur süß! Die kleine hat kein bisschen geweint, sich prächtig amüsiert und ihren Tee überall verteilt- nur nicht da wo er hinsollte. Die Japanische version von Backe backe kuchen klappte auch schon ganz gut, wobei ich erstaunt war, dass im Japanischen auch „patsch patsch“ gesagt wird.

Das Unterhaltungsprogramm wurde perfekt, als sich eine gruselig aussehende, offensichtlich schwangere Frau, immer näher an Baby und Vater heranschlich, diese dann anquatschte und ihnen von da an auf der Pelle hockte 🙂 Alle Versuche des Vaters diese Frau loszuwerden scheiterten gnadenlos. Das Theater dauerte ca. 2 Stunden an, dann kam endlich die Mama zurück und man verabschiedete sich unter vielen „arigatou gozaimasu“ mit dem Unterton „vielen Dank für die Unterhaltung und den Gesprächsstoff für die nächsten Stunden“.

Mein bf war immernoch nicht zurück. Grade als ich mit dem Gedanken spielte ihn in der Schlange aufzusuchen, bog er um die Ecke, erschrak und brachte nur ein „mann, siehst du müde aus“ über die Lippen. Hätte ihn erwürgen können. Dann die nette Nachricht „ach übrigens, wir sind noch nicht fertig. Ich muss noch warten bis ich aufgerufen werde.“

gnarf! Wir sind dann zusammen zu einem anderen Warteraum gedackelt, der näher am Geschehen dran war, haben uns über ein paar interessante Dinge unterhalten, mein Gehirn mit anderem als Müdigkeit beschäftigt und endlich war es vorbei. Er hatte seinen internationalen Lappen und wir durften gehen.

Nach dem Essen wurde ich dann auch von meinem Leid erlöst und durfte endlich (nach einem check in Prozess, der es in sich hatte (auch nochmal gut eine Stunde lang), schlafen gehen!!!

Achso, Erdbeben. Es sind mittlerweile so 7 oder 8 die ich mitekommen habe. Alle zwischen 2 und 3, also nichts wildes. Ich bekomme sie auch kaum mit, die Beben letztes Jahr waren irgendwie anders. Da hat es richtig gewackelt und ich fühlte mich wie auf einem Schiff. Die Beben jetzt erzeugen bei mir eher ein Schwindelgefühl so als ob mir gleich schwarz vor Augen werden würde. Ich konnte also nicht sicher sagen, dass es sich um ein Beben handelte bis mein bf dieses bestätigte. Nun habe ich in unserem Zimmer ein paar Kleiderbügel die ich beobachten kann und welche nun fröhlich vor sich hinklappern – auch jetzt im Moment. Ist schon komisch…

Ansonsten scheint sich das Leben hier aber wieder normalisiert zu haben.

Einzige Besonderheit die mir bisher aufgefallen ist- fast alle Rolltreppen sind ausgeschaltet um Strom zu sparen. Fahrstühle gehen noch, werden aber ausschließlich von den Menschen benutzt, die wirklich nicht mehr in der Lage sind Treppen zu nutzen. Man stelle sich das mal in Deutschland vor… ich glaube wir würden dann stundenlang vor den Fahrstühlen schlange stehen statt die Treppen zu nehmen 🙂

In diesem Sinne- liebe Grüße aus Shinyokohama


meine ersten Eindrücke von Japan..

Hier ein paar Fotos, die in meinen ersten beiden Japantagen entstanden sind.

Ich merke grade, wie sich mein Schreibstil schon innerhalb nur einen Jahres volkommen verändert hat und bitte darum, mir meine doch recht kindliche Ausdrucksweise der Tagebucheinträge zu verzeihen. Alles war neu für mich, bunt und aufregend – und das spiegelt sich auch in meinen Einträgen wieder. Ich habe zu dem Zeitpunkt Japan noch vollständig durch die Rosaroten Touristengläser gesehen, die wohl serienmäßig den meisten Japanbesuchern implantiert sind und häufig auch nicht wieder weggehen. Nun, zumindest kann ich von mir behaupten, meine rosa Gläser schon weit hinter mir gelassen zu haben..

Nun zu den Bildern

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