2013

Kabukicho, Sakuragicho & Sweets paradise

 

Den Sommer verbrachten wir nur zur Hälfte gemeinsam in Japan. Männe musste nach 12 Tagen schon wieder zurück nach Deutschland, aber Sohnemann und ich blieben insgesammt 21 Tage- Ferien wollen genutzt werden und die Flüge sind ja auch nicht grade billig.

Wir wollten allerdings nicht in Chiba bei der Familie bleiben und mieteten uns deshalb in einem kleinen Hostel im wohl merkwürdigsten Viertel Yokohamas für wenig Geld ein.

Kabukicho.

Nach Yokohama bzw. Sakuragicho verschlägt es uns irgendwie immer zurück.. aber darüber habe ich ja schon oft geschrieben.

Kabukicho also. Es liegt direkt neben dem Chinatown und ist recht heruntergekommen. Dort leben viele arme, behinderte und von der Gesellschaft ausgestoßene. Nur die zahlreichen Hostels in Bahnhofsnähe bringen ein bisschen frischen Schwung und Farbe hinein durch die vielen Bleichnasen, die dort täglich ein und aus gehen.

Merkwürdig, dort durchzulaufen. Noch viel merkwürdiger mit Kind. Wobei, eigentlich haben wir uns schnell daran gewöhnt. Wir wurden nie belästigt und immer nett behandelt. Man nickte sich zu, wünschte sich nach ein paar Tagen „Guten Morgen“ und „Guten Abend“, plauschte über das Wetter oder die Gesundheit.

Wir bekamen auch gute Tipps für ein paar Sehenswerte Straßen, Abkürzungen nach Sakuragicho und wo man günstig Einkauft- das hat uns einiges an Zeit, Geld und Nerven erspart.

Die Nähe zum Chinatown tat ihr übriges. Bei jedem der letzten Besuche dort, hatte ich mich verlaufen! Immer! Ohne Ausnahme! Ein einziges Chaos aus Straßenlabyrinthen mit Menschenmassen und Verkäufern, die einen in ihre Restaurants locken wollten.

Da wir nun jedoch fast täglich durch dieses Labyrinth laufen mussten, musste ich mir die Wege gut einprägen um zum Hostel zurückzufinden. Und siehe da – nach dem 2. Tag fand ich nicht nur unser Lieblingsrestaurant wieder, sondern auch den Shop mit pandagesichtigen Nikuman und den Hello Kitty Panda Bonbonautomaten, den ich vor 4 Jahren schon fotografiert hatte. Yosh.

Jetzt kann ich (mit Stolz) von mir behaupten, mich im Chinatown zurecht zu finden! Wohoo!

Ein anderer Vorteil an der Gegend ist, dass das Yokohama Stadium ebenfalls nur ein paar Minuten Fußweg entfernt liegt!

Irgendwann möchte ich gerne ein Baseballspiel dort sehen..

Aber die Saison war schon gelaufen und so blieb uns nur, abends die auf einer großen Leinwand vor dem Stadium gezeigten Wiederholungen zu schauen. Mitten in einer Masse von Sportbegeisterten Japanern, Bier und Brezeln! Ja, Brezeln!  Und Eis..
Da das Stadium auf unserem Rückweg von Minatomirai lag, hielten wir dort fast jeden Abend eine Weile und mischten uns in die Menge.

Nach Minato-Mirai läuft man übrigens vom Kabukicho aus ca. 20 minuten – mit Abkürzungen ca. 15 minuten. Wir sparten uns also die paar Yen fürs Ticket und liefen zu Fuß.

 

 

Minato Mirai hat sich in den letzten Jahren verändert. Bei meinem ersten Besuch stand am Museumsplatz noch ein altes Gebäude, das abgerissen werden sollte. Beim nächsten Besuch war das Gebäude schon verschwunden und für ein paar Jahre konnte man nur auf einen weißen Bauzaun blicken – im letzten Sommer wurde dann dort eine neue Shoppingmall eröffnet – „Mark is Minatomirai“! Seltsamer Name für eine seltsame Mall… aber egal, es war so voll wie immer und dieses Jahr wurden sogar Sprenkelanlagen an die Brunnen gebaut, damit alle die wollten sich mit dem kühlen Nebel ein wenig Erfrischung gönnen konnten. Einen neuen kleinen Wasserspielplatz für Kinder gibt es auch – wir waren begeistert!

Nachdem ich es nun Jahr um Jahr vor mir hingeschoben habe, besuchte ich dann im Sommer mit Sohnemann endlich mein Paradies. Sweets paradise! Gelegen direkt zwischen Sakuragicho-eki und den Rolltreppen, die zur Minatomirai führen, war ich überrascht, dass der Laden doch nur relativ klein war. Ich hatte ihn mir größer vorgestellt.. aber naja, ich hatte ihn ja bislang nur von außen gesehen!

Wir kauften uns also brav am Automaten ein paar Tickets mit unserer Ankunftszeit und wurden dann zu einem Tisch direkt an der riesigen Fensterfront geführt, durch die wir freie Sicht auf das Riesenrad im Sonnenuntergang hatten. Da wird Essen doch fast zur Nebensache!

Aber natürlich ließen wir uns nicht ewig ablenken – die Zeit war ja begrenzt auf 90 Minuten und die nette Bedienung erklärte uns die Regeln.

90 Minuten Zeit. Man darf so viel essen, wie man möchte – egal von was, Teller müssen selber weggeräumt werden. Itadakimasu.

Yosh! Auf ans Buffet!

 

Aber….. wie entscheidet man sich, wenn vor einem eine Konditorei „explodiert“ ist und man vom reinen Anschauen schon Diabetes bekommt?

Wir gingen es langsam an. Ein gemischter Teller mit verschiedenen Sorten zum rantasten. Dabei half es sehr, dass man viele Kuchen selber zurechtschneiden und somit die Portionsgröße beeinflussen konnte.

 

 

Für Nicht-Naschkatzen gab es auch eine kleine Auswahl an Gerichten – hauptsächlich Curry und verschiedene Nudelgerichte.

Nachdem wir unseren ersten süßen Teller verputzt hatten, wussten wir auch warum.

 

 

Ab irgendeinem Punkt dreht sich der Magen schon beim Gedanken an Süß um..

Wir futterten uns also durch Nudeln & Curry (das garnichtmal so schlecht war…) und irgendwann stimmte der Salzhaushalt im Körper dann einigermaßen wieder, so dass ich wieder zu Süßem greifen konnte.

 

 

Wir waren schon vor Ablauf der uns zur Verfügung stehenden Zeit pappsatt und fragten deshalb, ob wir noch ein paar Fotos machen könnten – wir durften, und danach rollten wir glücklich vollgefressen hinaus in die heiße Nacht.

Ende.

Nicht.

Denn in Minatomirai geht es Nachts erst richtig los…Wenn man Zeit hat und ein mindestens ein bisschen japanisch versteht, sollte man abends zu den Dockyard Gardens gehen.
Dort treten fast täglich verschiedene Commedians auf und einige von ihnen sind verdammt gut! Da werden leuchtende Diabolos auch mal bis zur Höhe des 30. Stockwerks geworfen, auf Rollen balanciert, Rieseneinrad gefahren, kleine Kinder mit Luftballons geärgert und mehr.
Seit dem Sommer gibt es auch eine 3D illumination Show direkt nebenan. Je nach Programm wird man in einer Zeitmaschine von Steinzeit bis Alienzukunft geschleust oder in eine neue Welt getaucht. Es ist echt faszinierend und man sollte unbedingt versuchen, unten noch einen Platz zu ergattern, denn von oben wirken die 3D Effekte nur halb so großartig.*letzte Bilder zusammenkram*

 

 

 

 


„Totoro Museum“ #2

*Kanazawa ignoriere ich jetzt einfach mal , bis ich die Historischen Daten alle wieder zusammengesammelt habe.. also ein wenig Geduld mit mir bitte~*

Totoro Museum. Aye. Den ersten Teil – das Museum in Nasu- habe ich euch ja *hier* schon vorgestellt, aber diesen Sommer gab es noch zusätzlich eine befristete Ausstellung auf Izu!

Wir haben es natürlich erst auf den letzten Drücker gesehen und mussten unsere Reisepläne ganz schön umwuseln, da Sohnemann und ich es nicht verpassen wollten.

Das Teddybär Museum auf Izu ist fast mit dem in Nasu identisch. Im Erdgeschoss gibt es eine Teddy-Dauerausstellung mit alten Plüschis von Steiff und Co (ehrlich..ich finde diese alten Dinger irgendwie gruselig) und im Oberen Teil ist Platz für Sonderausstellungen. Dazu gibt es noch ein Cafe mit tollem Außenbereich und einen kleinen Garten in dem man versteckte Kleinigkeiten entdecken kann.

Die Totoro Ausstellung war nicht identisch – und ich kann mich kaum entscheiden, was besser war! 3 Meter Totoro kuscheln zu dürfen, oder in einen plüschigen Katzenbus in Originalgröße einzusteigen? Aaaaaaaaarg!

FMIL hat sich direkt auf die hinterste Bank im Nekobus gekuschelt und ist halb eingeschlafen, wärend wir irre kichernd umhersprangen, Millionen von Photos machten und alle Knöpfchen drückten, die wir finden konnten! Mwahahahaaaa!

Da Sohnemann und ich Schleckermäuler mit Leidenschaft sind, haben wir die anderen auch dazu überredet im Cafe einzukehren und Kuchen zu essen. Für uns gab es einen lecker saftigen Bananen-Schokokuchen!

Zuerst war ich ein wenig stutzig, wegen dem Personal. Die Japanerinnen dort sahen irgendwie anders aus und verhielten sich auch ungewohnt auffällig.. es stellte sich heraus, dass das Cafe eine Ar „Behindertenwerkstatt“ ist, in der die Frauen unter Anleitung Kuchen backen, dekorieren und lernen wie man serviert. Alle super nett und als wir uns für den leckeren Kuchen (der noch warm war..myammi) bedankten, durfte Sohnemann sogar mal mit in die Küche schauen und bekam einen extra Bärenkeks geschenkt! Der Kuchen ist dort zwar nicht grade günstig, aber wenn man solche Projekte damit unterstützen kann zahlen wir gerne den kleinen Aufschlag!

Nach dem Kuchen brauchten wir eine kleine Verschnaufpause (ja… Teddybären anschauen, um Totoro Sachen herumhüpfen und Kuchen futtern ist seeeehr anstrengend!) und setzten uns auf die Terasse, bis wir die Hitze nicht mehr aushielten und uns ins Auto flüchteten…

Bye bye Totoro.. ich hoffe es gibt bald Ausstellung #3~


Shirakawa-go & Gokayama

Wer auf sehr alte japanische Baukunst steht, sollte sich unbedingt nach Shirakawa-go und Gokayama begeben. Diese beiden Dörfer gehören mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe und ein Besuch dort lohnt sich nicht nur wegen der schönen Landschaft, sondern auch der Geschichte der Dörfer..

Man findet dort überwiegend Gassho Zukuri – also Häuser „gebaut wie betende Hände“. Diese Bauform entwickelte sich durch den Schutzbedarf vor starkem Schneefall, denn Schnee gibt es dort im Winter immer massig.
Bei einigen Führungen durch ein paar der Häuser, werden einem Baudetails und die Gründe dafür sehr anschaulich erklärt, jedoch kann ich mich an das meißte ob der dazwischenliegenden Zeit leider nicht mehr erinnern.

Einige der Häuser sind schon über 250 Jahre alt, aber es werden auch immer wieder neue Häuser mit traditioneller Handwerkskunst errichtet. Natürlich nutzt man heutzutage auch moderne Maschinen, die einem die Arbeit erleichtern, aber die Grundkonstruktionen und Materialien an sich sind über all die Jahre die Selben geblieben.

Shirakawago ist etwas größer als Gokayama, besitzt eine eigene Touristeninformation und viele „Museumshäuser“ (als Häuser, die zwar noch bewohnt sind, bei denen die Familien aber Zugang zu verschiedenen Räumen mit Infotafeln ermöglichen). Gokayama hat auch einige dieser Museumshäuser, ist aber – von meinem Bauchgefühl her- ländlicher und ruhiger.

Die Dachböden der Häuser wurden für viele Zwecke genutzt – am beliebtesten aber waren sie zur Seidenraupenzucht. Auch heute findet man dort noch Familien, die Seidenraupen züchten, jedoch eher für touristische Zwecke.

Früher waren es Dörfer, die schwer erreichbar waren. Es gab keine Straßen, nur ausgelatschte unsichere Wege und wilde Tiere, die einem den Weg zwischen den viele Kilometer auseinanderliegenden Dörfern erschwerten. In den Wintern war es besonders schlimm. Räumdienste und modernes Gerät gab es nicht und so konnte bei einem Notfall auch nur schwerlich ein Doktor geholt werden (Telefonanbindung gab es ja auch nicht…).

In Shirakawago übernachteten wir bei einer Familie, die schon seit vielen Generationen dort lebt und hatten dadurch Gelegenheit, auch ein wenig über die Vergangenheit aus 1. bzw. 2. Hand zu hören.

Die Hausherrin (ich schätzte sie auf Anfang 70) war sehr offen und erzählte uns, dass sie durch Versorgungsprobleme im Winter mehrere Geschwister verloren hätte. Auch ihr Großvater sei bei einem Unfall gestorben, denn um einen Arzt zu holen, musste erst ein Bote ins nächste Dorf geschickt werden, der den Arzt (so er denn nicht grade unterwegs zu einem anderen Dorf war) holen sollte.

Wie ich bin, stelle ich mir soetwas sehr bildlich vor und überlegte, wie es mir gehen würde wenn eines meiner Kinder… ich glaube, ich könnte dort nicht weiter leben.

Aber für diese Familie kam ein Verlassen des Dorfes nicht in Frage, und die Zeiten änderten sich. Moderne Straßen wurden errichtet, modernere Einrichtungen wurden gegründet und das wieder erwachende Interesse der Japaner an ihrer eigenen Kultur sorgte für den Rest. Der perfekte Touristenmagnet ward erschaffen.

Dadurch änderte sich das Leben dort stark. Man stellte sich auf Touristen ein, öffnete sein Haus für Gäste, verdiente Geld mit der eigenen Geschichte, produzierte Waren, die die Touristen mit glücklichen Gesichtern mit nach Hause bringen würden.Das ist bis heute auch so geblieben.

Mittlerweile sind die dort verkauften Sachen allerdings überwiegend Massenware, die man auch in den umliegenden Dörfern erstehen kann.

Ich war froh, dass wir in Shirakawago über Nacht blieben, denn so konnte man das Dorf auch ohne den riesigen Touristenstrom sehen. Kein „MikiMikiMiki“ mit pinkem Regenschirm-gefuchtel.

Stille.

Natur.

Zirkarden.

Glühwürmchen.

..und ein unglaublich klarer Sternenhimmel


Hida-Takayama

 

So… den Bericht über Takayama habe ich jetzt erfolgreich 2 Jahre (?!) vor mir hergeschoben.. und nun finde ich viele der alten Fotos nicht mehr *seufz*

 

 

Die Stadt Takayama liegt in der Präfektur Gifu und im Herzen der japanischen Alpen.  Sie war ursprünglich ein Zusammenschluss mehrerer kleiner Städte und Dörfer (was sie zur flächenmäßig größten Stadt Japans machte). Ein Großteil der alten Distrikte aus dem 16. Jahrhundert ist noch gut erhalten und zieht heute jedes Jahr viele Touristen an, der Rest der Stadt ist eher Hübsch-hässliche Betonwüste..

 

 

Ich mag den Charme des alten Stadtteils und für Bfs Familie haften viele Erinnerungen an Reisen nach Takayama. Schon in seiner Kindheit fuhren sie wohl jedes Jahr dort hin um Dango & Ramen zu essen und dann weiter in die Berge zu fahren.

 

 

Wir übernachteten dieses Mal in einem kleinen traditionellen Ryokan am Stadtrand, futterten uns dort mit Hidagyu und wirklich tollem Frühstück rund- und genossen das wirklich schöne Wetter bei Spaziergängen durch die Stadt bevor wir nach Gokayama aufbrachen…

 

..jetzt geh ich mich eine Runde ärgern! Ich weiß, dass ich noch viel viel mehr zu Takayama schreiben wollte – aber mit unseren alten Rechnern sind auch alle Daten untergegangen. *gnarf*
Vielleicht finde ich es ja irgendwann wieder und ergänze dann diesen Post. Man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben…


明けましておめでとう ・ frohes neues Jahr

*you had just one job….* danke Rheinbahn!

Da ist das Jahr tatsächlich schon wieder um…

Wir mussten den Jahreswechsel dieses Mal ohne Männe überstehen. Ziemlich komisch, vor allem, da er ja heute – also am 1.1. – Geburtstag hat und wir mit ihm nur schlecht in Kontakt treten können.

Ich verbrachte daher den gestrigen Tag damit, durch die Supermärkte zu ziehen um alle japanischen Zutaten für die nächsten Wochen zusammen zu bekommen, danach bis Nachmittags zu dösen, dann zur japanischen Mitternacht ein paar Kommunikationsversuche via Skype zu starten, mich wie immer ein bissel aufzuregen und alles gar zu persönlich zu nehmen („..das Essen hier in Japan ist sooooo unglaublich lecker!! Alles ist lecker! Alles ist toll! Und alles ist soooo sauber!“), schließlich zu putzen & zu kochen.

Zumindest Toshikoshi-Soba wollte ich auf den Tisch bringen – und ein paar Nikuman für unterwegs.

 

 

Um 21:00 machten wir uns dann auf den Weg zum Tempel. In meiner unglaublichen Intelligenz, habe ich natürlich einen Weg herausgesucht, den wir vorher noch nicht gelaufen sind. Auf halber Wegstrecke (…als es sich langsam nach *mist, wir haben uns verlaufen* anfühlte) stellte ich auch noch fest, dass ich mein Handy zuhause hab liegen lassen. Super. Ohne das kleine Wunderding bin ich quasi nackelig. Meh.

Also nochmal alles im Kopf durchgehen.. links abbiegen, dann geradeaus, dann wieder links….

Nachdem wir endlich eine Ecke wiedererkannt hatten, klappte der Rest des Weges auch recht gut.

Am Tempel angekommen, war ich erstmal ein wenig überfordert. Viele Menschen. Eine Tasse grüner Tee für uns drei und die Überlegung, ob wir uns wohl auch zum Glocke läuten anstellen sollten. Wir entschieden uns dagegen, lauschten weiter den Glockenschlägen und wärmten uns am Feuer.

Gegen 23:30 fing es dann an zu nieseln. Das war der Punkt, an dem meine beiden Mosterchen Unisono anfingen „Meeeeeh! Ich will nach Hause! Mir ist kalt! Der Tee schmeckt nicht! Die Glocke ist zu laut! Ich will nach Haaaaauseeee!“

Alle angewandten Überredungskünste waren vergebens und so machten wir uns auf zur nächstgelegenen U-Bahn Haltestelle.

Nach einem Blick auf den Fahrplan war ich erleichtert – wir würden sogar noch vor Mitternacht zu Hause ankommen und könnten von dort dann das Feuerwerk bewundern.

Haha. Ha. Ich hatte die Rheinbahn nicht in den Plan mit einkalkuliert….

Natürlich fuhr KEIN Zug zur angegebenen Uhrzeit. Und auch danach nicht.

Wir standen über 20 Minuten in der Kälte. Zumindest waren wir nicht allein und auch die Leute am gegenüberliegenen Bahnsteig wurden immer unruhiger.

Um Mitternacht wünschten wir uns dann über die Bahngleise hinweg ein frohes neues Jahr und schauten ein paar Idioten zu, die ihre Böller auf die Schienen warfen.

Ein paar Minuten später (eine gefühlte Ewigkeit…) kam dann endlich unser Zug und brachte uns nach Hause.

Wir schafften es dann noch, eine Weile die Raketen zu bewundern, aber die Kinder wollten schnellstmöglich ins Bett – da kann man als Mutter doch nicht Nein sagen!

Tja, und heute haben wir so ziemlich Nichts gemacht. Eigentlich nur geschlafen, gegessen und ein paar Filme geschaut..

Ab Morgen geht es bei uns wohl ein wenig stressiger weiter.. aber, es war ein guter Rutsch ins neue Jahr!

Fast vergessen – die guten Vorsätze!

Für dieses Jahr habe ich mir fest vorgenommen, mein Gewicht mal ein wenig dem von Männe anzunähern, endlich den Zahn-horror hinter mich zu bringen, weniger streng zu meinen Kindern zu sein, meinen eigenen kleinen Laden zu eröffnen & Männe ein bisschen mehr zu verwöhnen. Teilweise hat er es echt nicht leicht mit mir *seufz*

Ich hoffe, ihr seid auch alle gut ins neue Jahr gerutscht und freue mich schon auf ein weiteres Blogger Jahr mit euch!

Alles Liebe,

Rose

 


Nachweihnachtliches..

 

 

 

Ich hoffe, ihr hattet alle eine schöne Weihnachtszeit, wurdet reichlich beschenkt und habt nicht zu viel Familientrouble gehabt.

Bei uns war es dieses Jahr sehr entspannt.

Ich bin nicht wirklich sehr religiös, aber ich bin mit Kirchenmusik groß geworden und kann mich noch gut daran erinnern, was für ein tolles Gefühl es für mich war, wenn an Weihnachten ganz am Schluss des Gottesdienstes das Licht ausgeht und alle gemeinsam „Oh du fröhliche“ singen.

Ich denke, meinen beiden geht es ähnlich und somit sind wir an Heiligabend brav in die Kirche gegangen, haben meiner Mutter & ihrem Partner beim Musizieren zugehört und uns über den Pastor geärgert, der so ziemlich alles verpatzt hat, was man so falsch machen kann.

Dieses Jahr fiel die Bescherung klein aus. Keine riesen Spielzeuge, kein Technikkrams, nur ein paar Kleinigkeiten von Herzem.
Für die Kinder war das komisch, denn für sie bedeutet Weihnachten = Geschenkberge – aber sie haben es gut verkraftet und sich auch über die kleinen Sachen gefreut.

Um den Schwierigkeiten des letzten Weihnachtsessens entgegenzuwirken habe ich dieses Mal den Kochlöffel geschwungen und ein japanisches Menü zusammengekocht.
Zuerst war ich skeptisch, ob es meiner Familie schmecken würde.. aber es wurde alles restlos aufgefuttert und ich musste sogar das Rezept herausrücken.

Ihr seht – alles ganz ruhig und besinnlich.

Tja, und jetzt sitze ich hier alleine… Männe ist am 26. zurück nach Japan geflogen und die Kinder sind für ein paar Tage bei meinem Exmann um auch dort nochmal richtig feiern zu können.

Ganz alleine ist schon irgendwie komisch. Vor allem Abends wenn es normalerweise Zeit wäre, dass alle Zuhause eintrudeln…

Was tun also?

Sich mit lieben Freunden treffen und die gesammte Wohnung in ein Näh- und Bastelchaos verwandeln! Schokolade essen! Pizza mit ganz viel Knoblauch essen…. und darauf warten, dass bald endlich das neue Jahr beginnt.

So long –

genießt die letzten Dezembertage und rutscht gut ins neue Jahr!

– Rose

 

 


Kamikouchi

Kamikouchi gehört zu den Japanischen Alpen und ist Teil des Chuubu-Sangaku-Nationalparks. Somit kommt man dort nur per Reisebus oder Taxi mit Sondergenehmigung hin.

Wir haben dort vor ein paar Jahren schonmal gecampt (man kann Zelte leihen) und fahren nun regelmäßig, da es eines der Hauptreiseziele unserer Familie ist. Sogar FFILs Asche wurde am Fluß verstreut..

Burch die Berglandschaft ziehen sich viele Wanderwege. Für weniger Geübte bis hin zu Bergsteigerprofis findet sich für jeden der richtige Weg.

Das Wasser der Gebirgsflüsse ist fast unsichtbar, so klar ist es – und nach einer langen Wanderung tut es verdammt gut, seine Füße ins kalte Nass zu halten…

Für letzten Sommer wählten wir einen neuen Weg, den uns der nette Taxifahrer unterwegs empfohlen hatte. Ein sehr netter Mann übrigens, der ursprünglich aus der gleichen Stadt wie FMIL kommt und für seine Ehefrau zugezogen war. Nachdem wir seine halbe Lebensgeschichte kannten, mussten wir natürlich auch unsere erklären… Tja… was macht bloß eine Langnase mit Kind zusammen mit einer japanischen Familie..?

Ziel des Wanderweges war Mijiojin ko – ein Gebirgssee über den ein schmaler Steg führt. Der See erinnert mit seiner Umgebung stark an einen natürlich gewachsenen Zen Garten, der zu jeder Jahreszeit (besonders im Herbst) sehenswert ist.

Da der Weg doch recht lang war ( insgesammt über 3h) und Sohnemann sich anfing zu langweilen, hielten wir Ausschau nach Insekten… und begannen, diese zu benennen. „Kumo! Kemushi! Chouchou! Tentomushi! Kabuto…. Nihonjin!“ *rotwerd-und-mit-Kind-ganz-schnell-von-den-anderern-weglauf*

Zurück am Ausgangspunkt – der Kappabashi (Kappa Brücke).

Rund um die Brücke finden sich Hotels, Informationscenter für Touristen, Souveniershops, Restaurants und vieles mehr.. außerdem befindet sich die Haupthaltestelle der Busse in unmittelbarer Nähe.


Utsukushigahara-kougen & Komagatake

 

Nagano! Auf in die japanischen Alpen!

Über Utsukushigahara habe ich ja schon öfter geschrieben.. dieses Mal waren wir viel mit FMIL unterwegs und sie hatte uns um einen Abstecher zu einer kleinen Aussichtsplattform gebeten. Um der alten Zeiten Willen.

Angekommen, setzte Männe sogleich das Familienauto gegen den nächsten Pfosten („Kann ich noch ein Stück zurücksetzen??“ *Rummmms*)..was ein wenig schlechte Laune mit sich brachte, aber auch die war schnell verflogen.

Hügel hoch, Hügel runter. Von Aussichtsplattform und Wanderweg zu Wanderweg zu Aussichtsplattform bis uns die Füße qualmten.

FMIL hatte die ganze Zeit über ein glückliches Lächeln im Gesicht und Tränen in den Augen..

 

 

Die grünen Blätter auf den Fotos haben übrigens die Eigenschaft, bei Lichteinfall silber zu funkeln. Besonders schön bei Sonnenauf- und Untergang!

Weiter zum Komagatake plateau. 2960 Meter hoch und bis 2600 Meter per Seilbahn „erklimmbar“ – besonders bekannt für eine Tolle Aussicht und einige seltene Planzen.

Da das Wetter recht bescheiden und wolkig war, beschränkte ich mich auch hauptsächlich auf die Pflanzenwelt…

Da der Berg in einem Naturschutzgebiet liegt, ist er nur per „Touristenbusse“ erreichbar, die von Sammelstellen in der Umgebung die Kletterwütigen zur Seilbahnstation verfrachten.

So weit, so gut – um ein Ticket für einen der Busse zu ergattern, standen wir eine gefühlte Ewigkeit an.
Beim Aussteigen machte ich dann einen taktisch sehr unklugen Fehler … ich ließ eine andere Famile vor.
Anstatt Sohnemann und mich danach auch aussteigen zu lassen, quetschte sich auf einmal der gesammte Rest der Busladung dazwischen und wir wurden von Männe getrennt.

Alles kein Problem…. wären nicht kleine Nummernzettelchen für die Seilbahnfahrt verteilt worden…..

Unser Reisebus erwischte D (Männe & FMIL) + E (Sohnemann &i ich) Tickets, die jeweils die Abfahrtszeiten der Seilbahn vorgaben. Zeitunterschied – 1h.

Super. Wir können nicht zusammen in der blöden Seilbahn fahren und dann liegt zwischen den Fahrten auch noch eine ganze Stunde?! Ihr könnt mich alle mal gaaaanz…..

Nach einem Blick auf die Abfahrtstafel wurde mir dann erneut ganz anders. Bis zur Abfahrt von D hatten wir noch über 2h Wartezeit! Das heißt, Sohnemann und ich würden über 3 Stunden sinnlos in der Gegend rumsitzen und Däumchen drehen! Wenn man auf einen Berg steigen will, denkt man ja nicht zwangsweise an Wartezeiten und packt sich diverse Unterhaltungsmedien ein….. hätte ich das gewusst..

Am Liebsten wäre ich mit dem nächsten Bus wieder zurückgefahren.

Ich habe mich dann doch noch zusammengerissen und die Wartezeit mit Diskussionen über Pokemon und der Beobachtung anderer japanischer Familien verbracht.

Endlich war es so weit! Die Türen der Seilbahn öffneten sich…. und die Menschenmassen quetschten uns direkt gegen das Fenster. Meh.

Was tut man in so einer Situation? Jawoll, man lässt die Gaijinvorteile spielen! Ich bin größer (und leider auch schwerer…) als das durchschnittliche GAL bzw. der durchschnittliche Salarymann! Ellenbogen raus und breit machen! Ihr glaubt garnicht, wie schnell wir Platz hatten….

 

Tja, wie schon gesagt – es war wolkig. Teilweise so sehr, dass man die Hand vor Augen nicht mehr vernünftig sehen konnte. Aber hey, die Wolken oben auf dem Fujisan waren dichter und eigentlich tut ein bissel Abkühlung bei der Hitze auch ganz gut!

Ausblick konnte man also vergessen..

…aber da waren ja auch noch die Blumen!

FMIL hatte mir eine Streckenkarte mit den verschiedenen Blumen organisiert. Gemeinsam blieben wir an jedem Pflänzchen stehen und bestaunten es angemessen inklusive zahlreicher Fotos.

Dieses Blümchen hier z.B. heißt „Chinguruma“. Es hat 3 Blühstadien und wächst nur auf (japanischen) Bergen über 2700 Meter.

 

Das ist übrigens das selbe Blümchen – nur noch in der ersten Phase!

 

 

Grüne Blumen sind irgendwie …. merkwürdig…

 

Aber es geht auch mit ein wenig mehr Farbe….

 

Der Rückweg war übrigens um einiges einfacher. Wir meldeten uns zusammen für die Seilbahn an, bekamen auch sofort die Tickets und durften den nächsten Bus zurück in Richtung Auto nehmen.

… und weil es so schön ist, gibts zum Schluss nochmal Chinguruma… mit ein bisschen Berg…

 


Kino in Japan – 風立ちぬ(Kazetachinu) vs. Pokemon

 

Im Sommer kam Studio Ghiblis neuestes Werk in die Kinos. Kazetachinu.

Als ausgewachsener Ghiblifan wollten Männe und ich ihn unbedingt sehen.. aber ein Blick auf den Trailer sagte uns – nichts für Sohnemann.

Nach langem hin und her wie wir es vielleicht doch noch hinbekommen, den Film zusammen zu schauen hatte ich irgendwann die Nase voll und bin mit Sohnemann in einen Buchladen geflüchtet bis der Rest sich geeinigt hatte.

Plan stand, FMil und Männe hatten sich online schon Tickets für Ghibli gekauft, Sohnemann und ich durften wählen.

Die Wahl viel auch nicht sonderlich schwer… Pokemon war grade mit vielen Promo-Aktionen angelaufen, also auf zum Kino und ab in die Warteschlange!

Haha..ha..ha… welche der Warteschlangen?!

Menschenmassen!

Männe grinste nur und drückte mir ein bisschen Geld in die Hand.. für Tickets und etwas essbares. Ich könne mich ja schon alleine um alles kümmern, sie würden schonmal in ihren Saal gehen. Mit einem über die Schulter gerufenen „wir treffen uns nach dem Film hier in der Mitte wieder“ waren sie *schwupps* in der Masse verschwunden.

Sohnemann und ich schauten uns an.

Hilfe?

In Yokohama war ich zwar schonmal im Kino, aber da gab es lustige Automaten auf denen man nur Bilder drücken musste und mit deren Kanjis ich relativ gut zurechtkam – aber hier gab es keine Automaten?! Nein, halt, es gab Automaten…aber nur für Onlinetickets?!

Auf zur Kasse.

Der junge Mann bekam Panik als klar wurde, dass wir die nächsten an seinem Schalter sein würden.

Er: „Ai no ingliiiissss“

Aha. Gut. Hatte ich eh nicht mit gerechnet (und fühlte mich in den Mäcces in Kamakura mit der Kaffeeaktion zurückversetzt..). Ticket kaufen kann ja nicht so schwer sein, liegen ja überall Bilder rum und das Vokabular dazu besitze ich auch. Also erster Versuch.

Ich (auf japanisch): “ Ich hätte gerne zwei Tickets für Pokemon. 1x Erwachsener, 1x Grundschüler.“

Er: „Ai noooooo iiiiingliiiiiiiissssss!!“ …Panik in den Augen, zitternde Hände..

Ich: „Kein Problem, ich spreche ja sowieso schon die ganze Zeit Japanisch mit Ihnen?!“

Er: „Ai! no! inglisss!“

Ich: „Ai noooo inglissssssss tuuuhuuuuuu!“

Oooookay. Ich glaube wir haben ein klitzekleines Verständigungsproblem hier. Hilfe?

Ein netter Mann hinter uns hatte wohl alles beobachtet und sprang uns zur Seite – „Sie spricht Japanisch! Aufwachen!“

Und siehe da, auf einmal war der „No Inglisss“-Man zu einem formvollendeten Roboter mutiert, der in gewohnter Monotonie nun auch uns Gaijinblagen Tickets über den Tresen schob. Woohoo!

Nächstes Problem – Essen.

Die Karte war unübersichtlich groß… Wir reihten uns also in die nächste Endlosschlange ein um unterwegs in Ruhe zu überlegen, was wir denn nehmen.

Pustekuchen. Japanische Effizienz (das Prinzip gilt übrigens nur für Kundenservice.. Arbeitseffizienz anderswo ist ein anderes Thema..) auf Hochtouren. Wir hatten grade noch genug Zeit um uns kurz zu verständigen..

Sohnemann: „Pokemonset!“

Ich: „Wirklich?? ist das nicht zu teu..“

Sohnemann: „Pokemonset!! Mit Salz!“

Verkäufer: „Was möchten Sie bestellen?“

Und schon trotteten wir mit einem Pokemon set davon…. ein riesiger Plastikeimer im Pokemondesign gefüllt mit salzigem Popcorn & eine Sprite.

Das Tablett sah…reichlich komisch aus… ziemlich unhandlich irgendwie. Aber wir wollten ja nicht meckern und trotteten brav zum „Gate“ auf dem die Saalnummern angezeigt wurden.

Das Prinzip an sich finde ich nicht schlecht, denn so behält man auch in einem solchen Riesenkino den Überblick.

Unsere Nummer blinkte auf und ein Teil der Menschenmasse wankte vollbeladen zu den Durchgangsschleusen, wo unsere Tickets gescannt wurden damit wir auch ja im richtigen Film landen.

Sohnemann und ich wurden allerdings aufgehalten.

Ticketdame (auf japanisch): „Ist das Ihr erstes Mal in Japan? Verstehen sie Japanisch? Braucht ihr Sohn irgendwas? Können wir ihnen helfen? Sollen wir Sie zum Kinosaal bringen, damit Sie sich nicht verlaufen?“

Ich: „Ööööhm.. nein, ja, nein, nein, nochmal nein. Wir kommen zurecht, danke.“

Ticketdame: „Oh da bin ich beruhigt. Hier haben Sie ein Promo-set – wir wünschen ihnen ein schönes Filmerlebniss!“

Mit diesen Worten drückte uns eine andere Dame einen Haufen Papierschnipsel in die Hand, einen kleinen Spielchip, eine Papier-Pokemon-mütze..und schubste uns weiter durch die Schleuse.

Wohoooo! Wir hatten es geschafft!!

Der Saal war auch leicht zu finden – nicht nur, dass alles auf dem Weg mit Pokemon ausdekoriert war.. auch die ganzen Eltern mit Kindern in Pokemonkostümen waren nicht zu verfehlen.

Das Licht wurde gedämmt, Sohnemann und ich warteten gespannt auf den Film…. und da begann es.

 

ALLE Menschen im Kinosaal packten wie auf ein unsichtbares Komando ihre Nintendo DS Kollektionen aus! ALLE! Ausnahmslos (..bis auf uns..)! Selbst die Erwachsenen!

Wir schauten ein wenig irritiert… was war grade passiert?! Haben wir irgendwas verpasst? Hätten wir auch einen DS mitbringen sollen? War es gar Pflicht?

Ein kleines Stimmchen neben uns brachte die Erleuchtung: „Papa, Paaaaapaaaaa!! Beeil dich! Ich will das Pokemon vom Chip jetzt sofoooort!“

Aha, der Spielchip… *nochmal rauskram*

„Als Special zu den neuen Pokemon Spielen X & Y schenken wir Ihnen hiermit das Super-Pokemon aus diesem Kinofilm! Andere Specials und downloads finden Sie in allen Pokemon-centern!“

Hmmm.. ok… unser Ds liegt in Deutschland… und wir sind ins Kino gegangen, um den Film zu sehen und nicht um zu daddeln! Und wie soll ich nun Sohnemann erklären, warum er seinen Ds nicht überall mit hinschleppen darf, aber alle anderen schon?

Kurz vor dem eigentlichen Film kam dann die Erlösung: „Bitte schalten Sie jetzt ihre Spielsysteme ab – der Film beginnt!“

Schwupps…waren alle Ds wieder in den Gucchi-Handtäschchen, Anpanmanrucksäcken und Salarymanntaschen verschwunden…

Der Film an sich war ok. Freundschaft, Ausgrenzung, Überwindung.. wenn Japaner sich mal mit solchen Sachen auch mal außerhalb eines Kinofilms beschäftigen würden….

Sohnemann hat es gefallen, die Dialoge waren zum Großteil so einfach, dass er auch folgen konnte und bei allem anderen habe ich dann grob mit übersetzt.

Den Sinn der komischen Tabletts habe ich dann auch wärend des Films verstanden… wenn man die Becherform des Tabletts in den Becherhalter des Sitzes steckt, hat man ein frei rotierbares Tablett! Sowas bräuchten wir in Deutschland auch!! Zumindest würde es Kinobesuche mit mehr als einem Kind deutlich erleichtern…

Nach dem Film blieben alle brav sitzen, bis auch der Abspann komplett durchgelaufen war. Jeder packte seinen Müll zusammen, sammelte verstreutes Popcorn auf und brachte alles brav zur Sammelstelle am Eingang.. Sehr löblich.
Das zog natürlich Sohnemanns Frage nach sich, warum die in Deutschland das nicht auch so machen..

Männe haben wir in der Masse auch irgendwann wiedergefunden.. Kazetachinu scheint ein guter Film gewesen zu sein.Vielleicht schaffe ich es ja auch irgendwann ihn zu sehen.

Der riesige Pokemon Popcorneimer existiert übrigens immernoch. Sohnemann hat ihn nach und nach mit Kleinigkeiten aus Yokohamas Pokemoncenter gefüllt – und im Handgepäck sicher mit nach Hause transportiert.. jetzt steht er neben dem Bett und wird fleißig von seinen Freunden bestaunt.

 


Sommer

Fast schon wieder eine Ewigkeit her..

Das Foto oben wollte ich eigentlich schon aus Japan gepostet haben, aber leider verweigerten die Gerätschaften ihre Dienste. So bekommt ihr es halt erst jetzt zu sehen.

Der Flug war ok, aber das ganze Umgesteige über Paris und Osaka hat mich ein wenig ausgenockt.

Sohnemann hatte – wie schon geschrieben- dieses Mal nur einen Mini-Meltdown in Osaka, der mit ein paar Kuscheleinheiten und Soba behoben werden konnte.

Mit meiner besseren Hälfte gab es dagegen ein wenig Knatsch, da es immer ein schlechtes Licht auf Eltern wirft wenn die Kinder in der Öffentlichkeit Tränchen kullern lassen.
Hab ihn ignoriert, da ich der Meinung bin, dass man das nach einem 18h Fluggewusel durchaus als Kind darf – selbst ich war ja kurz vorm Heulen, von daher hatte mein kleines Monster vollstes Verständniss meinerseits.

Den Rest des ersten Tages verbrachten wir dann am Familiengrab. Es war heiß. Höllisch heiß. Also..mir eigentlich garnicht so sehr, hatte ich mich doch vorher mit Salbeiextrakten und anderen kleinen Ekeldingen vollgepumpt.. eigentlich merkte ich es erst daran, dass Männe plötzlich klitschnass war. Ein kleiner Schock – wie jetzt?! Schwitzen kann der auch?? Seit wann das denn?! Irgendwann gibt es wohl immer ein erstes Mal..

Wärend uns also die sengende Sonne das Gehirn wegbrutzelte und wir fleißig den gesammten Grabstein in Wasser ertränkten, Blümchen austauschten und eine Jahrespackung Räucherstäbchen verbrauchten, erzählten wir Otousama alles, was die Monate vorher so geschehen ist.

Ich brauche immer erst einen Moment um mit diesem Verhalten zurechtzukommen. Ich meine, ich habe ihn im Sarg liegen sehen und seine Knochen in die Urne gelegt – und doch ist er irgendwie noch allgegenwärtig. Er wird behandelt als wäre er noch unter uns. Er bekommt Omiyage und seine Lieblingsgetränke. Ihm werden alle Sorgen erzählt und er wird um Rat gebeten.
Für mich ist das vollkommen fremd, da ich noch keinen der mir so nah stand verlieren musste.

Vielleicht brauche ich deshalb immer erst diesen Moment, in dem ich mich zusammenreißen muss um nicht zu weinen.

Sohnemann geht an die Sache anders heran. Er kann mit dem Wort „Tod“ an sich nichts anfangen und so hat er es vom ersten Mal an einfach akzeptiert, dass man mit dem Verstorbenen redet und sich um ihn kümmert wie um einen Lebenden.

Nach dem Besuch am Grab genossen wir den Sonnenuntergang am Strand  von Chiba. Für Sohnemann war es das erste Mal bewusster Kontakt mit dem Meer – und er hat es genossen! Hinterher durften wir ihn komplett umziehen, aber das glückliche Lächeln war es wert!


keep moving

 

Noch 3 Tage.

Ich versinke in einem Meer aus Umzugskisten und Kleinkrams der sich nicht sortieren lässt geschweigedenn verpacken.

Wir haben eine schnuckelige Wohnung auf der anderen Rheinseite gefunden. Einziges Problem- da sich alles mal wieder extrem lange hingezogen hat, bleiben uns nur noch 3 Tage um unsere Wohnung und unser Leben in Kisten zu verpacken bevor wir unseren Sommerurlaub in Japan antreten werden. Am Tag nach unserer Rückreise ziehen wir um.

Nebenbei schreibe ich noch an meiner letzten Semesterarbeit, versuche die Termine der Kinder so zu managen, dass sie all ihre Freunde nochmal sehen können, organisiere den ganzen Papierkrams, koche, putze, wasche und renne hektisch hin und her.

Zumindest wird mir nicht langweilig……..

Männe ist übrigens aus der Schusslinie – sein Boss schlörrt ihn grad irgendwo bei Frankfurt durch die Pampa und betitelt es als Businesstrip. Wohoo.
Ich denke, dass ich mich das nächste Mal dann wieder aus Japan melden werde, je nachdem wie spannend das hier noch wird…

Auf einen tollen Sommer und einen (hoffentlich gelingenden) Neustart ~

 

 

 

 


Chaos, Umzug und Romantik mal anders

Mein allerliebstes Netbook hat vor ein paar Tagen nun endgültig seinen letzten Atemzug getan und nun stehe ich ohne Computer, Programme und Fotos da… ärgerlich. Merke- Dateien immer schön extern sichern! Gnarf!

Momentan ist es so chaotisch, dass ich mal wieder zu nichts komme und ich nicht weiß mit welchem Stapel Arbeit ich zuerst anfangen soll, von daher gönne ich mir jetzt mal eine Auszeit, lasse Hokkaido links liegen und leite eine neue Lästerrunde ein.

Nachdem ich ganz ganz viel Spaß mit der Schule meines Sohnes hatte und dieser darin gipfelte, dass ich das Schulamt einschalten musste um denen mal die Grenzen aufzuzeigen, wuchs der Wunsch in eine andere, eine bessere Ecke von Düsseldorf umzuziehen immer mehr.

Also machte ich mich an die Wohnungssuche. Eine perfekte Wohnung war schnell gefunden, die Maklerin super nett, die Probleme mit Papierkrams schnell aus der Welt geräumt und kurz vor Vertragsunterzeichnung ließ uns der Besitzer dann mitteilen, dass wir die Wohnung dann doch nicht bekommen weil wir „nicht verheiratet sind“ und ja die Möglichkeit bestünde, dass Männe wieder nach Japan zurückgeht. Aaaaaahja…genau.

Egal, da draußen wartet irgendwo die perfekte Wohnung auf uns – und wir werden sie definitiv vor September finden! Jawoll!

Nebenbei sind grade Klausurwochen in der Uni und mein Kopf funktioniert nach dem Siebprinzip. Wissen rein – wissen raus. Macht sich vor allem bei Kostümhistorischen und Berechnungsklausuren mit jeder menge Formeln ganz toll…..

Also wollten wir uns spontan ein Wochenende gönnen um von dem ganzen Stress mal wegzukommen und einfach mal wieder Zeit für uns zu haben. Die Kiddies haben wir mit der Oma in die Ferien geschickt, also wirklich nur wir zwei.

Der (etwas sehr chaotische) Umzug einer Freundin nach Aachen kam uns daher sehr gelegen. Ein Mietauto war schnell gefunden und die Überraschung beim Abholen des selbigen war groß, da wir ein kleines Autöfftöff für 4-5 Personen erwartet hatten… und uns nun einem ausgewachsenen VW Multivan für 7 Personen gegenüber sahen.

Bis Bf mit dem Ding einigermaßen sicher fahren konnte, hatte ich schon um die 6 Herzattacken.

Für den Umzug war das Ding aber genau richtig. Es passte alles an Möbeln rein plus der beteiligten Menschen, die sonst mit dem Zug hätten kommen müssen.

Auf nach Aachen! Da waren wir vor garnicht mal soooo langer Zeit schon (habe ich darüber hier überhaupt schon gebloggt?!?) und kannten uns dementsprechend ein wenig aus. Der Umzug war schnell erledigt und die Idee wuchs, dass wir doch eigentlich den Segen des Multivans nutzen könnten um darin zu übernachten. Schließlich lässt sich das Ding im hinteren Bereich zu einem schicken Doppelbett umfunktionieren….wenn man weiß wie es geht.

Wir organisierten also noch schnell so Lebenswichtige Sachen wie neue Unterwäsche, Socken, Zahnbürsten/Zahnpasta und co, und ich stellte mich auf einen romantischen Abend in der „Wildniss“ ein. Haha…ha….

Träume zerplatzen ja bekanntlich besonders schnell – und noch schneller, wenn man einen japanischen Mann an seiner Seite hat.

Das romantische Essen beim Italiener war dementsprechend mit schlechter Laune seinerseits belegt, da es für Pasta schon zu spät war und nur noch Pizza, Lasagne und Salat zu bekommen war. Nix mit Spaghetti Carbonara oder Bolognese! Ich bestellte mir also die Lasagne (nach einer 15 minütigen Diskussion wie besch… er doch Lasagne findet und dass japanische Lasagne die einzig Wahre ist etc.) und fragte ihn nach seiner Wunschpizza. Margharita. So ziemlich die einzige Pizzasorte, die ich nicht wirklich gerne esse.

Der Kellner brachte neuen Schwung in unsere Stimmungsschwankungen indem er IHM die Lasagne vor die Nase setzte und ich die Pizza bekam! Anstatt mir dann die Lasagne rüberzureichen, fing der Herr einfach an zu futtern und hörte nicht mehr auf. Als ich ihn schließlich dazu überreden konnte, doch mal seine Pizza zu probieren stellte er fest, dass die Lasagne doch wesentlich besser schmeckt und überließ mir die Pizza. Super. Ich quälte sie mir also rein und versuchte mich daran zu freuen, dass wir unsere „schmeckt nicht total scheiße“ Liste um ein Gericht erweitern konnten, aber beim Bezahlen ging der Zirkus weiter. Ich wollte mich dementsprechend nurnoch irgendwo verkriechen und schlafen.

Das Problem – wo kann man denn schlafen? Einfach so irgendwo parken wäre Wildcamping und daher nicht erlaubt. Wir einigten uns auf einen Autohof, parkten in der dunkelsten Ecke die wir finden konnten und dann fing das Drama erst richtig an…

Um aus den Sitzen des Multivans ein Bett zu basteln, muss man bestimmte Knöpfe und Hebel in einer bestimmten Reihenfolge drücken/ziehen und im richtigen Moment gegen die Sitze pressen. Ich studierte also die Anleitung um jeden Schritt auch wirklich richtig ausführen zu können, aber es wollte alles nicht so, wie ich das wollte. Nachdem mir Männe zum x-ten Mal auf meine Anweisung „jetzt bitte nach vorne drücken“ entgegnete „wohin drücken? Zu mir oder zu dir?“ riss mir der Geduldsfaden und ich wurde pampig, was darin resultierte, dass er sich sein Zahnputzzeugs schnappte und in die Dunkelheit verschwand.

Aus lauter Frust bearbeitete ich die Sitze dann so lange, bis das erwünschte Ergebnis tatsächlich dabei herauskam und richtete schonmal das Bett her.

Nächstes Problem – wir hatten nur eine Isomatte. Ich dachte mir also, dass ich mal ein nettes Frauchen sein sollte und legte die Matte auf seine Seite ( in der Hoffnung und Erwartung, dass er meine Entschuldigung für das Anpampen erkennen- und mich mit auf die Matte bitten würde…). Falsch gedenkt.. Er kam, legte sich auf die Matte, rollte sich in seinen Schlafsack ein und schlief ohne ein weiteres Wort.

Tja… ich saß erstmal noch eine Weile wach und konnte mit dem Kopfschütteln nicht mehr aufhören.

Eigentlich hatte ich beschlossen, ihn am nächsten Morgen einfach zu ignorieren, aber da ich um kurz vor 5 schon mit heftigen allergischen Reaktionen aufwachte, war ich einfach zu fertig um noch weiterzustreiten. Ich schnieffte also so leise wie möglich vor mich hin bis er gegen 9:30 Uhr auch endlich mal das Bedürfniss empfand, die Augen zu öffnen. Schlecht gelaunt.

Ein kurzzeitiges Aufflammen von besserer Laune wog mich leider in falscher Sicherheit… und auf dem Weg in die Eifel fing es dann wieder an zu brodeln.

Hatte ich schon erwähnt, dass ich es hasse ignoriert zu werden?? Besonders in einem Streit? Und ganz besonders wenn ich versuche den ersten Schritt zu machen um den Streit wieder beizulegen?

Irgendwann habe ich mir den Wagenschlüssel geschnappt und mich auf der Rückbank verkrochen wärend er noch weiter ins (eigentlich schöne) Grün der Eifel starrte. Irgendwann hat wohl auch er den Wink mit dem gottverdammten Zaun verstanden und kam ins Auto. Aber statt mit mir zu reden, ging das Schweigen und ignorieren in eine neue Runde.

….bis ich explodierte.

Oh tat das gut, endlich mal alles rauszulassen und ihm an den Kopf zu werfen was mich nervt! Natürlich hatte er auch einiges, aber das musste ich schlucken und besser er sagt es mir, als dass er es immer mit sich rumträgt und schlechte Laune hat.

Das Ende vom Lied – wir lagen uns heulend in den Armen und ich habe ganz viele „es tut mir Leid“ von ihm bekommen. Anschließend war er der perfekte Gentleman für den Rest der Reise. Kein Gemecker mehr, ganz viel Händchenhalten und gute Laune. War fast schon unheimlich, aber tat auch verdammt gut.

Wunder oh Wunder hat dieser Zustand auch bis jetzt noch angehalten!

Ich glaube mittlerweile, dass er – genau wie ich- regelmäßig einfach mal ein Ventil braucht um Frust und Stress rauszulassen. Streiten ist dafür zwar nicht der beste Weg, aber ziemlich effektiv…

So, ich muss jetzt zurück in meine kleine Glitzerwelt mit pinken Einhörnern und so! Auf dass wir ganz schnell eine tolle Wohnung finden und mit dem Packen anfangen können (möglichst noch bevor es nach Japan zurück geht…)!

Tschakka!


über intelligente Ninjas, ‚die Deutschen‘ und mehr..

 

Gestern war ein Tag, wie er schöner nicht hätte sein können.

Kino. Mit 4 Kindern und einem japanischen Mann. Stimmung: Bombe.

Männe ist während des Films immer wieder eingeschlafen („vestehe ja eh nichts – aber die Sitze sind bequem“), Töchterchen hatte Angst, Sohnemann und der Rest fanden den Film super.

Nach dem Kino kamen wir irgendwie vom Thema Monster auf das Thema Ninjas – ich glaube weil Sohnemann einfach ein wenig zu viel rumgesprungen ist und ‚hayaaaaa‘ während Schlagbewegungen geschriehen hat.
So sah ich mich also in der Verpflichtung ihm näherzubringen, dass Ninja keineswegs irgendwo brüllend durch die Gegend springen und er somit kein Ninja wäre. Aus sicherer Entfernung ließ sich daraufhin das kleine zarte Stimmchen von Töchterchen vernehmen: „Ja, und außerdem sind Ninjas intelligent………….!“

… apply water to burn….

Es war auf jeden Fall schlagartig Ruhe. Jetzt habe ich ein Kind, dass gerade versucht seine Schleich- und Versteckkünste zu perfektionieren..

*Passt ja, da wir im Sommer in einen kleinen Ninja- Freizeitpark fahren werden! Wohooo – unsere Flüge sind nämlich seit ein paar Tagen gebucht~*

Während des gleichen Spaziergangs schüttete BF mir ebenfalls sein Herz aus – er hatte vor kurzem an einer Schulung seinder Firma teilgenommen. Nur für Japaner. Thema: Wie lebe und arbeite ich in Deutschland.

An und für sich ja eine sehr löbliche Herangehensweise, allerdings blieb mir bei Bfs Bericht irgendwann der Atem weg.

Wir Deutschen arbeiten nicht bis spät in die Nacht, weil wir gelernt haben „Nein“ zu sagen.

Aha.

Laut Schulung hat Deutschland nach dem 2. Weltkrieg mühsam das „Nein sagen“ wiedererlernen müssen um sich vor neuen Machtansprüchen schützen zu können und das Volk wieder zu einen.

Aha.

Deshalb können wir jetzt unserem Chef sagen, dass wirdefinitiv NICHT bis 23:00 im Büro sitzen werden und wir DEFINITIV unsere 30 Tage Urlaub am Stück nehmen werden. Und wenn es mal eine Aufgabe aus einem anderen Bereich gibt, die wir machen sollen – vergesst es! Ist nicht unser Bereich, machen wir nicht.

So zumindest die Japanische Sicht.

Klar, irgendwie müssen sie es sich ja schönreden, dass ihre deutschen Kollegen definitiv früher Feierabend machen und „andauernd im Urlaub sind“. Deutsche Arbeitszeitgesetze…pfffft… wer braucht sowas schon! Gibt deshalb für die Japaner auch keine elektronischen Chipkarten für die Arbeitszeiterfassung…….

Tja, Männe wurde aber vom deutschen Teil der Firma angestellt – und hat dementsprechend so ein elektronisches Kärtchen.. bin mal gespannt ob da noch was kommt..

Ansonsten scheint es noch allgemeine Infos zu „den Deutschen“ gegeben zu haben. Natürlich trinken wir z.B. alle am Liebsten Bier. Wer würde denn auch was anderes trinken wollen, nachdem man sich am japanischen Waschwasser den Magen verdorben hat..

Also nichts sonderlich spannendes, was ein normal denkender Mensch nicht auch ohne Schulung bereits begriffen hätte.

Männe hat sich ja relativ schnell in seiner Abteilung als „Gaijin lover“ geoutet und wird seitdem von seinen Kollegen quasi bei jeder Gelegenheit mit Fragen überrannt.Wo findet man eine Gaijin-freundin? Wie aktiv sind wir so *nudge nudge*? Und die wichtigste Frage: Was darf man auf keinen Fall machen, wenn man eine Gaijinfreundin hat?!?! Seine Antwort: Auf keinen Fall, niiiiemals nimmer nie (!!!) darf man einen wichtigen Tag wie Geburtstag oder Weihnachten vergessen! Und man muss immer ein Geschenk haben! Sonst hat man keinen Kopf mehr…(Ich denke, er ließ da seine persöhnliche Erfahrung mit reinspielen die er aufgrund meiner überaus erfreuten Reaktion, als er meinen Gerburtstag vergessen hatte, sammeln konnte..)
Wo er Recht hat…

In other news:

Töchterchen hat ihre erste Taikostunde gut hinter sich gebracht, aber wir überlegen noch ob wir sie wirklich fest in der Gruppe anmelden wollen. Kostes verhältnissmäßig viel Geld.. und sie kann nur jede 2. Stunde hin.
Sohnemann hatte zu viel Schiss weil die Trommeln zu laut waren – dafür ist er dann mit mir über den Japanischen Flohmarkt im Eko Kindergarten gerauscht. Besser gesagt – wir haben uns gequetscht. So. viele. Menschen! Nun hat unsere japanische Kinderbuchsammlung an Umfang gewonnen und das Hiragana lesen lernen kann munter weitergehen!

 


Nobara – or ‚what happens if music goes wrong‘..

Es ist mal wieder so weit – ich habe meine Musiksammlung sortiert und bin dabei auf DINGE gestoßen….

Mein momentaner Liebling:

Nobara (Shiina Ringo) – Sah ein Knab ein Rößlein stehn … mit japanischem Akzent und keybord-Marschmusik wumms dahinter. Die Aufnahme des Liedes hat wahrscheinlich sauviel Spaß gemacht – das hören macht eher weniger Spaß und endet (zumindest bei mir) mit Lachkrämpfen.

Kann hier leider keine MP3s hochladen, ansonsten würd ich euch auch in den Hochgenuss kommen lassen!

Platz 2 belegt – ebenfalls von Shiina Ringo- „tamanegi no happy song

Auszug: „the world is just a great big onion
and pain and fear are the spices
that make you cry, oh baby
and the only way to get rid
of this great big onion
is to plant love seeds“

Yay! Packt eure Blümchen aus! Flowerpower 4evvaaaaa .. oder so

Ansonsten macht die gute Frau aber recht hörbare Sachen in alle möglichen Richtungen angefangen bei Klassik über Pop, Rock bis hin zu Elektro – ist also eigentlich für jeden was dabei.

Ich bin damals über den Film „Sakuran“ auf sie aufmerksam geworden und höre seitdem einige ihrer Sachen ganz gerne.

In den Tiefen meines Computers habe ich auch GOGO7188 wieder ausgegraben! *Staub runterpust* ..habe ich bestimmt schon ein~zwei Jährchen nicht mehr gehört und leider haben sie sich letztes Jahr getrennt.. wollte eigentlich schauen, dass ich auf ihre nächste Tour komme. Den Auftritt in Yokohama vor 2 Jahren hab ich ja leider verpasst ~.~

Japanischer Punkrock gemischt mit Pop und Enka.. was soll man da noch groß zu sagen

So, ich gehe jetzt fleißig Fotos sortieren für euch!

じゃあね~

*Edit: WordPress mag mich grad keine Youtube videos einbinden lassen *seufz* ich schaue mal wie ich das beheben kann und solange müsst ihr euch halt mit den Links zu den Videos vergnügen.. Gomen ne~


Ein Tag im Duisburger Zoo

 

Ist mittlweile schon ein paar Wochen her, dass meine Mutter zu besuch war – aber Fotos veralten ja nicht so schnell (vor allem nicht in digitaler Form)..

Ich war das Letzte Mal vor fast 6 Jahren im Zoo Duisburg glaube ich. „Damals“ war er noch ein bisschen unspannender (?) und die Kinder waren auch noch nicht sooo begeistert von Zoobesuchen.

 

ich will auch…..

Jetzt sieht das anders aus. Da muss auch ein japanisches Morgenmuffelchen mal aus dem Haus – was tut man nicht alles für ein Kinderlachen.Meine Favoriten waren Quallen, die durchhängenden Koalas und das Faultier (habe leider kein Foto von Männe und Faultier zusammen machen können… hätte so gut gepasst! *seufz*)

ich mag auch!!

– die Kinder fanden den Tiger, die Delfine und die Riesenschildkröten (denen sie den Panzer tätscheln durften) am Besten.

rawwwr..

Biiiiiiitte bitte gib mir Futter!! Ich schaue dann auch ganz niedlich in die Kamera..versprochen.. bütte bütte büüüüüütte!!

 

Alles in Allem ein sehr schöner Tag mit vielen interessanten Tieren und strahlenden Kindern.

Übrigens – wie sollte es auch anders sein – ist das Morgenmuffelchen der festen Überzeugung  japanische Zoos wären wesentlich besser …

Tja, in Japan ist halt alles besser und das Gras viel grüner und so.. ihr wisst schon~


für den Guten Zweck

 

Bevor ich die Zeit finde, unseren Besuch bei Giraffenbabys und genialen Faultieren in Buchstabenform zu bringen, mag ich dieses hier voeschieben –

gestern fanden im Eko Haus Düsseldorf (dem japanischen Tempel) Workshops für Kinder zum Thema Koto & Taiko -und ein Kinder Benefizkonzert statt.

 

 

Da ich ja selber mit der Koto rumexperimentiere und die Kinder ja auch langsam mal ein Instrument erlernen sollen, beschloss ich also die Bande dort hinzuscheuchen. Außerdem lockte ein gemeinsames Bento essen im Tempelgarten.

Zu den Workshops haben wir es leider nicht geschafft, aber es war auch so schön die ganzen Kinder zusammen herumrennen und spielen zu sehen. Viele japanische Kinder, jede Menge „Halfs“ und dazwischen einige Blondschöpfe. Selbst Sprachbarrieren gab es kaum.

 

 

Das Benefizkonzert schließlich fand im unteren Veranstaltungssaal des Eko Hauses statt. Etwas komisch, da das Wetter draußen ja mehr als nur schön war – und der Raum kaum Sauerstoff zuließ – aber wegen der Taikotrommeln wohl ganz gut. Es dröhnte doch ziemlich..

 

 

Es traten nacheinander viele Kinder mit ihren Musiklehrern oder auch alleine auf. Koto, Klavier, Violine, Chello, Taiko und Harfe. Die jüngste Teilnehmerin war grade mal 4 Jahre alt (wenn ich es richtig mitbekommen habe) und spielt schon seit ihrem 2. Lebensjahr Violine!! Sowas von knuffig und begabt!!

 

Ich fand die Idee, ein Konzert von Kindern für Kinder zu veranstalten großartig! Die gesammelten Spenden werden den Kindern, die durch das große Tohoku Beben einen oder beide Elternteile verloren haben, zugute kommen.

Ich hoffe, dass ein solches Konzert auch nächstes Jahr wieder stattfindet – und vielleicht sind unsere zwei Zwergnasen dann auch dabei, denn sie haben sich direkt für ein Probetraining in der Taikogruppe angemeldet!

Mal schauen, ob ich sie auch noch ans Klavier bewegen kann….

Ich bin übrigens noch immer krankgeschrieben und versuche somit die Arbeiten aus dem Studium irgendwie von hier zu schaffen. Manchmal garnicht so einfach wenn die bessere Hälfte z.B. Fußball schauen mag und ich grade an der Nähmaschiene rumrattere.. wird Zeit, dass wir endlich in eine größere Wohnung umziehen wo wir mindestens ein Zimmer mehr haben.

P.s.: wenn jemand sich auf den Fotos erkennt und nicht im Internet erscheinen möchte, bitte bei mir melden – ich lösche dann die betreffenden Fotos sofort.


Hier hast du eine Visitenkarte…nicht.

Manchmal könnte ich meine bessere Hälfte einfach nur knutschen!

Meine Ma war am letzten Wochenende zu Besuch und natürlich musste Bf sich dementsprechend präsentieren. Nämlich irgendwie garnicht. Heimweh nach Japan hin oder her, er wurde in den japanischen Tempel von Düsseldorf geschleift (gefiel ihm auch garnichtmal sooo schlecht) und musste einen Tag im Duisburger Zoo ertragen (dazu später mehr). Klar, dass man vor lauter Anstrengung dann nicht mehr ganz so klar im Köpfchen ist und folgende Sätze beim Abendessen von sich gibt. Auf Deutsch.

„Hier, das ist meine neue …wie sagt man… (wir:Visitenkarte) ooooh, ja, genau, Visitenkarte. Und da steht mein Name. Das ist auf Japanisch. Und da steht meine Telefonnummer…………. (langes schweigen)………. aber bitte niiiiiiiiiie anrufen!!!!“

Meine Ma und ich schauen uns an, die Wörter in unseren Köpfen sortierend, und brechen dann in schallendes Gelächter aus, was wiederrum Bf ziemlich verstörend findet und ihn dazu nötigt, eine weitere Erklärung abzugeben.

„Das ist Arbeitshandy. Nur für Arbeit. Da nieeee anrufen!“

Jetzt hat meine Mutter also eine wunderhübsche Visitenkarte mit einem japanischen Namen drauf und Telefonnummern, die sie niiiiiiiiiiemals anrufen darf. Sowas aber auch. Zumindest eignet sie sich zum angeben ala ’schau mal, das ist mein zukünftiger Schwiegersohn und der ist so wichtig, dass man diese Nummer unter keinen Umständen niemals nie anrufen darf!‘

Klingt doch super, oder?


Japantag 2013

 

Da war er wieder.. der Japantag.

Morgens freiwillig früh raus zum Bento machen, Kinder rausputzen und ab in die bis zum brechen überfüllte Stadt.

Aber, wir haben es ja nicht anders gewollt.

Männe wollte mal sehen wie so ein Japantag in Düsseldorf ausschaut… und wäre am Liebsten nach einer halben Stunde schon wieder geflüchtet, hätte er sich nicht mit Freunden verabredet.

Wir saßen also auf der Rheinwiese und versuchten die Kuriositäten um uns herum zu verdauen, die Kids spielten brav auf dem kleinen Spielplatz und alles war Gut.

Das „Programm“, welches ich eigentlich anschauen wollte, haben wir dann doch sein lassen, da es in der Menschenmasse kein durchkommen gab. Lieber gemütlich noch ein paar Nikkuman mampfen.

Tja, und dann kamen die Idioten.

Ich habe nichts gegen Nerds. Nein, teilweise würde ich mich wohl selbst auch dazu zählen. Aber warum zur Hölle muss man sich so daneben benehmen?! Und das auch noch, wenn Kinder direkt daneben sitzen??
Ich finde es nicht besonders Lustig, wenn sich verpickelte Langhaaraffen an- bzw. bespringen, sich gegenseitig in die Weichteile treten (und das auch noch toll finden) oder sich wegen ner Plastikflasche ausm Aldi gegenseitig durch die Gegend rollen/treten/was auch immer die da gemacht haben! Arrrgh! Und das OHNE Alkohol!

Eine andere Unart, die ich echt ätzend fand waren die „Zombie walk“ ähnlichen Dinger. Aus allen Bereichen. Blutende Pikachus, zerfetzte Narutos, zerfleischte Sailormoons..
Nichts gegen Zombie walks – aber doch nicht auf einem FAMILIENFEST!
So, und nun erklären wir den Kleinen mal, was Splatter und Gore bedeutet…und warum der Typ Nadeln im Kopf stecken hatte. Mit Blut. Und Hackebeil mit Eingeweiden.

Einige Cosplays waren gut und man hat die Mühe/Arbeit dahinter sehen können – andere waren mit gutem Willen, aber schlecht gemacht – und wieder andere haben sich garnicht erst bemüht, sondern einfach einen Pikachu-Kigurumi (Ganzkörperschlafanzug) gekauft und sind damit rumgewackelt. Japp.. da waren ein paar hundert Pikachus unterwegs. Zur Freude der Kinder.

Tja, leider ließ die Kinderfreundlichkeit in der Menschenmasse auch einiges zu Wünschen übrig. Wir wollten an zwei Ständen mal ein Bisschen schauen, aber nachdem die Kids per Ellbogen von anderen Erwachsenen durch die Gegend (und vom Stand weg) geschubst wurden, hat es uns irgendwann gereicht.
Leute, es gibt da genug für ALLE! Man muss da keine Kinder verletzen nur weil man Angst hat nichts mehr abzubekommen!

Nach diesen super Erfahrungen also quetschten wir uns weiter durch die Massen in Richtung Wasserjojos.
Ein Arbeitskollege von Männe hat da ausgeholfen und gefragt, ob wir nicht vorbeikommen wollten um ein paar Yoyos für die Kinder zu holen.

Die Chance konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen – Co-worker kennenlernen! Yay!
War auch ein ganz Netter und sogar gaaaaaanz freiwillig in Deutschland *räusper*

Die Kinder haben 4 Yoyos bekommen (hey, 2 Hände, 2 Yoyos!), Männe war enttäuscht darüber, dass es keine Goldfischbeckendinger wie bei japanischen Matsuris gab, und wir zogen weiter in Richtung Hauptbühne.

Dort gab es aber auch nichts wirklich spannendes. Überteuerte Takoyaki wollten wir auch nicht. Aber einkaufen für Sonntag und fürs Montagsbento mussten wir noch… schlechte Idee… aber das wusste ich auch schon vorher…

Auf der Immermannstraße war es überraschend leer. Außer natürlich vor und in den Supermärkten/Buchläden/Restaurants/was auch immer.

Der Dae Yang hatte sogar seine Nebentür geöffnet und eine 3. Kasse draußen platziert. Leider haben die Leute, die drinnen etwas kaufen wollten, das nicht so wirklich verstanden und lieber 2h drinnen angestanden statt draußen innerhalb von 10 Minuten bedient zu werden. Gut für mich. So konnte ich wenigstens das gekaufte Fleisch und die Edamame im noch gefrorenen Zustand nach draußen retten.

Zwei Sachen, die mir noch extrem aufgestoßen sind..

zum Ersten – die ganzen Anime Stände. Ich glaube, es gab noch nie so viele Stände mit Anime-goods auf dem Japantag! Nie! Und alle hatten wohl mehr oder minder das Gleiche (von weitem gesehen..weiß nicht wie es drinnen aussah). Im Gegenzug dazu, haben die traditionellen Stände noch mehr abgebaut als schon im letzten Jahr. Wirklich Schade. Es soll ja schließlich keine kostenlose Cosplayconvention sein, sondern ein Kulturaustausch!

Nicht falsch verstehen – Anime und Co gehren natürlich zur Kultur – aber was ist mit den vielen anderen tollen Sachen, die es über Japan zu erfahren/entdecken/kaufen gibt? Warum gab es keinen Stand für z.B. traditionelle Bentoboxen&Stäbchen etc. Oder Kanzashi. Oder Zori. Oder Lucky Charms. Oder oder oder… Mir würde da auf Anhieb so viel einfallen…
Ich glaube, das nächste Mal stelle ich mich da auch mit einem Stand hin. Besser und interessanter als die Animegoodie Dinger bekomme ich das bestimmt hin. Gnarf!

Das Zweite – Müll. Überall. Nur nicht in den Mülleimern. Leute, was ist so schwer daran, seine sch*** Tüten zu nehme und sie entweder A: in die eigene Tasche oder Tasche des Freundes zu packen, oder B: sie in einen der Zahlreichen Mülleimer zu stopfen! Auf der Rheinpromenade gab es in diesem Jahr MASSIG Mülleimer! Und selbst auf der Immermannstraße wurden von den Läden große Blaue Säcke zur Verfügung gestellt.
Außerdem – muss es sein, dass man seine Glasflaschen (anstatt sie ordnungsgemäß zu entsorgen) auf einer Grünfläche zerdeppert? Wohlwissend, dass sich daneben eine Spielmöglichkeit für kleine Kinder befindet, die auch schonmal hinfallen und dann in den Scherben landen?

Bei sowas wird mir echt schlecht. Ich wurde dazu erzogen meinen Müll aufzuheben, sollte er mir runterfallen, und ordnungsgemäß zu entsorgen.
Männe hat nun Japantag abgehakt. 1x und nie wieder. Außer es würde sich am Verhältnis Kultur&Anime etwas ändern. Und die Menschheit lernen, dass man Müll nicht auf die Straße wirft.

Uuuuuh, fast vergessen – auf dem Weg zu einer Starbuckspause sind wir in der U-bahn einem weiteren Kollegen von Männe über den Weg gelaufen.
Wir händchenhaltend. Männe knallroter Kopf. Hatsukashiiiiiiiii~

 

Auf eine Neue Woche voller Verrücktheiten!

 

 


Business und Handarbeitspläne

 

So, da sind meine 3 Tage ohne Mann auch schon fast wieder um – er war bzw. ist im Moment noch auf Geschäftsreise irgendwo in Österreichs Pampa. Essenstechnisch hat er es wohl überlebt – mit Spaghetti Carbonara und Chinesischem Essen. In ein paar Stunden kommt er wieder am Flughafen an.

Für mich war es komisch nach so langer Zeit auf engstem Raum auf einmal das Bett für mich ganz alleine zu haben – dementsprechend unruhig (und unglücklich) fielen auch die Nächte aus.
Ich muss mich wohl aber daran gewöhnen, denn bei im Schnitt 10 Tagen Geschäftsreise im Monat werde ich öfter alleine weilen.

Fürs nächste Mal nehme ich mir dann allerdings keinen Horrorfilm-marathon vor… jedenfalls nicht, solange ich alleine mit den Kids bin! Die machen seeeehr gruselige Geräusche im Schlaf… von meinem Nachbarn brauche ich wohl garnicht erst anfangen…

 

So, nun zu etwas anderem – Bastelarbeiten!

Nähen hängt mir momentan zum Hals raus! Ich weiß, keine ideale Vorraussetzung für eine Designerin – aber wenn man die ganzen Kniffe und Tricks erst mühsam lernen muss, ist es sehr anstrengend.

Also suchte ich nach kreativer Abwechselung und fand sie – Kanzashi.

Kleine Stoffstücke zu Blüten gefaltet und als Haarschmuck zusammengesteckt.

Mal schauen, ob ich mit meinen Wurstfingerchen damit  zurecht komme. Präzisionsarbeit ist eigentlich nicht so mein Ding. Aber wenn ein alter japanischer Opi das kann, kann ich das (hoffentlich) auch.

Hoffentlich kann ich euch demnächst ein Paar Ergebnisse hier präsentieren – oder von meinem Scheitern berichten…

Jetzt muss ich aber wieder in die Küche und Tofu bzw. frische Sojamilch machen!  Ein Hoch auf langsam einsetzende Laktoseintolleranz! Yay!

Auf ein wunderbar entspanntes Pfingstwochenende~


von meinem Salaryman und dem großen Glück

Ihr habt ja sowas von Recht, dass ich mehr über seine guten Seiten schreiben sollte – aber meißtens schließe ich in den Momenten einfach die Augen und genieße es.

Leid teilt man öfter als Freude, weil Menschen egoistisch sind und einfach die ganzen schönen Dinge für sich behalten wollen.

Punkt.

Also versuche ich mal, das in Worte zu fassen und zu teilen, weshalb ich glücklich und zufrieden bin und über kleine, mittlere und größere Salaryman-spinnereien hinwegschauen kann..

 

Er ist wahnsinnig gebildet und unsere Interessengebiete überschneiden sich stark. Somit haben wir immer etwas, worüber wir uns austauschen können. Sei es Politik, Physik, Astronomie, Religion, Musik, Literatur oder was auch immer, es passt einfach.

Er hält mich fest, wenn ich es am meißten brauche.
..und ja, in den letzten 2 Jahren ist in meinem Leben so viel Mist passiert, dass ich das häufig gebraucht habe. Bevor er zu uns gezogen ist, hat er mich durch emails oder über Skype  „in den Arm genommen“ und aufgemuntert. Jetzt kann er es persönlich tun. Das tut er. Und er macht das gut.

Er tritt mich auch mal, wenn ich mich mit meinen wirren Ideen mal wieder irgendwo in den Wolken befinde und hält mich auf dem Boden. Oder wenn ich mal wieder nichts gebacken bekomme gibt er mir den Anstubs um mich zu sortieren und neu anzufangen.

Er öffnet mir neue Perspektiven, die ich vorher übersehen habe oder einfach ignoriert habe.

Er gibt mir Freiheit. Wenn er merkt, dass ich ein bisschen mehr Luft zum Atmen brauche, lässt er mir Zeit und drängt mich nicht. Er nimmt die Kinder und lässt mir auch mal die Möglichkeit alleine zu sein.
Wenn ich wieder so weit bin, ist er für mich da.

Er gibt mir Kraft, durch meine Probleme durchzukommen, durchzuhalten und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Er gibt mir das Gefühl, wichtig und besonders zu sein.

Er liebt die Kinder und mich auf eine unglaublich sensible und intensive Art und kümmert sich um sie als wären sie seine Kinder.

Er ist immer in Berührung mit mir. Selbst im Schlaf hält er mich fest und deckt mich wieder zu, wenn ich schlecht schlafe.

Er strengt sich an, die „no touch in public“ Regel abzuschwächen und mir auch nah zu sein, wenn andere Leute um uns herum wuseln – was ihm sehr schwer fällt.

Er bringt mich zum Lachen, zum nachdenken und zum weinen.

Sind wir nicht zusammen, vermissen wir uns.

Wenn wir uns streiten, können wir uns auch wieder versönen und aussprechen.
Er teilt die Welt mit mir- und wenn er könnte, würde er sie mir zu Füßen legen.

Wenn er meine Hand hält, ist die Welt wieder in Ordnung.

Es ist nicht mehr das anfängliche rosarote verliebt sein.
Er kennt alle meine Macken, meine Eigenschaften, meine Unarten – und er akzeptiert sie.

Wir helfen uns gegenseitig, uns immer weiter zu entwickeln, ohne dem anderen großartig auf die Füße zu treten. Ich wette, er könnte genauso wie ich einen ganzen Blog mit Dingen über mich füllen, die ihn aufregen oder wo wir beide aneinander geraten.

Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich glücklich bin. Trotz der kleinen Dinge. Aber selbst über die bin ich glücklich, denn sie lassen das Leben nicht langweilig werden – und worüber sollte ich denn sonst bloggen, hmm?


Ostern im Schnee=Japaner am Stiel

 

Ist zwar schon ein bissel her, aber trotzdem!
Ostern 2013. Schnee. Kalt. Nass.

Wir verbrachten „unseren Teil“ der Ferien bei meiner Mutter. Sie hat ein kleines Häuschen mit Garten – und da macht das Ostereiersuchen auch gleich viel mehr Spaß, als auf einem Minibalkon.  Trotz so hilfreicher Zeitschriften-tips wie „kleben Sie doch einfach die Eier mit Klebeband unter den Tisch“.

Nette Idee. Werde ich nächstes Jahr doch glatt mal ausprobieren. Mal schauen wie lange die kleinen Monster brauchen, bis sie darauf kommen!

Trotz Schnee gab es also die Eiersuche im Garten. Hätten die Eier weiß lassen sollen. Aber immerhin gab es genug Bäume/Büsche/Zäune zum verstecken und es hielt die Zwerge für gut 20 Minuten (dick eingepackt) auf Trab.

Die Jacken sind übrigens die besten Mitbringsel e.v.e.r.! Unglaublich leicht und warm! Uniqlo ist manchmal doch ganz gut… *Schleichwerbung*

 

 

Das schöne – meine Ma wohnt ziemlich nah am Harz. Um BF mal richtigen deutschen Schnee zu zeigen, planten wir also mitten in der Nacht einen spontan chaotischen Tagesausflug nach Bad Harzburg und zu einer Schlittenpiste am nächsten Morgen!

Mit der Bummelbahn dem Schnee entgegen. Ein bissel Sightseeing (siehe da, BF war begeistert!)

 

und noch ein bisschen mehr Sightseeing…

Schlitten fahren..

Whoops..

mehr Sightseeing..

 

Auf der großen Piste..

 

 

Problem war, dass wir nur einen Schlitten hatten.. und nur eine Skihose, die meine Mutter netterweise mir überlassen hat. BF ist halb erfroren. Und so hat er sich gegen jegliche Bewegung gewehrt.. und ist noch mehr erfrohren.

Aus lauter Mitleid haben wir uns dann aufgeteilt. BF, ich plus ein Kind in die Skihütte bei nem heißen Kakao und meine Mutter + das zweite Kind auf der Rodelbahn. Dieses Konzept beinhaltete ein Mutter-Tochter- Hose-tauschen auf dem 30x30cm Klohäuschen während vor der Klotür schon die nächsten 200 Mädels schlange standen…. Wir haben es irgendwie geschafft uns dabei nicht umzubringen und auch nicht an den Lachanfällen zu ersticken. Am Ende hatte ich dann eine kuschelige Jeans und meine Mutter die Skihose. Yay!

Männe war übrigens trotz muckelig warmer Skihütte mit Kamin noch immer am erfrieren. Während ich mich also aus den zahlreichen Jacken und Pullis schälte, baute er sich ein kleines Nest daraus. Und zitterte.

Mein Gott, als ob es in Japan keinen richtigen Schnee und kaltes Wetter geben würde! Ich glaube, ich brauche garnicht erst versuchen mit ihm das nächste Mal seinen Bruder auf Hokkaido zu besuchen….. wie überlebt der das blos jedes Jahr aufs neue?!

Egal, auf dem Rückweg gab es noch einen schönen Sonnenuntergang mit dem Brocken im Hintergrund, die Kinder waren total ausgepowert und zum Abschluss gönnten wir uns feines chinesisches Essen mit mongolischem BBQ. Selbst die Quengelbacke fand es essbar, auch wenn Mapotofu schon ausverkauft war..

einmal trocknen bitte..

 

 


gute Hausfrauen und Kirschblütendrama

 

Meh.. es gibt viel zu viel nachzubloggen! Fangen wir es an!

Gute Hausfrauen.

Gute Hausfrauen sind – haltet euch fest- ZU HAUSE, kümmern sich um Wohnung, Kinder und Essen. Manchmal treffen sie sich mit anderen guten Hausfrauen um Rezepte auszutauschen oder Kurse zu belegen, wie man eine noch bessere Hausfrau wird! Man bereitet dem Mann abends, wenn er müde und erschöpft von der Arbeit kommt, ein heißes Bad, während man – mit Kochschürzchen- fröhlich das Abendessen für ihn brutzelt. Ist schließlich schon spät und man hat ja erst 4x an dem Tag gekocht (Frühstück, Bento, Mittagessen, Abendessen für die Kids).
Alternativ ist auch gestattet, vom Abendessen ein bisschen mehr zuzubereiten und es Microwellentauglich plus pinkem Klebezettelchen mit Anleitung und Herzchen und so im Kühlschrank zu platzieren. Yosh.

So, und jetzt spulen wir mal in die Realität!

Ich bin Studentin. Vollzeit. Stehe morgens um 5:00 auf um Brotdosen vorzubereiten, wecke die Bande um 6:00, mache Frühstück, bringe die Kids in Schule/Kindergarten, hechte zu meiner Uni. Flitze von der Uni an 4 Tagen in der Woche kurz nach Hause um ein bisschen aufräumen zu können, sammle dann direkt die Kiddies in Schule und Kindergarten ein, verbringe ein bisschen Zeit mit ihnen auf dem Spielplatz (optional) und schmeiße mich dann an den Herd um mit letzter Kraft was Essbares auf den Tisch zu bekommen. Kinder unter die Dusche und dann ins Bett, danach folgen meine Hausaufgaben (im Idealfall) oder auch einfach nur der Gang ins Bettchen.

Wenn da nicht meine bessere Hälfte wäre…

Obento für die Quengelbacke – ignoriert das Hello Kitty Ding einfach – hatte nichts anderes für Furikake…

Ein bisschen Zuwendung und Kopftätscheln und „hast du gut gemacht“ brauche ich auch, braucht wohl jeder, keine Frage. Was ich aber nicht brauche, ist eine Liste von Dingen die eine japanische Hausfrau (aka. gute Hausfrau) noch alles gemacht hätte – und vor allem BESSER gemacht hätte als ich.

BILs Frau hat z.B. einen Housekeeping Kurs belegt, in dem man einen „Führerschein fürs Aufräumen“ bekommt. Yay. Und Kochkurse. Damit sie ihren Geschmack dem von BIL anpassen kann.

Als ich ihr von unseren (Essens-)Komplikationen geschrieben habe, kam ein verständnisvolles „haaaach… bei uns ist es ganz genauso…. wir kommen halt aus zwei unterschiedlichen Familien *seufz*“.

Aha. Zwei unterschiedliche Familien. Zwei unterschiedliche Misosuppen. KRIIIIIEG! Und… die Frau verliert, denn der Mann hat die höhere Stellung.

Ich ergebe mich also meinem Schicksal, studiere japanische Kochbücher, probiere mich an Fischen (Saba, Sanma, Buri und co), deren deutsche Namen ich noch immer nicht kenne, weil in meiner Familie eigentlich nie Fisch gegessen wurde und hoffe auf ein „hast du gut gemacht“ von allen. Wobei- die Kinder sind Allesesser und wunderbar unkompliziert in solchen Sachen.. kann nicht einfach jeder so sein?!

Wie gestern schon kurz erwähnt, klappt das auch einigermaßen. An den meißten Tagen bekomme ich den Kopf getätschelt. Nur manchmal….. möchte ich ihn noch ein klein bisschen erwürgen!

Mini Bento für die Kinder

Auch das Drama um „in Deutschland ist alles doof“ lässt langsam nach. Auch Düsseldorf hat ein paar schöne Ecken.
Rothenburg o.d. Tauber gehört  (Wunder oh Wunder) auch zu Deutschland (und ist schön..) und ein paar andere Städte sind auch ganz akzeptabel.

Die Rheinwiesen haben es ihm angetan und so gibt es nun öfter mal Picknick mit Blick aufs Wasser.

Was allerdings noch immer nicht so wirklich klappt, ist die Akzeptanz der sich hier befindlichen japanischen Dinge wie z.B.Kirschblüten oder wahlweise auch Momiji. Es ist egal, dass die Dinger mühe-und liebevoll aus Japan von japanischen Gartenarchitekten importiert, gepflanzt und umsorgt werden. Weil die Bäumchen hier in Deutschland stehen, sind sie ANDERS! Und da sie anders sind, sind es keine Sakura. Und weil es keine Sakura sind, ist das auch kein richtiges Hanami. Und weil es kein richtiges Hanami gibt, ist Japan viel besser und schöner.

Gut, hier gibt es nicht die Masse an Kirschblüten und Momiji, aber selbst er kann im Nahvergleich per Foto keine Unterschiede ausmachen. Habe es neulich getestet mit Aufnahmen aus Ueno-kouen vs. Japanischem Garten Düsseldorf. Identisch. Vollkommen. Gnarf!

Aber ist ja auch egal. Kirschblütenzeit ist schon längst wieder vorbei – bis zum nächsten Jahr habe ich also Ruhe. Und Momiji werden weiträumig umlaufen. Punkt.

 

am Rhein..

 


Stressmanagement und schönes Wetter

;

Zurück aus der Versenkung – schon wieder. Ich scheine in den letzten 2 Jahern auffällig häufig darin zu versinken *gnarf*

Der Stress hat mich fast aufgefressen und selbst die entspannendsten Dinge wie ein heißes Bad oder ein gutes Buch waren einfach anstrengend und auslaugend für mich!

Immerhin habe ich das Problem erkannt und arbeite daran. Gutara-time ist das Zauberwort! (Gutara=Faulenzen)… komischerweise gehört Abwaschen jetzt zu den Zeiten, in denen ich mich am Besten bei entspannen kann…und meinen Balkon zuzupflastern mit Blumen und Gemüse und allem, was mir so in die Quere kommt.

;

;

Mittlerweile findet sich in meinem Bücherschrank trotz zahlreicher Neuanschaffungen kein einziges ungelesenes Buch mehr und siehe da: dank verbessertem Zeitmanagement konnte ich sie sogar (fast) ohne schlechtes Gewissen lesen! Yay!

Männe arbeitet mittlerweile wieder Vollzeit und hat jede menge Geschäftsreisen, die Kinder wuseln durch Schule und Kindergarten und die Leitung der Uni hat sich ein Herz gefasst und uns armen Studentinnen einen angenehmeren Stundenplan zugeschachert, der ein Familienleben (im Gegensatz zum vorherigen) auch zulässt!

Die ersten Wochen im neuen Semester waren hart, aber es hat sich schnell wieder eingependelt. Jetzt dreht sich alles um die Fashionshow im nächsten Frühjahr. Unser Semester bringt eine Jacken/Mäntel und eine Kinderkollektion auf den Laufsteg. Ich sage euch, so viel Stress zusätzlich zum normalen Unistress lässt einen echt erschrecken.
Die Abbrecherquote in den ersten zwei Semestern liegt bei über 50% und in den letzten Semestern sind meißt nur noch 6-7 Schüler.

Gut, wir sind schon jetzt nur noch 6 – aber damit glücklich und zufrieden weil wir alle auf einer Wellenlänge rumwackeln bzw. den gleichen Beklopptheitsgrad besitzen.

Ich für meinen Teil bin absolut glücklich mit dem was ich tue, auch wenn es ein-zwei Dozentinnen gibt, mit denen ich nicht kann.
Zumindest kann ich meine Verrücktheiten auf ganzer Linie ausleben und danach behaupten, dass das Kunst sei. Oder Fashion.

20130511-112626.jpg

Da das Wetter sich ebenfalls ausnahmsweise in den letzten Wochen mal ein bisschen zusammengerissen hat, verbringe ich nun die meißte Zeit mit den Kindern draußen.

Variante A: Kinder toben auf dem Spielplatz und ich sitze irgendwo im Schatten, bewaffnet mit zahlreichen Büchern und Skizzenblöcken

Variante B: Kind 1 tobt auf dem Spielplatz und Kind 2 (oder auch wahlweise BF) fordern mich zum Fastball/Batminton Match heraus!

Böse Folge von Variante B – höllischer Muskelkater der rechten Körperhälfte!! Ich konnte mich eine Woche lang kaum bewegen…

So, jetzt schnell noch ein paar Bildchen hochladen und dann gehts auch schon auf zum shoppen! BF braucht Shirts für seine Anzüge und ich… mal schauen.

;

Übrigens hat sich unser Essensproblem (fast) erledigt! Das schnarchende Etwas neben mir hat sich grad gerührt und liebevoll gegrunzt „Weil du jetzt immer Washoku für mich kochst, vermisse ich japanisches Essen nicht mehr so doll. Danke.“ Wohoooo!

Auf in ein schönes Wochenende!


Zähne

Ich blicke in den Spiegel und sehe… einen Hamster.

Es ist endlich so weit, nach fast einem halben Jahr ohne Zähne tut sich endlich was!

Nur.. die Op am Dienstag verlief nicht so traumhaft wie gehofft.
Geplant war 4 Zähne zu ziehen – 3 von den bösen Frontzähnen und einen fiesen Weisheitszahn.

So lag ich also vollkommen verkrampft auf den Stuhl in der Chirurgie.
Nach Anleitung des Chirurgen eine Hand auf dem Bauch und tief einatmend wärend er außerhalb meines Sichtbereiches, aber immernoch in Hörreichweite, die Spritzen fertigmachte. Ein kalter Schauer. Tief einatmen, 3 Sekunden halten, ausatmen. Nochmal. Augen zu. Finger in meinem Mund, aaaargh! „Das tut auch nur ein Bisschen weh“ Jaja, das kenne ich schon.. Ein fieser Pieks. Und noch einer. „Jetzt tuts ein bisschen mehr weh“ und zack… saß die Spritze im Gaumen.

Ich war kurz versucht zuzubeißen, ließ es dann aber doch sein und ergab mich meinem Schicksal wärend meine gesammten Schleimhäute anschwollen.
Super. Nase taub. Zahn nicht. Aua.

Dann verschwand der Arzt.

Nach ca 15 Minuten in denen ich mir gewünscht hätte, dass wenigstens das besch**** Radio im Raum angewesen wäre, kam der Arzt zurück, schaute einmal kurz in meinen Mund und verschwand wieder. Yay.

Draußen käbbelten sich die Arzthelferinnen um „Haftcreme superstark“, verteilten sie an Patienten und flirteten mit anderen Chirurgen – von meinem keine Spur.

Plötzlich kam ein anderer Kittelträger herein, stellte sich vor und auf einmal wimmelte der Raum von Leuten. Arzthelferinnen, Chirurgen und was weiß ich nicht noch alles.
Eigentlich fehlten nur noch Reporter und Kameras..

Endlich erbarmte sich mal jemand, mir die Aufregung zu erklären.

„Tja, also.. wir wollen ihre Zähne nicht ziehen.“

Wie jetzt? Hä? Aber die Frau Doktor Zahnärztin hat doch gesagt..?!

„Also das ist so.. Mein Kollege hat mir grade ihre Röntgenbilder gezeigt“ (er deutet auf den Mann bei der mir die Zähne ziehen sollte) „ich denke wir müssen zu Ihren Gunsten der Frau Doktor widersprechen. Ihre Zähne müssen nicht alle gezogen werden. Nur einer und der Weisheitszahn.“

Aber die Frau Doktor hat doch..

„Ja, die Frau Doktor ist aber auch noch jung. Mein Kollege und ich, wir haben beide jeweils über 25 Jahre Erfahrung. Von den Frontzähnen könnten wir alle bis auf einen retten – dann würden da Kronen drüberkommen und bei dem, den wir ziehen, sollten Sie über ein Implantat nachdenken. Jetzt überlegen Sie doch mal, das wäre wesentlich vorteilhafter für Sie… und bezahlbarer.“

Hmm.. wusstet ihr schon, dass, nachdem ein Zahn gezogen wird, das Zahnfleisch in sich zusammenfällt? Unwiederruflich?
..ich entschied mich also, den Rat anzunehmen.

Kaum hatte ich ja gesagt, hatte ich schon wieder eine Hand im Mund. Mit Spritze. Und bösem Aua. Warum zur Hölle tut das bloß im Gaumen so extrem weh?!

Noch eine Spritze. Mir schwoll der Rachen zu. Atmen? Pah, wer muss schon atmen können? Total überbewertet! Irgendwann sah der Doc dann auch ein, dass ein bisschen Sauerstoff ganz gut täte, verrenkte und verdrehte meinen Kopf, drückte mit den Fingern irgendwo in meinem Mund rum und tadaaaa…ein wenig Luft.

Dann kam es zum eigentlichen Teil des Spaßes. Zange raus, Augen zu und „Tauziehen“ mit dem Zahn. Hau Ruck. Leicher knacks. Hau RUCK… noch einer. HAU RUCK! und raus dafür.. ein Schneidezahn weniger. Anhand des doch recht iritierten Gesichtsausdruckes konnte ich mir schon denken, dass mit der Zange nur ein hübscher Strauß Splitter herausgekommen war..
Blut überall.
Das Op Tuch wurde 2x gewechselt- und auf in die nächste Runde des Gefechts! Weiche du Weisheitszahn!

Das fiese dabei.. nicht nur, dass die da mit einem Skalpell in meinem Mund rumwuselten, nein, das Schlimmste war das knacken des Zahns, das in meinem Kolf wiederhallte und micb DIREKT zurück in den Unfalltag versetzte.

Ich falle. In Zeitlupe. Ich pralle auf dem Boden auf. Ich fühle wie jeder einzelne Zahn zersplittert. Blutgeschmack.

Die Stimme vom Doc reißt mich raus.

„Na sehen se, wat raus muss, dat muss raus- wie man bei uns im Rheinland so schön sagt. Jetzt geben wir Ihnen mal nen Tüchlein damit se sich das Gesicht putzen können und dann dürfen se schon wieder ab nach Hause.“

Selbst an der Stirn klebte mir das Blut. Lecker ist anders, und wäre ich nicht durch Splatter- und Gorefilme einiges gewohnt, hätte sich mein Magen
vermutlich nach außen gedreht.

Statt nach Hause, durfte ich noch zweimal zum Röntgen antanzen, bekam dafür aber auch Rosa-Elefanden-Plüsch-Zuckerwatte-Schmerzmittel und wurde von meinem Männe nach Hause getragen…

Jetzt ändere ich meinen Namen in „einseitige Hamsterbacke“ und verkrieche mich so lange im Bett, bis ich mit Hilfe von Schmerzmitteln wieder einigermaßen klar denken kann.
Männe betüddelt Kids. Aber das ist was für einen anderen Post.