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Scheidung wider Willen

 

Wir sind aus dem Urlaub zurück! Nicht ganz so erholt wie gehofft (schließlich musste ich ja für Männe auch im Urlaub kochen…….) , aber trotzdem war es toll~

Südtirol ist für mich ein Stück Kindheit, ein Stück Heimat und es war spannend es alles jetzt 10 Jahre später nochmal neu zu entdecken.

Manches war enttäuschend, anderes war überraschend und oft habe ich inne gehalten und mich gefragt, mit was für Augen meine Kinder es sehen…

In den zwei Wochen war oft echt verdammt schlechtes Wetter, aber trotzdem haben wir sehr viel unternommen. Es tat gut, einfach mal rauszukommen!

Was ich hier auf dem Blog noch garnicht geschrieben habe (glaube ich..) ist, dass ich vor ein paar Monaten eine Stelle als ALT angenommen habe in der gleichen Sprachschule, in der auch meine beiden Zwergnasen japanisch lernen.

Ich unterrichte jetzt also eine Gruppe mit Kindergartenkindern und eine Gruppe mit Grundschülern – außerdem habe ich auch die Betreuung der Jüngsten 2x Wöchentlich übernommen.

Genau das, was ich gebraucht habe! Die Kleinen sind einfach toll und mit einigen Eltern verstehe ich mich auch richtig gut, so dass ich immer mit viel Motivation und guter Laune in die Schule – und auch wieder nach Hause gehe.

Trotzdem ist es natürlich anstrengend. Ich habe mir vorher nie so richtig Gedanken darum gemacht, was es heißt Lehrerin zu sein (obwohl ich mit zwei Lehrer-Eltern ja eigentlich bestens darauf vorbereitet hätte sein müssen).. viel Vorbereitung, viel Nachbereitung, Berichte schreiben, Lernziele prüfen, Stunden erarbeiten etc.

Da kam der Urlaub genau richtig um nochmal ein wenig Kraft aufzutanken!

 

Wir haben es sogar bis nach Verona geschafft UND uns Aida in einer alten Inszenierung angesehen. 5h Popo auf Steinstufen plattsitzen und erst weit nach Mitternacht wieder in der Ferienwohnung ankommen – check ^^

Töchterchen hat übrigens gut erkannt, warum Männe und ich zusammen sind und geheiratet haben! Wisst ihr es auch?
(Antwort folgt im nächsten Post 😉 )

 

 

Bevor ich mehr über den Urlaub schreibe, muss ich aber das Aktuellste Ereignis hier loswerden – mein Mann hat die Scheidung eingereicht.

 

Ausversehen.

 

Als er gestern von der Botschaft nach Hause kam, sah er recht bedröppelt aus und hielt mir ein Papier entgegen mit Hanko und vielen lustigen Kanji, die ich auch in 100 Jahren wahrscheinlich nicht entziffern könnte.
Auf die Frage, was denn los sei kam ein „..ich habe die Scheidung eingereicht…“ zurück.

Schock. Verwirrung. Hä?

Scheidung? Aber wir sind doch erst 3 Monate verheiratet? War mein Essen so schlimm?

Da fing er schon an zu kichern…

Das Papier für Eheregistrierung und das Papier für die Beantragung der Scheidung sehen sich nämlich verdammt ähnlich! Nur ein paar Zeilen sind unterschiedlich und mein Allerliebster Lieblingsmann hat es erst gemerkt, als der Herr am Nachbartisch angefangen hat zu lachen als er das Papier einreichen wollte..

Tjaja, grade nochmal gut gegangen – er hat dann das richtige Papierchen ausgefüllt und abgegeben, nun kann unsere Ehe doch noch in Japan registriert werden und alles ist wieder rosa Watteplüsch!

Sodele.. ich gehe dann mal wieder meinen Hausdrachentätigkeiten nach 🙂

Man sieht sich~

 


Shirakawa-go & Gokayama

Wer auf sehr alte japanische Baukunst steht, sollte sich unbedingt nach Shirakawa-go und Gokayama begeben. Diese beiden Dörfer gehören mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe und ein Besuch dort lohnt sich nicht nur wegen der schönen Landschaft, sondern auch der Geschichte der Dörfer..

Man findet dort überwiegend Gassho Zukuri – also Häuser „gebaut wie betende Hände“. Diese Bauform entwickelte sich durch den Schutzbedarf vor starkem Schneefall, denn Schnee gibt es dort im Winter immer massig.
Bei einigen Führungen durch ein paar der Häuser, werden einem Baudetails und die Gründe dafür sehr anschaulich erklärt, jedoch kann ich mich an das meißte ob der dazwischenliegenden Zeit leider nicht mehr erinnern.

Einige der Häuser sind schon über 250 Jahre alt, aber es werden auch immer wieder neue Häuser mit traditioneller Handwerkskunst errichtet. Natürlich nutzt man heutzutage auch moderne Maschinen, die einem die Arbeit erleichtern, aber die Grundkonstruktionen und Materialien an sich sind über all die Jahre die Selben geblieben.

Shirakawago ist etwas größer als Gokayama, besitzt eine eigene Touristeninformation und viele „Museumshäuser“ (als Häuser, die zwar noch bewohnt sind, bei denen die Familien aber Zugang zu verschiedenen Räumen mit Infotafeln ermöglichen). Gokayama hat auch einige dieser Museumshäuser, ist aber – von meinem Bauchgefühl her- ländlicher und ruhiger.

Die Dachböden der Häuser wurden für viele Zwecke genutzt – am beliebtesten aber waren sie zur Seidenraupenzucht. Auch heute findet man dort noch Familien, die Seidenraupen züchten, jedoch eher für touristische Zwecke.

Früher waren es Dörfer, die schwer erreichbar waren. Es gab keine Straßen, nur ausgelatschte unsichere Wege und wilde Tiere, die einem den Weg zwischen den viele Kilometer auseinanderliegenden Dörfern erschwerten. In den Wintern war es besonders schlimm. Räumdienste und modernes Gerät gab es nicht und so konnte bei einem Notfall auch nur schwerlich ein Doktor geholt werden (Telefonanbindung gab es ja auch nicht…).

In Shirakawago übernachteten wir bei einer Familie, die schon seit vielen Generationen dort lebt und hatten dadurch Gelegenheit, auch ein wenig über die Vergangenheit aus 1. bzw. 2. Hand zu hören.

Die Hausherrin (ich schätzte sie auf Anfang 70) war sehr offen und erzählte uns, dass sie durch Versorgungsprobleme im Winter mehrere Geschwister verloren hätte. Auch ihr Großvater sei bei einem Unfall gestorben, denn um einen Arzt zu holen, musste erst ein Bote ins nächste Dorf geschickt werden, der den Arzt (so er denn nicht grade unterwegs zu einem anderen Dorf war) holen sollte.

Wie ich bin, stelle ich mir soetwas sehr bildlich vor und überlegte, wie es mir gehen würde wenn eines meiner Kinder… ich glaube, ich könnte dort nicht weiter leben.

Aber für diese Familie kam ein Verlassen des Dorfes nicht in Frage, und die Zeiten änderten sich. Moderne Straßen wurden errichtet, modernere Einrichtungen wurden gegründet und das wieder erwachende Interesse der Japaner an ihrer eigenen Kultur sorgte für den Rest. Der perfekte Touristenmagnet ward erschaffen.

Dadurch änderte sich das Leben dort stark. Man stellte sich auf Touristen ein, öffnete sein Haus für Gäste, verdiente Geld mit der eigenen Geschichte, produzierte Waren, die die Touristen mit glücklichen Gesichtern mit nach Hause bringen würden.Das ist bis heute auch so geblieben.

Mittlerweile sind die dort verkauften Sachen allerdings überwiegend Massenware, die man auch in den umliegenden Dörfern erstehen kann.

Ich war froh, dass wir in Shirakawago über Nacht blieben, denn so konnte man das Dorf auch ohne den riesigen Touristenstrom sehen. Kein „MikiMikiMiki“ mit pinkem Regenschirm-gefuchtel.

Stille.

Natur.

Zirkarden.

Glühwürmchen.

..und ein unglaublich klarer Sternenhimmel


Kamikouchi

Kamikouchi gehört zu den Japanischen Alpen und ist Teil des Chuubu-Sangaku-Nationalparks. Somit kommt man dort nur per Reisebus oder Taxi mit Sondergenehmigung hin.

Wir haben dort vor ein paar Jahren schonmal gecampt (man kann Zelte leihen) und fahren nun regelmäßig, da es eines der Hauptreiseziele unserer Familie ist. Sogar FFILs Asche wurde am Fluß verstreut..

Burch die Berglandschaft ziehen sich viele Wanderwege. Für weniger Geübte bis hin zu Bergsteigerprofis findet sich für jeden der richtige Weg.

Das Wasser der Gebirgsflüsse ist fast unsichtbar, so klar ist es – und nach einer langen Wanderung tut es verdammt gut, seine Füße ins kalte Nass zu halten…

Für letzten Sommer wählten wir einen neuen Weg, den uns der nette Taxifahrer unterwegs empfohlen hatte. Ein sehr netter Mann übrigens, der ursprünglich aus der gleichen Stadt wie FMIL kommt und für seine Ehefrau zugezogen war. Nachdem wir seine halbe Lebensgeschichte kannten, mussten wir natürlich auch unsere erklären… Tja… was macht bloß eine Langnase mit Kind zusammen mit einer japanischen Familie..?

Ziel des Wanderweges war Mijiojin ko – ein Gebirgssee über den ein schmaler Steg führt. Der See erinnert mit seiner Umgebung stark an einen natürlich gewachsenen Zen Garten, der zu jeder Jahreszeit (besonders im Herbst) sehenswert ist.

Da der Weg doch recht lang war ( insgesammt über 3h) und Sohnemann sich anfing zu langweilen, hielten wir Ausschau nach Insekten… und begannen, diese zu benennen. „Kumo! Kemushi! Chouchou! Tentomushi! Kabuto…. Nihonjin!“ *rotwerd-und-mit-Kind-ganz-schnell-von-den-anderern-weglauf*

Zurück am Ausgangspunkt – der Kappabashi (Kappa Brücke).

Rund um die Brücke finden sich Hotels, Informationscenter für Touristen, Souveniershops, Restaurants und vieles mehr.. außerdem befindet sich die Haupthaltestelle der Busse in unmittelbarer Nähe.