Archiv für Dezember, 2013

Nachweihnachtliches..

 

 

 

Ich hoffe, ihr hattet alle eine schöne Weihnachtszeit, wurdet reichlich beschenkt und habt nicht zu viel Familientrouble gehabt.

Bei uns war es dieses Jahr sehr entspannt.

Ich bin nicht wirklich sehr religiös, aber ich bin mit Kirchenmusik groß geworden und kann mich noch gut daran erinnern, was für ein tolles Gefühl es für mich war, wenn an Weihnachten ganz am Schluss des Gottesdienstes das Licht ausgeht und alle gemeinsam „Oh du fröhliche“ singen.

Ich denke, meinen beiden geht es ähnlich und somit sind wir an Heiligabend brav in die Kirche gegangen, haben meiner Mutter & ihrem Partner beim Musizieren zugehört und uns über den Pastor geärgert, der so ziemlich alles verpatzt hat, was man so falsch machen kann.

Dieses Jahr fiel die Bescherung klein aus. Keine riesen Spielzeuge, kein Technikkrams, nur ein paar Kleinigkeiten von Herzem.
Für die Kinder war das komisch, denn für sie bedeutet Weihnachten = Geschenkberge – aber sie haben es gut verkraftet und sich auch über die kleinen Sachen gefreut.

Um den Schwierigkeiten des letzten Weihnachtsessens entgegenzuwirken habe ich dieses Mal den Kochlöffel geschwungen und ein japanisches Menü zusammengekocht.
Zuerst war ich skeptisch, ob es meiner Familie schmecken würde.. aber es wurde alles restlos aufgefuttert und ich musste sogar das Rezept herausrücken.

Ihr seht – alles ganz ruhig und besinnlich.

Tja, und jetzt sitze ich hier alleine… Männe ist am 26. zurück nach Japan geflogen und die Kinder sind für ein paar Tage bei meinem Exmann um auch dort nochmal richtig feiern zu können.

Ganz alleine ist schon irgendwie komisch. Vor allem Abends wenn es normalerweise Zeit wäre, dass alle Zuhause eintrudeln…

Was tun also?

Sich mit lieben Freunden treffen und die gesammte Wohnung in ein Näh- und Bastelchaos verwandeln! Schokolade essen! Pizza mit ganz viel Knoblauch essen…. und darauf warten, dass bald endlich das neue Jahr beginnt.

So long –

genießt die letzten Dezembertage und rutscht gut ins neue Jahr!

– Rose

 

 


Kamikouchi

Kamikouchi gehört zu den Japanischen Alpen und ist Teil des Chuubu-Sangaku-Nationalparks. Somit kommt man dort nur per Reisebus oder Taxi mit Sondergenehmigung hin.

Wir haben dort vor ein paar Jahren schonmal gecampt (man kann Zelte leihen) und fahren nun regelmäßig, da es eines der Hauptreiseziele unserer Familie ist. Sogar FFILs Asche wurde am Fluß verstreut..

Burch die Berglandschaft ziehen sich viele Wanderwege. Für weniger Geübte bis hin zu Bergsteigerprofis findet sich für jeden der richtige Weg.

Das Wasser der Gebirgsflüsse ist fast unsichtbar, so klar ist es – und nach einer langen Wanderung tut es verdammt gut, seine Füße ins kalte Nass zu halten…

Für letzten Sommer wählten wir einen neuen Weg, den uns der nette Taxifahrer unterwegs empfohlen hatte. Ein sehr netter Mann übrigens, der ursprünglich aus der gleichen Stadt wie FMIL kommt und für seine Ehefrau zugezogen war. Nachdem wir seine halbe Lebensgeschichte kannten, mussten wir natürlich auch unsere erklären… Tja… was macht bloß eine Langnase mit Kind zusammen mit einer japanischen Familie..?

Ziel des Wanderweges war Mijiojin ko – ein Gebirgssee über den ein schmaler Steg führt. Der See erinnert mit seiner Umgebung stark an einen natürlich gewachsenen Zen Garten, der zu jeder Jahreszeit (besonders im Herbst) sehenswert ist.

Da der Weg doch recht lang war ( insgesammt über 3h) und Sohnemann sich anfing zu langweilen, hielten wir Ausschau nach Insekten… und begannen, diese zu benennen. „Kumo! Kemushi! Chouchou! Tentomushi! Kabuto…. Nihonjin!“ *rotwerd-und-mit-Kind-ganz-schnell-von-den-anderern-weglauf*

Zurück am Ausgangspunkt – der Kappabashi (Kappa Brücke).

Rund um die Brücke finden sich Hotels, Informationscenter für Touristen, Souveniershops, Restaurants und vieles mehr.. außerdem befindet sich die Haupthaltestelle der Busse in unmittelbarer Nähe.


Utsukushigahara-kougen & Komagatake

 

Nagano! Auf in die japanischen Alpen!

Über Utsukushigahara habe ich ja schon öfter geschrieben.. dieses Mal waren wir viel mit FMIL unterwegs und sie hatte uns um einen Abstecher zu einer kleinen Aussichtsplattform gebeten. Um der alten Zeiten Willen.

Angekommen, setzte Männe sogleich das Familienauto gegen den nächsten Pfosten („Kann ich noch ein Stück zurücksetzen??“ *Rummmms*)..was ein wenig schlechte Laune mit sich brachte, aber auch die war schnell verflogen.

Hügel hoch, Hügel runter. Von Aussichtsplattform und Wanderweg zu Wanderweg zu Aussichtsplattform bis uns die Füße qualmten.

FMIL hatte die ganze Zeit über ein glückliches Lächeln im Gesicht und Tränen in den Augen..

 

 

Die grünen Blätter auf den Fotos haben übrigens die Eigenschaft, bei Lichteinfall silber zu funkeln. Besonders schön bei Sonnenauf- und Untergang!

Weiter zum Komagatake plateau. 2960 Meter hoch und bis 2600 Meter per Seilbahn „erklimmbar“ – besonders bekannt für eine Tolle Aussicht und einige seltene Planzen.

Da das Wetter recht bescheiden und wolkig war, beschränkte ich mich auch hauptsächlich auf die Pflanzenwelt…

Da der Berg in einem Naturschutzgebiet liegt, ist er nur per „Touristenbusse“ erreichbar, die von Sammelstellen in der Umgebung die Kletterwütigen zur Seilbahnstation verfrachten.

So weit, so gut – um ein Ticket für einen der Busse zu ergattern, standen wir eine gefühlte Ewigkeit an.
Beim Aussteigen machte ich dann einen taktisch sehr unklugen Fehler … ich ließ eine andere Famile vor.
Anstatt Sohnemann und mich danach auch aussteigen zu lassen, quetschte sich auf einmal der gesammte Rest der Busladung dazwischen und wir wurden von Männe getrennt.

Alles kein Problem…. wären nicht kleine Nummernzettelchen für die Seilbahnfahrt verteilt worden…..

Unser Reisebus erwischte D (Männe & FMIL) + E (Sohnemann &i ich) Tickets, die jeweils die Abfahrtszeiten der Seilbahn vorgaben. Zeitunterschied – 1h.

Super. Wir können nicht zusammen in der blöden Seilbahn fahren und dann liegt zwischen den Fahrten auch noch eine ganze Stunde?! Ihr könnt mich alle mal gaaaanz…..

Nach einem Blick auf die Abfahrtstafel wurde mir dann erneut ganz anders. Bis zur Abfahrt von D hatten wir noch über 2h Wartezeit! Das heißt, Sohnemann und ich würden über 3 Stunden sinnlos in der Gegend rumsitzen und Däumchen drehen! Wenn man auf einen Berg steigen will, denkt man ja nicht zwangsweise an Wartezeiten und packt sich diverse Unterhaltungsmedien ein….. hätte ich das gewusst..

Am Liebsten wäre ich mit dem nächsten Bus wieder zurückgefahren.

Ich habe mich dann doch noch zusammengerissen und die Wartezeit mit Diskussionen über Pokemon und der Beobachtung anderer japanischer Familien verbracht.

Endlich war es so weit! Die Türen der Seilbahn öffneten sich…. und die Menschenmassen quetschten uns direkt gegen das Fenster. Meh.

Was tut man in so einer Situation? Jawoll, man lässt die Gaijinvorteile spielen! Ich bin größer (und leider auch schwerer…) als das durchschnittliche GAL bzw. der durchschnittliche Salarymann! Ellenbogen raus und breit machen! Ihr glaubt garnicht, wie schnell wir Platz hatten….

 

Tja, wie schon gesagt – es war wolkig. Teilweise so sehr, dass man die Hand vor Augen nicht mehr vernünftig sehen konnte. Aber hey, die Wolken oben auf dem Fujisan waren dichter und eigentlich tut ein bissel Abkühlung bei der Hitze auch ganz gut!

Ausblick konnte man also vergessen..

…aber da waren ja auch noch die Blumen!

FMIL hatte mir eine Streckenkarte mit den verschiedenen Blumen organisiert. Gemeinsam blieben wir an jedem Pflänzchen stehen und bestaunten es angemessen inklusive zahlreicher Fotos.

Dieses Blümchen hier z.B. heißt „Chinguruma“. Es hat 3 Blühstadien und wächst nur auf (japanischen) Bergen über 2700 Meter.

 

Das ist übrigens das selbe Blümchen – nur noch in der ersten Phase!

 

 

Grüne Blumen sind irgendwie …. merkwürdig…

 

Aber es geht auch mit ein wenig mehr Farbe….

 

Der Rückweg war übrigens um einiges einfacher. Wir meldeten uns zusammen für die Seilbahn an, bekamen auch sofort die Tickets und durften den nächsten Bus zurück in Richtung Auto nehmen.

… und weil es so schön ist, gibts zum Schluss nochmal Chinguruma… mit ein bisschen Berg…

 


Kino in Japan – 風立ちぬ(Kazetachinu) vs. Pokemon

 

Im Sommer kam Studio Ghiblis neuestes Werk in die Kinos. Kazetachinu.

Als ausgewachsener Ghiblifan wollten Männe und ich ihn unbedingt sehen.. aber ein Blick auf den Trailer sagte uns – nichts für Sohnemann.

Nach langem hin und her wie wir es vielleicht doch noch hinbekommen, den Film zusammen zu schauen hatte ich irgendwann die Nase voll und bin mit Sohnemann in einen Buchladen geflüchtet bis der Rest sich geeinigt hatte.

Plan stand, FMil und Männe hatten sich online schon Tickets für Ghibli gekauft, Sohnemann und ich durften wählen.

Die Wahl viel auch nicht sonderlich schwer… Pokemon war grade mit vielen Promo-Aktionen angelaufen, also auf zum Kino und ab in die Warteschlange!

Haha..ha..ha… welche der Warteschlangen?!

Menschenmassen!

Männe grinste nur und drückte mir ein bisschen Geld in die Hand.. für Tickets und etwas essbares. Ich könne mich ja schon alleine um alles kümmern, sie würden schonmal in ihren Saal gehen. Mit einem über die Schulter gerufenen „wir treffen uns nach dem Film hier in der Mitte wieder“ waren sie *schwupps* in der Masse verschwunden.

Sohnemann und ich schauten uns an.

Hilfe?

In Yokohama war ich zwar schonmal im Kino, aber da gab es lustige Automaten auf denen man nur Bilder drücken musste und mit deren Kanjis ich relativ gut zurechtkam – aber hier gab es keine Automaten?! Nein, halt, es gab Automaten…aber nur für Onlinetickets?!

Auf zur Kasse.

Der junge Mann bekam Panik als klar wurde, dass wir die nächsten an seinem Schalter sein würden.

Er: „Ai no ingliiiissss“

Aha. Gut. Hatte ich eh nicht mit gerechnet (und fühlte mich in den Mäcces in Kamakura mit der Kaffeeaktion zurückversetzt..). Ticket kaufen kann ja nicht so schwer sein, liegen ja überall Bilder rum und das Vokabular dazu besitze ich auch. Also erster Versuch.

Ich (auf japanisch): “ Ich hätte gerne zwei Tickets für Pokemon. 1x Erwachsener, 1x Grundschüler.“

Er: „Ai noooooo iiiiingliiiiiiiissssss!!“ …Panik in den Augen, zitternde Hände..

Ich: „Kein Problem, ich spreche ja sowieso schon die ganze Zeit Japanisch mit Ihnen?!“

Er: „Ai! no! inglisss!“

Ich: „Ai noooo inglissssssss tuuuhuuuuuu!“

Oooookay. Ich glaube wir haben ein klitzekleines Verständigungsproblem hier. Hilfe?

Ein netter Mann hinter uns hatte wohl alles beobachtet und sprang uns zur Seite – „Sie spricht Japanisch! Aufwachen!“

Und siehe da, auf einmal war der „No Inglisss“-Man zu einem formvollendeten Roboter mutiert, der in gewohnter Monotonie nun auch uns Gaijinblagen Tickets über den Tresen schob. Woohoo!

Nächstes Problem – Essen.

Die Karte war unübersichtlich groß… Wir reihten uns also in die nächste Endlosschlange ein um unterwegs in Ruhe zu überlegen, was wir denn nehmen.

Pustekuchen. Japanische Effizienz (das Prinzip gilt übrigens nur für Kundenservice.. Arbeitseffizienz anderswo ist ein anderes Thema..) auf Hochtouren. Wir hatten grade noch genug Zeit um uns kurz zu verständigen..

Sohnemann: „Pokemonset!“

Ich: „Wirklich?? ist das nicht zu teu..“

Sohnemann: „Pokemonset!! Mit Salz!“

Verkäufer: „Was möchten Sie bestellen?“

Und schon trotteten wir mit einem Pokemon set davon…. ein riesiger Plastikeimer im Pokemondesign gefüllt mit salzigem Popcorn & eine Sprite.

Das Tablett sah…reichlich komisch aus… ziemlich unhandlich irgendwie. Aber wir wollten ja nicht meckern und trotteten brav zum „Gate“ auf dem die Saalnummern angezeigt wurden.

Das Prinzip an sich finde ich nicht schlecht, denn so behält man auch in einem solchen Riesenkino den Überblick.

Unsere Nummer blinkte auf und ein Teil der Menschenmasse wankte vollbeladen zu den Durchgangsschleusen, wo unsere Tickets gescannt wurden damit wir auch ja im richtigen Film landen.

Sohnemann und ich wurden allerdings aufgehalten.

Ticketdame (auf japanisch): „Ist das Ihr erstes Mal in Japan? Verstehen sie Japanisch? Braucht ihr Sohn irgendwas? Können wir ihnen helfen? Sollen wir Sie zum Kinosaal bringen, damit Sie sich nicht verlaufen?“

Ich: „Ööööhm.. nein, ja, nein, nein, nochmal nein. Wir kommen zurecht, danke.“

Ticketdame: „Oh da bin ich beruhigt. Hier haben Sie ein Promo-set – wir wünschen ihnen ein schönes Filmerlebniss!“

Mit diesen Worten drückte uns eine andere Dame einen Haufen Papierschnipsel in die Hand, einen kleinen Spielchip, eine Papier-Pokemon-mütze..und schubste uns weiter durch die Schleuse.

Wohoooo! Wir hatten es geschafft!!

Der Saal war auch leicht zu finden – nicht nur, dass alles auf dem Weg mit Pokemon ausdekoriert war.. auch die ganzen Eltern mit Kindern in Pokemonkostümen waren nicht zu verfehlen.

Das Licht wurde gedämmt, Sohnemann und ich warteten gespannt auf den Film…. und da begann es.

 

ALLE Menschen im Kinosaal packten wie auf ein unsichtbares Komando ihre Nintendo DS Kollektionen aus! ALLE! Ausnahmslos (..bis auf uns..)! Selbst die Erwachsenen!

Wir schauten ein wenig irritiert… was war grade passiert?! Haben wir irgendwas verpasst? Hätten wir auch einen DS mitbringen sollen? War es gar Pflicht?

Ein kleines Stimmchen neben uns brachte die Erleuchtung: „Papa, Paaaaapaaaaa!! Beeil dich! Ich will das Pokemon vom Chip jetzt sofoooort!“

Aha, der Spielchip… *nochmal rauskram*

„Als Special zu den neuen Pokemon Spielen X & Y schenken wir Ihnen hiermit das Super-Pokemon aus diesem Kinofilm! Andere Specials und downloads finden Sie in allen Pokemon-centern!“

Hmmm.. ok… unser Ds liegt in Deutschland… und wir sind ins Kino gegangen, um den Film zu sehen und nicht um zu daddeln! Und wie soll ich nun Sohnemann erklären, warum er seinen Ds nicht überall mit hinschleppen darf, aber alle anderen schon?

Kurz vor dem eigentlichen Film kam dann die Erlösung: „Bitte schalten Sie jetzt ihre Spielsysteme ab – der Film beginnt!“

Schwupps…waren alle Ds wieder in den Gucchi-Handtäschchen, Anpanmanrucksäcken und Salarymanntaschen verschwunden…

Der Film an sich war ok. Freundschaft, Ausgrenzung, Überwindung.. wenn Japaner sich mal mit solchen Sachen auch mal außerhalb eines Kinofilms beschäftigen würden….

Sohnemann hat es gefallen, die Dialoge waren zum Großteil so einfach, dass er auch folgen konnte und bei allem anderen habe ich dann grob mit übersetzt.

Den Sinn der komischen Tabletts habe ich dann auch wärend des Films verstanden… wenn man die Becherform des Tabletts in den Becherhalter des Sitzes steckt, hat man ein frei rotierbares Tablett! Sowas bräuchten wir in Deutschland auch!! Zumindest würde es Kinobesuche mit mehr als einem Kind deutlich erleichtern…

Nach dem Film blieben alle brav sitzen, bis auch der Abspann komplett durchgelaufen war. Jeder packte seinen Müll zusammen, sammelte verstreutes Popcorn auf und brachte alles brav zur Sammelstelle am Eingang.. Sehr löblich.
Das zog natürlich Sohnemanns Frage nach sich, warum die in Deutschland das nicht auch so machen..

Männe haben wir in der Masse auch irgendwann wiedergefunden.. Kazetachinu scheint ein guter Film gewesen zu sein.Vielleicht schaffe ich es ja auch irgendwann ihn zu sehen.

Der riesige Pokemon Popcorneimer existiert übrigens immernoch. Sohnemann hat ihn nach und nach mit Kleinigkeiten aus Yokohamas Pokemoncenter gefüllt – und im Handgepäck sicher mit nach Hause transportiert.. jetzt steht er neben dem Bett und wird fleißig von seinen Freunden bestaunt.

 


Sommer

Fast schon wieder eine Ewigkeit her..

Das Foto oben wollte ich eigentlich schon aus Japan gepostet haben, aber leider verweigerten die Gerätschaften ihre Dienste. So bekommt ihr es halt erst jetzt zu sehen.

Der Flug war ok, aber das ganze Umgesteige über Paris und Osaka hat mich ein wenig ausgenockt.

Sohnemann hatte – wie schon geschrieben- dieses Mal nur einen Mini-Meltdown in Osaka, der mit ein paar Kuscheleinheiten und Soba behoben werden konnte.

Mit meiner besseren Hälfte gab es dagegen ein wenig Knatsch, da es immer ein schlechtes Licht auf Eltern wirft wenn die Kinder in der Öffentlichkeit Tränchen kullern lassen.
Hab ihn ignoriert, da ich der Meinung bin, dass man das nach einem 18h Fluggewusel durchaus als Kind darf – selbst ich war ja kurz vorm Heulen, von daher hatte mein kleines Monster vollstes Verständniss meinerseits.

Den Rest des ersten Tages verbrachten wir dann am Familiengrab. Es war heiß. Höllisch heiß. Also..mir eigentlich garnicht so sehr, hatte ich mich doch vorher mit Salbeiextrakten und anderen kleinen Ekeldingen vollgepumpt.. eigentlich merkte ich es erst daran, dass Männe plötzlich klitschnass war. Ein kleiner Schock – wie jetzt?! Schwitzen kann der auch?? Seit wann das denn?! Irgendwann gibt es wohl immer ein erstes Mal..

Wärend uns also die sengende Sonne das Gehirn wegbrutzelte und wir fleißig den gesammten Grabstein in Wasser ertränkten, Blümchen austauschten und eine Jahrespackung Räucherstäbchen verbrauchten, erzählten wir Otousama alles, was die Monate vorher so geschehen ist.

Ich brauche immer erst einen Moment um mit diesem Verhalten zurechtzukommen. Ich meine, ich habe ihn im Sarg liegen sehen und seine Knochen in die Urne gelegt – und doch ist er irgendwie noch allgegenwärtig. Er wird behandelt als wäre er noch unter uns. Er bekommt Omiyage und seine Lieblingsgetränke. Ihm werden alle Sorgen erzählt und er wird um Rat gebeten.
Für mich ist das vollkommen fremd, da ich noch keinen der mir so nah stand verlieren musste.

Vielleicht brauche ich deshalb immer erst diesen Moment, in dem ich mich zusammenreißen muss um nicht zu weinen.

Sohnemann geht an die Sache anders heran. Er kann mit dem Wort „Tod“ an sich nichts anfangen und so hat er es vom ersten Mal an einfach akzeptiert, dass man mit dem Verstorbenen redet und sich um ihn kümmert wie um einen Lebenden.

Nach dem Besuch am Grab genossen wir den Sonnenuntergang am Strand  von Chiba. Für Sohnemann war es das erste Mal bewusster Kontakt mit dem Meer – und er hat es genossen! Hinterher durften wir ihn komplett umziehen, aber das glückliche Lächeln war es wert!


time for a break..

Es ist Zeit, für eine Tasse Tee.

Zeit, um die Hektik fallen zu lassen, die einen so fest im Griff hat.

Zeit, auf das Positive zu schauen.

Warum dauert es immer so lange, bis einem das auffällt?

Wir sind tatsächlich umgezogen. 3 Tage vor unserem Abflug nach Japan. Wir haben geflucht und uns gefetzt, bis wir einen Tritt bekamen und uns zusammenraufen mussten.

Jetzt haben wir uns wohnlich eingerichtet und genießen die neue Umgebung.

Kein Nachbar, der uns mitten in der Nacht mit Bob Marley weckt oder seine Bierflaschen rollen lässt. Keine Kampfhunde, die im Treppenhaus auf einen warten. Kein Waffenfreak, der für alle sichtbar seine Sammlung ins Fenster hängt. Keine undichten Türen mehr. Kein Schimmel im Bad.

Es ist ruhig. Und ungewöhnlich grün. Gut, im Moment ist es eher…matschig? Aber der nächste Frühling kommt.

Alles hat sich verändert.

Habe ich mich auch verändert?

Bestimmt.

Es ist Zeit für eine Tasse Tee.